1. - S wie Startaufstellung

"Was für eine Runde", strahlte Lewis Hamilton nach seiner Fahrt auf Saison-Pole Nummer 3. "Mein erster Versuch im dritten Teil des Qualifyings war nicht schlecht, aber beim letzten Versuch lief wirklich alles glatt, und ich erwartete sogar eine noch bessere Zeit."

Damit konnte die Konkurrenz nicht dienen. Egal ob Felipe Massa im Ferrari oder Heikki Kovalainen im zweiten McLaren, beide waren langsamer als der Silverstone-Sieger. Wir haben das ganze Wochenende Schwierigkeiten gehabt, ein gutes Setup zu finden", klagte Kimi Räikkönen, der sogar nur auf Platz 6 landete. "Gestern Nachmittag schienen wir auf einem guten Weg zu sein. Wir wollten diesen Weg heute Morgen weitergehen, aber das war nicht die richtige Entscheidung."

Viel besser erwischten es Jarno Trulli und Fernando Alonso. "Wir wussten, dass die Spitze für uns heute außer Reichweite war und dass es in Q3 für Robert [Kubica] eng werden könnte, Fernando Alonso zu schlagen", verriet Willy Rampf. "Aber Jarno Trulli war für uns eine echte Überraschung." Der Italiener schnappte sich die vierte Startposition. Direkt dahinter platzierte sich Alonso. "Das war besser als erwartet, denn wir waren mit unserem Auto nicht zufrieden", sagte der Spanier. "Am Ende ist P5 eine schöne Überraschung."

Die Überraschungen begannen hinter den Top-3., Foto: Sutton
Die Überraschungen begannen hinter den Top-3., Foto: Sutton

Der beste BMW Sauber-Fahrer startet von Platz 7. "Wir haben uns vom Qualifying natürlich mehr versprochen", gestand Mario Theissen. "Wir sind mit dem Ergebnis nicht zufrieden." Heidfeld geht sogar nur von Platz 12 ins Rennen. "Ich habe es vermasselt", sagte er ehrlich. Vor der Haarnadel bremste er ein paar Meter zu spät, die Hinterräder blockierten und die Runde war dahin.

2. - S wie Start

Angesichts der schwachen Startpositionen einiger Favoriten wollen gleich mehrere Fahrer am Start möglichst weit nach vorne kommen. Nico Rosberg baut von Platz 13 auf die guten Starts des Williams, doch vor ihm stehen mit Heidfeld und Glock zwei Landsleute, die das gleiche Ziel verfolgen.

Ganz vorne macht sich Norbert Haug keine Sorgen um seine Fahrer. "Mit Heikki auf Startplatz drei auf der sauberen Seite der Strecke haben wir eine gute Ausgangsbasis für das Rennen", betont er. Aber auch auf der schmutzigen Seite macht sich Jarno Trulli keine Gedanken. "Über Fernando hinter mir denke ich nicht nach - ich habe in diesem Jahr genug Rennen beendet und fürchte mich nicht vor dem Start."

3. - S wie Schlüsselstelle

"Von außen nach innen und wieder nach außen", so fährt man laut Sebastian Vettel am besten durch die erste Kurve. Etwas genauer sieht seine Beschreibung so aus: "Man kommt im 7. oder 6. Gang an, versucht möglichst nah innen am Randstein zu bleiben und muss aufpassen, dass man die Pylonen nicht trifft, sonst ist der Frontflügel schnell hin." Am Kurvenausgang sollte man die Rasengitterteppiche am besten meiden. "Die können sehr heikel werden. Im Trockenen ist es ganz gut, da fährt man idealerweise bis an den Teppich heran, aber nicht darauf."

Seine Lieblingsstelle ist eine andere: die zweite Hochgeschwindigkeitskurve des Kurses eingangs des Motodroms. "Die Kurve ist sehr schwierig einzusehen, man fährt blind hinein, sieht nur den Horizont und die Tribüne", beschreibt Vettel. Die Kurve ist etwas schneller als die erste, hängt zudem etwas nach innen. "Man kann es noch mehr fliegen lassen, braucht dazu aber eine Portion Mut und Herz."

Die beste Überholmöglichkeit gibt es vor der Spitzkehre. "Man muss sich auf der Parabolika im Windschatten ansaugen und dann den Gegner ausbremsen", sagt Timo Glock. "Aber selbst das ist schwierig."

