Eigentlich wollte Red Bull seine Fahrerpaarung für 2026 nach Mexiko bekanntgeben, doch die Entscheidung wurde angesichts des Titelkampfs vertagt. Die Redaktion von Motorsport-Magazin.com braucht keine weitere Bedenkzeit. Wer fährt wo im Red-Bull-Kosmos? Das sind die Tipps für die kommende Formel 1-Saison.
Florian Niedermair: Für den Sitz bei Red Bull Racing hat Red Bull eigentlich keine gute Wahl. Entweder man plagt sich ein weiteres Jahr mit Yuki Tsunoda ab, der sich kaum steigern wird, oder man geht mit Isack Hadjar auf Risiko. Wohl wissend, dass man damit Gefahr läuft, das nächste Nachwuchstalent zu verbrennen. Denn trotz seiner guten Rookiesaison wird wohl auch er gegen Max Verstappen nicht viel Land sehen.
Alternativen von außerhalb? Will man nicht und hat man nicht. Ich gehe davon aus, dass Red Bull sich dennoch für Hadjar entscheiden wird. Der Franzose hat schon einmal überrascht, vielleicht schafft er es auch im Bullenteam. Bei den Racing Bulls halte ich es prinzipiell mit Jacques Villeneuve und würde sehr gerne Alex Palou im Cockpit sehen. Wird natürlich nicht passieren, also bleiben wir mal realistisch: Für ein Cockpit habe ich Arvid Lindblad auf dem Zettel. Seine Nachwuchskarriere war beeindruckend, seine erste F2-Saison ist solide.
Das Vertrauen von Dr. Helmut Marko und Co ist nicht erst seit seinem FP1-Auftritt in Mexiko ungebrochen. Das zweite Cockpit wird auf eine Entscheidung zwischen Yuki Tsunoda und Liam Lawson hinauslaufen. Der eine verliert mit Saisonende seine Honda-Rückendeckung, der andere hat seine Rookie-Lorbeeren schon längst verbraucht. Mein Tipp: Tsunoda bekommt noch eine Chance im Nachwuchs-Team, einfach weil er eine gute Referenz für Lindblad ist. Aber ich könnte genauso gut eine Münze werfen.
Florian Niedermairs Tipp:
Red Bull: Verstappen/Hadjar
Racing Bulls: Lindblad/Tsunoda
Kerstin Hasenbichler: Vier Fahrer, drei freie Cockpits (Verstappen steht nicht zur Debatte): Was auf dem Papier nach einem Luxusproblem für Red Bull aussieht, ist bei genauerem Hinsehen eher das Gegenteil. Denn Quantität und Qualität sind zwei Paar Schuhe. Aus Performancesicht macht für Red Bull nur Isack Hadjar Sinn, allerdings läuft das Team mit der Wahl für den Franzosen auch Gefahr, einen potenziellen Verstappen-Nachfolger zu verheizen.
Den Racing Bulls rate ich, auf die Zukunft zu setzen. Immerhin liegt es in der DNA des Teams, Nachwuchsfahrer aus der eigenen Red-Bull-Schmiede eine Chance zu geben. Liam Lawson hat sich von der Schmach, nach zwei Rennen degradiert zu werden, 2025 nicht unterkriegen lassen und bis dato sogar mehr Punkte geholt als sein Red-Bull-Nachfolger Tsunoda. Natürlich war der RB21 bis Monza definitiv das schwierigere Auto, daher ist der punktemäßige Vergleich zwischen Tsunoda und Hadjar/Lawson etwas schwierig.
Trotzdem würde ich im Fall von Red Bull und Racing Bulls auf Konstanz setzen und die aktuelle Fahrerpaarung auch 2026 beibehalten. Arvid Lindblad hat in seinem FP1-Einsatz in Mexiko sein Talent definitiv unter Beweis gestellt. In der Formel 2 liegt er aktuell aber "nur" auf Rang sieben, daher wäre es meiner Meinung nach besser dem 18-Jährigen lieber noch ein Jahr zu geben, bevor er in die Formel 1 und damit in den Fokus der Öffentlichkeit rückt.
Kerstin Hasenbichlers Tipp:
Red Bull: Verstappen/Tsunoda
Racing Bulls: Lawson/Hadjar
Stephan Heublein: So viel Auswahl und doch keine wirklich starken Optionen. Eins ist klar, egal wer im zweiten Cockpit neben Max Verstappen sitzen wird - er wird gegen den vierfachen Weltmeister den Kürzeren ziehen. Auch in der neuen F1-Ära. Die Frage ist: Wer wird am wenigstens vom Niederländer zerstört - oder wen möchte man noch nicht zerstören lassen. Sprich: Ist es für Isack Hadjar zu früh, schon neben Verstappen zu fahren? Würde er dadurch verheizt? Ich sage: Nein! Wenn er sich jetzt nicht gegen ihn würdevoll behaupten kann, wird er auch nie der Mann sein, den Red Bull sucht - nämlich der nächste Verstappen.
