Alle Augen ruhten auf McLaren. Nach der Qualifying-Affäre von Ungarn drehte sich alles um Fernando Alonso, Lewis Hamilton und Ron Dennis - wie würde es diesmal ablaufen? War der Frieden vom Donnerstag wirklich die Rückkehr zur Normalität? Bei den Boxenstopps: ja. Die Silbernen kamen sich beim Reifenwechseln nicht gegenseitig in die Quere. Dafür hätte diesmal Alonso beinahe den zweiten Angriff auf die Pole verpasst. Erst vier Sekunden vor dem Ablaufen der Zeit ging er über die Linie.

Für die Bestzeit reichte es allerdings nicht. Die ging zum fünften Mal in dieser Saison an Felipe Massa. Der Brasilianer setzte sich um wenige Hundertstel gegen Lewis Hamilton durch. Für Kimi Räikkönen reichte es nur zu Startplatz 3. Neben ihm wird Alonso von Rang 4 ins Rennen gehen. "Das Qualifying war okay", gab sich Ron Dennis erstaunlich zufrieden. "Warten wir das Rennen ab", sagte er viel sagend. "Die Startaufstellung spiegelt die unterschiedlichen Tankstrategien wieder. Unsere Fahrer haben verschiedene Richtungen gewählt, aber beide tolle Leistungen gezeigt." Bei Ferrari war Stefano Domenicali ähnlich zufrieden. "Es war wichtig für uns, hier vorne zu stehen. Wir werden auch morgen schnell sein. Aber wenn wir unser Ziel erreichen wollen, müssen wir gewinnen."

Felipe Massa sieht die Ausgangssituation dafür gegeben. "Wir haben ein gutes Auto", sagte er. "Das haben die Freien Trainings bewiesen. Aber McLaren ist auch konkurrenzfähig, es wird also ein tolles Rennen für die Zuschauer." Schon im Qualifying war es extrem eng. "Man konnte wirklich sehen, dass hart gekämpft wurde. Ich habe eine tolle Runde hingelegt und bin stolz darauf, vor allem nach dem katastrophalen Ergebnis in Ungarn." Lewis Hamilton zeigte sich trotz seines 2. Platzes ähnlich zuversichtlich. "Ich freue mich über das Ergebnis. Wir waren im Training recht schnell, in den ersten beiden Qualifyingsegmenten hatte ich dann kein so gutes Gefühl, aber meine Runde im Q3 war okay." Nur Kimi Räikkönen war mit seiner letzten Runde nicht ganz zufrieden. "Ich hatte in den letzten Kurven etwas Übersteuern, aber P3 ist gut. Klar wäre ich lieber auf der Pole, aber wir haben ein gutes Auto für morgen." Das glauben alle drei Piloten in den Top-3 und wohl auch Fernando Alonso dahinter.

Im weiß-blauen Verfolgerduell setzte sich Robert Kubica knapp gegen Nick Heidfeld durch - beide BMW Sauber werden aus der dritten Reihe starten. "Die Frage, warum ich hinter Robert stehe, kommt immer wieder - die Antwort ist die gleiche", sagte Heidfeld. "Das wird sich erst morgen erklären." Nico Rosberg steht dahinter neben Heikki Kovalainen auf Rang 8. Für Alex Wurz war schon im zweiten Qualifyingabschnitt Schluss. "Die Enttäuschung ist groß", gestand er. "Ich kann nicht von Zufriedenheit sprechen. Im ersten Qualifying lief es ganz gut, im zweiten hatte ich Übersteuern. Das bekommt man nicht so schnell weg. Danach hatte ich keine Chance mehr." Da er laut Reglement bis zum Rennen nichts verändern darf, müsse er jetzt auch im Rennen damit leben. "Schauen wir, was dabei herauskommt."

Die Deutschen waren in Istanbul extrem schnell - schon im Training kassierten Ralf Schumacher, Nick Heidfeld und Nico Rosberg 600 bis 2.400 Dollar Geldstrafe, weil sie zu schnell durch die Boxengasse fuhren. Sebastian Vettel hatte so ein Problem nicht - er war zu langsam, um in das 2. Qualifying vorzudringen. "Uns wurde die Strategie durchs Wiegen kaputt gemacht", verriet er. "Wir wurden zum Wiegen reingeholt, das hat sich hingezogen, so konnte ich nur zweimal raus, nicht wie mein Teamkollege dreimal."

Direkt hinter Vettel reihte sich wie üblich Adrian Sutil auf dem 21. Rang ein. "Ich habe das Setup ganz gut hingekriegt, im letzten Freien Training hatten wir noch Untersteuern, sind das Risiko jedoch eingegangen noch eine Veränderung vor dem Qualifying vorzunehmen", erklärte der Spyker-Pilot. "Ich habe die letzte Runde trotz ziemlich viel Verkehr ganz gut hingekriegt. Es sieht so aus, als wenn wir an den Toro Rosso dran sind. Im Rennen sollten wir eh schneller sein als im Qualifying."

Darauf hofft auch Ralf Schumacher. Er schied überraschend schon in der ersten Session aus. Dabei schien er die Qualifyingprobleme der ersten Rennen zuletzt überwunden zu haben. Ein Schuldiger war nicht auszumachen, es lag an mehreren Dingen: "Wir hatten größere Probleme mit dem Auto. Auf einer Runde ist mir Hamilton vor die Nase gefahren, beim nächsten Run war das Auto extrem nervös und die Reifen waren nicht aufgewärmt - es war eine Kombination, die sicherlich schade war." Zum Rennen wollte er sich noch nicht äußern. "Schauen wir mal. Erst muss ich einen guten Start hinlegen und dann sehen wir weiter. Man kann überholen, hoffentlich können wir das ausnutzen."

Das Qualifying im Überblick

1. Session
Zwischenfälle: Dreher Yamamoto
ausgeschieden: Liuzzi, Schumacher, Sato, Vettel, Sutil, Yamamoto
Top-6: Räikkönen, Alonso, Massa, Hamilton, Kubica, Heidfeld
2. Session
Zwischenfälle: beide BMW Sauber auf die Tausendstelsekunde gleich
ausgeschieden: Davidson, Webber, Coulthard, Barrichello, Button, Wurz
Top-6: Alonso, Räikkönen, Hamilton, Massa, Kubica, Heidfeld
3. Session
Zwischenfälle: keine
Top-6: Massa, Hamilton, Räikkönen, Alonso, Kubica, Heidfeld