4. - S wie Setup

Hockenheim verlangt nach einem Setupkompromiss., Foto: Sutton
Hockenheim verlangt nach einem Setupkompromiss., Foto: Sutton

Für die Abstimmung des Autos sind nicht die zwei schnellen Stellen am wichtigsten, sondern die letzten beiden Kurven. Vettel durchfährt diese in einem Schwung im vierten Gang. "Wenn es ideal läuft, geht man nicht vom Gas", sagt er. "Die meisten Autos haben hier mit Untersteuern zu kämpfen, dann kann man hier mehr Zeit verlieren als in einer schnellen Kurve."

Im Vergleich zum klassischen Highspeed-Layout von Hockenheim stellt der Kurs nach seinem Umbau einen typischen Vertreter der sogenannten "Medium Downforce"-Strecken dar. In puncto Set-up gilt es einen Kompromiss zu finden, der sowohl auf der langen Gegengeraden wie auch im winkligen Motodrom funktioniert. Die Piloten müssen Grip im engen Motodrom opfern und eher auf eine gute Endgeschwindigkeit auf den Geraden setzen - um nicht überholt zu werden und selbst Gegner schnappen zu können.

Bremsen Der Hockenheimring stellt für die Bremsen eine der härtesten Herausforderungen der Saison dar, vergleichbar mit dem Kurs in Bahrain. Die Bremsstabilität ist auf diesem Kurs besonders vor Turn 6, der engen Haarnadel am Ende der langen Geraden, ein entscheidender Faktor. Dort verzögern die Autos aus mehr als 300 km/h und es kann leicht zu blockierenden Rädern kommen - umso mehr nach dem Wegfall der elektronischen Bremsunterstützung.

Aufhängung Die langen Geraden und langsamen Kurven von Hockenheim verlangen nach zwei widersprüchlichen Eigenschaften der Radaufhängung: steif, um bei hoher Geschwindigkeit die volle aerodynamische Abtriebsleistung zu nutzen, und weich, um optimalen Grip zu genießen. Grundsätzlich wird dieses Dilemma so gelöst, dass die Autos relativ weich abgestimmt werden. Das Auto erhält ein "nach vorn verlagertes Set-up", also eine mechanische Abstimmung, bei der die Front steifer eingestellt ist als das Heck. Dies verbessert Grip und Traktion und optimiert zugleich das Bremsvermögen. Die Bremsstabilität ist auf diesem Kurs besonders vor dem angesprochenen Turn 6 ein entscheidender Faktor. Bei der Verzögerung aus hoher Geschwindigkeit ergeben sich immer wieder gute Überholmöglichkeiten. Dieser Streckenabschnitt spielt in den Set-up-Überlegungen deshalb eine große Rolle.

Motor Hockenheim war immer ein "Motorenkurs", doch seit dem Umbau haben sich die Anforderungen an die Triebwerke entschärft. Rund 63 Prozent einer Runde laufen die V8-Motoren unter Volllast, das entspricht in etwa dem Saisondurchschnitt. Zwar weist das Layout so gut wie keine Hochgeschwindigkeitskurven auf, doch wird das durch die lange Gegengerade ausgeglichen. Neben der Spitzenleistung ist vor allem ein guter Durchzug aus niedrigen Drehzahlen gefragt. Ein hohes Drehmoment ist entscheidend für die Beschleunigung aus den vielen langsamen Kurven heraus.

5. - S wie Strategie

Im Trockenen könnte die Entscheidung beim Boxenstopp fallen., Foto: Sutton
Im Trockenen könnte die Entscheidung beim Boxenstopp fallen., Foto: Sutton

Die Frage nach der Strategie lässt sich in Hockenheim leicht beantworten: die meisten Teams tendieren zu einer Zweistoppstrategie, einige der besonders leichten Fahrer könnten jedoch auf drei Stopps setzen. "Die Toyota haben im Training nicht so gut ausgesehen. Das stellt natürlich die Frage in den Raum, wie leicht sie sind", sagt Alex Wurz. "Grundsätzlich glaube ich aber, dass das Auto am Schluss nicht so schlecht war. Bei Alonso glaube ich, dass er eine Spur leichter war, aber prinzipiell muss man sagen, dass Renault in den vergangenen Rennen sehr stark aufgeholt hat." Felipe Massa stellt schon allein aus Selbstmotivationsgründen die Frage nach der Spritladung von Lewis Hamilton und Heikki Kovalainen. Superleicht werden diese aber wohl nicht sein, auch nicht um beim Mercedes-Heimspiel besonders weit vorne zu starten.

