Badoer in Fiorano: Hier kennt er sich aus., Foto: Ferrari
Badoer in Fiorano: Hier kennt er sich aus., Foto: Ferrari

Irgendwie tut einem Luca Badoer schon leid. Seit Jahren gilt er als der Inbegriff des Ferrari-Testfahrers, der unermüdlich tausende Kilometer für Michael Schumacher, Kimi Räikkönen und Felipe Massa abspulte. Jetzt bekommt er endlich die Chance, in einem Formel-1-Auto für Ferrari Rennen zu bestreiten und erntet dafür nur Spott und Hohn. In unseren Lehren des 12. WM-Laufs in Belgien wurde Badoer zum Running Gag und auch sonst führen seine letzten Plätze in bislang nahezu allen Trainings, Qualifyings und Rennen zu harscher Kritik.

Badoer ist zu langsam - das ist Fakt. Die Zeitenlisten lügen nicht. Von einem Ferrari-Fahrer muss man auch auf einer unbekannten Strecke und ohne Erfahrung mit dem aktuellen Auto mehr erwarten können. Trotzdem wollen wir an dieser Stelle eine Lanze für den Prügelknaben der Weltpresse brechen: Luca Badoer kann schnell Formel 1 fahren!

Zwischen 1999 und 2009 absolvierte der Italiener an 469 Testtagen 31.374 Testrunden respektive 131.943 Testkilometer. Dabei fuhr er aber nicht nur unter Ausschluss der Konkurrenz auf den Ferrari-Teststrecken in Fiorano und Mugello. Badoer war auch zusammen mit der Konkurrenz im Einsatz.

Die Fans sind mit ihrem Urteil gnadenlos., Foto: Sutton
Die Fans sind mit ihrem Urteil gnadenlos., Foto: Sutton

Zum Beispiel im September des letzten Jahres, als er einen seiner bis heute letzten F1-Tests für Ferrari absolvierte und an seinem Testtag schneller war als die beiden Stammpiloten Räikkönen und Massa. Einen richtigen Konkurrenzvergleich gab es in den Vorjahren öfter, etwa Ende Januar 2005 in Barcelona. Dort fuhr Badoer an drei Testtagen in Folge die Tagesbestzeit und ließ unter anderem Juan Pablo Montoya im McLaren, Felipe Massa im Sauber und Michael Schumacher im zweiten Ferrari hinter sich.

Mit Blick auf sein Heimrennen in Monza sprach Badoer zuletzt davon, dass er dort den F1-Rundenrekord halte (2004, 1:19.659 Minuten) und in die Punkte fahren möchte. Bei einem Viertagestest im Juni 2004 fuhr Badoer an zwei der drei Testtage die Bestzeit in einem F2004 - gegen die versammelte Konkurrenz von BAR, Sauber, Williams, Toyota und McLaren.

Klar, Testfahrten sind Testfahrten. Man weiß nie, wer mit welchem Testprogramm, welchen neuen Teilen, welchen Reifen und welcher Spritmenge gefahren ist. Aber das ist nicht das Wichtigste. Das Wichtigste ist, dass Luca Badoer einen Ferrari schnell bewegt hat und nicht als Schlusslicht zwei bis drei Sekunden hinter dem Rest der Welt lag. Er bleibt eben doch der Inbegriff des Ferrari-Testfahrers.