Die Formel-E-Weltmeisterschaft 2025 ist vorüber. Mit Nissan-Werksfahrer Oliver Rowland als Weltmeister und Porsche als Team- und Herstellerweltmeister sind alle Wertungen vergeben. Zum Abschluss der Elektro-WM gibt es zahlreiche Gerüchte rund um die Fahrerpaarungen für das nächste Jahr. Motorsport-Magazin.com bringt euch auf den neuesten Stand.
Im Fokus des Fahrermarkts steht das Porsche-Werksteam. Dort ist hinter der Zukunft von Antonio Felix da Costa ein Fragezeichen. Es ist schon länger bekannt, dass Felix da Costa gerne wieder in der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC parallel zu einem Formel-E-Engagement an den Start gehen würde, so wie es in der Saison 2025 auch sechs andere Stammfahrer taten. Felix da Costa ging selbst von 2018 bis Ende 2023 in der WEC an den Start, gab das Doppel-Programm 2024 aber auf Anweisung von Porsche auf.
Antonio Felix da Costa will zurück in die WEC: Wofür waren all die Jahre gut?
"Ich habe sieben Jahre lang hart dafür gearbeitet, ein guter Langstreckenfahrer zu werden", hatte Felix da Costa beim Shanghai ePrix vor rund zwei Monaten gegenüber Motorsport-Magazin.com erklärt. "Ich bin zwei Jahre GTE für BMW gefahren, dann drei Jahre LMP2 und schließlich habe ich es in die Topklasse geschafft. Und jetzt - in der spannendsten Ära des Langstreckensports - bin ich nicht dabei. Ich frage mich: Wofür waren all die Jahre gut, die ich auf der Langstrecke verbracht habe? Ich will dabei sein, wenn es richtig spannend wird."
"Ich weiß, dass es ein Vorteil sein kann, so viel wie möglich Rennen zu fahren", fügte Felix da Costa in London hinzu. "Ich bin in dieser Phase meines Lebens, wo ich wirklich jedes Wochenende Rennen fahren möchte. Und darauf arbeite ich hin." Porsche zeigt sich jedoch grundsätzlich kritisch, was Doppelprogramme für seine Werksfahrer anbelangt. "Es gibt immer ein Programm, das klar Priorität hat", hatte Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Magazin.com beim Berlin ePrix klargestellt. "Die Programme dürfen sich nicht gegenseitig kompromittieren. Das zeigt, wie ernst wir das Thema nehmen."
Liegt Porsche-Entscheidung bei Felix da Costa? Der weiß von nichts
Zusätzlich angeheizt wurden die Porsche-Vorbehalte auch durch die Einsätze von Felix da Costas Teamkollege Pascal Wehrlein, der als Belohnung für seinen Titelgewinn 2024 bei den 24-Stunden-Rennen in Daytona und Le Mans sowie beim WEC-Rennen in Spa starten durfte. Wie Wehrlein selbst zugab, zehrten diese Engagements durchaus an seinen Kräften, wodurch Porsche sich in seinem strikten Ansatz bestätigt sah.
Laut unterschiedlichen Quellen verfügt Porsche zwar über eine Option auf Felix da Costa für nächstes Jahr, sollte der Portugiese sich aber nicht von seinem WEC-Wunsch abbringen lassen, würden sich die Zuffenhausener angeblich nicht querstellen. Abgesehen davon soll eine weitere Zusammenarbeit aber erwünscht sein, der Ball bei Felix da Costa liegen. "Haben sie (Porsche; d. Red.) dir das gesagt", schien er sich dieser vermeintlichen Lage selbst aber nicht bewusst zu sein, als er von Motorsport-Magazin.com in London darauf angesprochen wurde.

Nico Müller bei Porsche in den Startlöchern
Sollte Felix da Costa schlussendlich Porsche verlassen, so könnte der Formel-E-Champion von 2020 beim Jaguar-Werksteam ganz oben auf dem Zettel stehen. Dort wird nach einem Nachfolger für Nick Cassidy gefahndet, der den britischen Hersteller nach zwei Jahren als Vize-Weltmeister mit einer ordentlichen Portion Frust im Bauch verlässt.
Bei Porsches Werksteam könnte in einem solchen Fall wohl Nico Müller vom Porsche-Kundenteam Andretti auf der Pole Position stehen - und das trotz einer ernüchternden Saison, in der Müller meist Teamkollege Jake Dennis unterlegen war, dabei aber auch häufig vom Pech verfolgt war. Der in dieser Saison zuweilen stark aufgelegte Dan Ticktum (Kiro-Porsche) ist währenddessen laut Informationen von Motorsport-Magazin.com bei Porsche für nächste Saison kein ernsthaftes Thema.