6. - S wie Sonntagswetter

Traue keinem Frosch, schon gleich gar keinem, der dir das Wetter vorhersagen möchte. In Hockenheim bewahrheitete sich diese These: "Vielleicht müssen wir unseren Wetterdienst mal überprüfen", sagte Sebastian Vettel am Freitag. "Es war Regen für Nachmittag vorhergesagt, aber wie wir sehen: es scheint die Sonne..." Auch BMW Sauber hatte im 2. Training mit Regen gerechnet, der kam ebenso wenig wie im 3. Training oder im Qualifying. "Die Wetterprognosen sind nach wie vor unsicher. In unserer Situation würde uns ein Regenrennen helfen", hofft Mario Theissen. Lewis Hamilton würde sich davon, nach seiner überlegenen Vorstellung von Silverstone nicht, abschrecken lassen. "Sollte es morgen Früh regnen, werde ich nicht einmal blinzeln, denn mir ist beides recht."

Schwieriger sieht es beim Wind aus. "Keiner hat es geschafft, die besten Sektoren in eine Runde zu packen, weil es mit dem Wind sehr schwierig war", verriet Nico Rosberg. "Der hat sich die ganze Zeit geändert, auch von einer Kurve zur nächsten. Da kam er einfach aus einer anderen Richtung oder war stärker und schwächer." Somit war es für die Fahrer nicht leicht, das Auto auf der Ideallinie zu halten, besonders im Motodrom - dort hatten auch Lewis Hamilton und Heikki Kovalainen zu kämpfen.

"Wind ist immer schwierig, weil das Auto dann unkonstant zu fahren ist", sagt Fernando Alonso. Auf der einen Runde sei es okay, auf der nächsten bekomme man plötzlich Über- oder Untersteuern, weil der Wind stärker oder aus einer anderen Richtung bläst. "Es kann sich von Runde zu Runde, sogar von Kurve zu Kurve ändern", weiß Alonso. "Man muss noch während es passiert seinen Fahrstil daran anpassen."

7. - S wie Spannung

Ferrari gegen McLaren, McLaren gegen Ferrari. Hamilton auf der Pole, Massa direkt daneben, Kovalainen dahinter und Räikkönen aus dem Hinterhalt - wer daraus beim aktuellen WM-Stand von drei punktgleichen Führenden keine Spannung zieht, dem ist nur schwer zu helfen. Trotzdem erwartet Alex Wurz nichts vom Rennen. "Ich hoffe nur, dass Massa dem Lewis das Leben schwer macht, damit der hier keine One-Man-Show abzieht."

Die Fans erwartet ein spannendes Rennen., Foto: Sutton
Die Fans erwartet ein spannendes Rennen., Foto: Sutton

Aber auch im Mittelfeld bahnt sich Spannung an. "Mit den Startpositionen sieben und zwölf wird das sicher kein einfaches Rennen", prophezeit Willy Rampf. Dennoch gibt Mario Theissen die Punktehoffnungen für seine Fahrer nicht auf. "Unsere Long Runs waren wirklich gut, wir haben uns am Freitag gut auf das Rennen vorbereitet", sagt er.

Dazu muss BMW Sauber an den Überraschungen des Samstags vorbei. "Punkte sind realistisch, aber man darf auch nie das Podest aus den Augen verlieren", hat Jarno Trulli Champagner geleckt. "Man muss immer an seine Podestchancen glauben."

Für die Konkurrenz könnten Trullis Hoffnungen zum Problem werden - der berüchtigte Trulli-Train lässt grüßen. "Ich habe dieses Jahr bewiesen, dass ich im Rennen genauso schnell bin wie im Qualifying", verteidigt er sich. Fernando Alonso setzt sich niedrigere Ziele. "Wir haben vielleicht nicht die Pace von Ferrari und BMW Sauber", gibt er zu. "Ich starte als Fünfter, Räikkönen als Sechster und Kubica als Siebter - in einem normalen Rennen kommen sie vor mir ins Ziel." Allerdings gab es in dieser Saison bislang nur wenige normale Rennen...