Pascal Wehrlein Interview: Vettels Talent wird Ferrari fehlen: (12:21 Min.)

Eigentlich ist das Flugzeug Pascal Wehrleins Wahlheimat. Durch das Doppelprogramm aus Formel E und Simulator-Job bei Ferrari sammelt der 25-Jährige Flugmeilen wie einst zu Formel-1-Zeiten. Dann kam Corona. Eine Zwangspause für den Motorsport und auch für Wehrlein, der derzeit so viel Zeit in seiner Wohnung in der Schweiz verbringt wie nie zuvor.

Motorsport-Magazin.com hatte die Gelegenheit, Wehrlein per Video-Interview zu kontaktieren. Und das rund sechs Stunden, nachdem sein Kumpel Sebastian Vettel und Arbeitgeber Ferrari die Trennung nach der Saison 2020 offiziell bekanntgegeben hatten.

"Er hat sehr gute Leistungen gezeigt. Seit Talent wird dort auf jeden Fall fehlen", sagte Wehrlein über den vierfachen Weltmeister, der sich bei Ferrari dafür stark gemacht hatte, dass Wehrlein auch nach seinem Aus bei Sauber im Formel-1-Umfeld bleiben kann. Wobei der gebürtige Sigmaringer eine baldige Rückkehr in die Königsklasse des Formelsports schnell ausschloss: "Momentan nicht."

Stattdessen muss Wehrlein wie alle anderen Rennfahrer auch hoffen, dass es trotz Corona bald wieder losgeht. Die Formel E, in der er zu seiner zweiten Saison für den indischen Rennstall Mahindra antritt, plant weitere Rennen im August und September - natürlich hinter verschlossenen Türen.

Wehrlein: Am wenigsten vermisse ich die Reiserei

Solange kann Wehrlein die seltene Zeit zuhause 'genießen'. "Am wenigsten vermisse ich die Reiserei", sagt der DTM-Champion von 2015. "Ich bin jetzt seit zwei Monaten an einem Ort, das gab es in den vergangenen zwei Jahren nie, seit ich dieses Doppelprogramm habe. Ich war teilweise fünf Tage pro Woche weg und noch länger, wenn ich zu Rennen geflogen bin. Es tut mir gut, mehr zuhause zu sein und weniger im Flugzeug zu sitzen."

Da bleibt auch endlich mal ein wenig Zeit für die Heimarbeit. Das kann er, schließlich hat Wehrlein eine Ausbildung als Feinwerkmechaniker abgeschlossen. Und gut für seine zahlreichen Fans: Wehrlein gibt in Corona-Zeiten sogar den einen oder anderen Einblick ins Privatleben. Davon sah der 39-fache Grand-Prix-Starter - ähnlich wie Vettel - in der Vergangenheit ab.

Wehrlein und Social Media

Auf seinem Instragram-Profil mit knapp 150.000 Followern bei nur etwas mehr als 50 Fotos gewährt Wehrlein seltene Einblicke, unter anderem nahm er sie mit beim Bau eines Schuhschrankes, der Einrichtung eines Fitness-Studios und auch ein Bild samt junger Dame an der Seite veröffentlichte er.

Wehrlein: "Ich habe renoviert, dafür hat mir ja leider immer die Zeit gefehlt. Durch die ungünstige Situation hatte ich Zeit, das mal alles zu machen. Es gibt sonst ja auch nix, was man machen kann, außer, sich selbst zuhause zu beschäftigen." Wenn die Rennerei und Fliegerei weitergeht, dürfte es aber wieder ruhiger werden in seiner Social-Media-Welt: "Ich versuche immer noch alles ein bisschen privat zu halten."

Der nächste Simulator

Mehr zeigt Wehrlein in diesen Wochen in der virtuellen Welt des Motorsports. Für sein Team Mahindra startet er in der jungen Formula E Race at Home Challenge gemeinsam mit den anderen 23 Piloten der Elektro-Rennserie. Offenbar ist Wehrlein ein Natur-Talent: Obwohl der Simulator erst seit Kurzem im Wohnzimmer steht, konnte er das letzte Rennen im virtuellen Monaco vor Seriensieger Max Günther gewinnen.

"Vor Corona saß ich bei Mahindra und Ferrari teilweise fünf Tage die Woche im Simulator. Ich bin quasi von einem in den nächsten geflogen, deshalb habe ich versucht, das zuhause zu vermeiden", sagt Wehrlein, der sich zuhause drei bis vier Stunden auf die Rennen der Formula E Race at Home Challenge vorbereitet.

"Aber auch nicht viel mehr, weil das nicht nah genug an der Realität dran ist", sagt Wehrlein ehrlich. "Das ist einfach nur, um ein bisschen Spaß zu haben." Und für die Fans der Serie und Fahrer eine gute Gelegenheit, auch in der Zwangs-Rennpause am Treiben ihrer Helden teilzuhaben.

Warum hast du 'ne Brille auf?

Dabei erhalten sie ganz neue Einblicke, etwa, dass Wehrlein die Sim-Rennen - und unser Video-Interview - mit einer Brille bestreitet. Ein Bild, das es so zuvor zumindest nicht in der Öffentlichkeit zu sehen gab. Pascal klärt auf: "Das ist eine Blaulichtbrille. Wenn ich viel am Handy, Laptop, Simulator oder Playstation sitze, benutze ich sie. Die hat aber keine Sehstärke. Meine Augen sind topfit, ich esse jeden Tag meine Karotten!"