Unruhe bei Andretti: Macht Weltmeister Jake Dennis den Abflug?
Andretti selbst ist derweil mit der Hängepartie um ihren derzeitigen Piloten Müller nur minder zufrieden. "Es ist eine Herausforderung, wenn du dein eigenes Schicksal nicht in der Hand hast und davon abhängig bist, was die Person macht, die diesen Fahrer kontrolliert", klagte Andretti-Teamchef Roger Griffiths in London im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.
Für Andretti wird der Fahrermarkt zusätzlich kompliziert, da laut eines Berichts des britischen Magazins 'The Race' auch Jake Dennis trotz laufenden Vertrages über einen Abschied nachdenkt. Dennis soll an einem Wechsel zu einem Werksteam interessiert sein. Sportlich überrascht das zumindest nicht, haben sich die Hersteller-Mannschaften nach zwei Kundenteam-Triumphen in der WM 2023 mittlerweile wieder klar als herrschende Kraft etabliert. Das erste Kundenteam tauchte in der Team-WM 2025 erst auf dem sechsten Rang auf (McLaren).
Dennis gab sich beim Saisonfinale in London zumindest auch keine Mühe, derartige Gerüchte abzustreiten. "Sie sind für gewöhnlich informiert", kommentierte der Brite gegenüber Motorsport-Magazin.com den Medienbericht. Andrettis Presseabteilung selbst ließ Fragen zur Causa an Teamboss Griffiths derweil gar nicht erst zu. Sollte ein Andretti-Fahrer das Team verlassen, so steht wohl überraschend ein Rookie in den Startlöchern. Die US-Amerikaner nutzten den Rookie-Test in Berlin als eine Art Shootout zwischen den Nachwuchsfahrern Frederik Vesti und Jak Crawford.
Citroen ersetzt wohl Maserati: Auswirkungen auf den Fahrermarkt?
Diffus erscheint die Situation auch im großen Stellantis-Konzern zu sein. Das niederländische Automobilkonglomerat tritt derzeit mit DS Automobiles als Antriebshersteller in Zusammenarbeit mit US-Rennstall Penske an. Kundenautos werden zudem an das monegassische MSG Racing vergeben, das aktuell noch mit Stellantis-Marke Maserati kollaboriert.
Laut diverser Medienberichte steht diese Partnerschaft aber vor dem Ende. Das finanziell angeschlagene Maserati soll sich zugunsten von Stellantis-Schwesterkonzern Citroen vor der nächsten Saison zurückziehen. Davon sollten die Fahrerplanungen jedoch unbeeinflusst bleiben. Klar ist: Bei DS Penske ist Maximilian Günther gesetzt, der über einen Vertrag direkt mit den US-Amerikanern verfügt.
Penske vor Verpflichtung von Mega-Talent, Cassidy vor Wechsel zu Stellantis
Zudem soll Penske das Nachwuchstalent Taylor Barnard unter Vertrag genommen haben, der von Abt-Teamchef Thomas Biermaier gegenüber Motorsport-Magazin.com als "bester Rookie, der in zehn Jahren da war" bezeichnet wurde. Barnard ging in dieser Saison noch für das Nissan-Kundenteam McLaren an den Start, das nach einer gescheiterten Käufersuche aber die Tore schließen muss. Günther-Teamkollege Jean-Eric Vergne, der seit 2018 ununterbrochen für DS fährt, soll derweil zu Kundenteam Citroen transferiert werden.
Dort soll der zweifache Formel-E-Champion dann auf Nick Cassidy treffen, der den Vernehmen nach bei Stellantis unterschrieben hat. Wie es für die aktuellen Maserati-Piloten Stoffel Vandoorne und Jake Hughes weitergeht, erscheint derzeit unklar. Zumindest Ersterer machte in London jedoch deutlich, dass er auch 2026 in der Formel E bleiben werde.
Überraschung bei Nissan: Norman Nato darf wohl bleiben
Klarheit dürfte bald auch bei Nissan um Weltmeister Rowland herrschen. Während ein Abschied Rowlands nie ernsthaft zur Debatte stand, gab es um Teamkollege Norman Nato schon deutlich eher Diskussionen angesichts eines gigantischen Punkte-Defizits zu Rowland von 21:184 Punkten. Doch überraschenderweise steht Nato vor einer Vertragsverlängerung, die schon in dieser Woche bekanntgegeben werden könnte. Sollte dies tatsächlich so kommen, dürfte das vor allem auf den Kontinuitäts-Wunsch bei Nissan zurückzuführen sein, nachdem die Fahrerpaarung beim japanischen Hersteller zuletzt viermal in Folge wechselte.


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