Yuki Tsunoda sah in dieser Saison bei zu vielen Gelegenheiten zu schwach aus, um seinen Platz im Hauptteam zu behalten - eine Rückkehr zu den Racing Bulls erscheint mangels nachrückender Alternativen aber als sichere Option. Zudem lässt es den Kontakt nach Sakura nicht gänzlich abreißen. Arvid Lindblad fährt als derzeit Siebter keine überragende F2-Saison, die einen Aufstieg in die Königsklasse rechtfertigen würde - trotz zwei Siegen. Eine zweite Chance für Liam Lawson bei Red Bull wäre nach dem übereilten Rauswurf Anfang 2025 vielleicht fair, aber die Formel 1 ist nicht dazu da, fair zu sein. Seine Leistungen bei den Racing Bulls würden es auch nicht unbedingt rechtfertigen. Er kann froh sein, dass Lindblad keine bessere F2-Saison fährt, sonst würde sein Cockpit gefährlich wackeln.
Stephan Heubleins Tipp:
Red Bull: Verstappen/Hadjar
Racing Bulls: Lawson/Tsunoda
Christian Menath:Wer soll neben Max Verstappen fahren? Yuki Tsunoda macht dieses Jahr sicherlich keinen überragenden Job an der Seite des Überfliegers, aber wer hat das schon geschafft? Eine Garantie dafür, dass jemand in diesem Cockpit performt, gibt es nicht. Deshalb würde ich Tsunoda im Cockpit lassen. Dass ein Schleudersitz keine gute Lösung ist, hat die Vergangenheit gezeigt. Konstanz könnte Tsunoda helfen.
Auf der anderen Seite denke ich dabei auch an Isack Hadjar und die Zukunft von Red Bull. Der Franzose macht in diesem Jahr einen tollen Job, aber er soll bitte nicht an der Seite von Max Verstappen verheizt werden. Vielleicht wäre der Start in eine neue F1-Ära der richtige Zeitpunkt, aber ich habe trotzdem Angst um seine Zukunft. Lieber noch ein Jahr Racing Bulls für ihn, um ein solides Fundament für die Zukunft zu haben.
Außerdem sehe ich ohne Hadjar ein Problem bei den Racing Bulls: Yuki Tsunoda soll aufgrund der TPC-Problematik und den 'alten' Honda-Motoren im Red-Bull-Universum bleiben. Tsunoda zurück zu den Racing Bulls? Halte ich für schwierig. Bleibt noch die Frage, wer den zweiten Racing Bullen fahren soll. Lindblads sofortige Beförderung ist für mich kein Muss, aber Lawsons Weiterbeschäftigung ebenso wenig.
Christian Menaths Tipp:
Red Bull: Verstappen/Tsunoda
Racing Bulls: Hadjar/Lindblad
Louis Budweg: Im ersten Red-Bull-Cockpit fährt Max Verstappen, und dann? Dann gibt es nur zwei wirkliche Optionen. Entweder die Bullen machen mit Yuki Tsunoda weiter oder wagen mit Isack Hadjar etwas neues. Tsunoda brachte zwar nie überzeugende Leistungen, aber das gelang Niemandem. Im Gegenteil: Einem Liam Lawson erging es sogar deutlich schlimmer. Tsunoda könnte von Konstanz und einem weiter auseinander gezogenem Feld 2026 profitieren. Sollte es plötzlich nicht mehr um Tausendstel, sondern wieder um Zehntel gehen, relativiert sich auch Tsunodas Abstand zu Verstappen etwas.
"Und Isack Hadjar?" Werden jetzt viele Fragen. Der fühlt sich bei den Racing Bulls Pudelwohl. Es wäre also eher eine Strafe statt einer Beförderung ihn neben Max Verstappen zu setzen. Natürlich gibt es die geringe Chance, dass Hadjar sich neben Verstappen etabliert. Aber die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass das Spiel mit diesem Risiko oft nicht lohnt. Mein Vorschlag: Gebt Hadjar noch ein Jahr Zeit, lasst ihn noch etwas wachsen. Dann gibt es bei Bedarf immer noch die Gelegenheit ihn neben Verstappen zu setzen.
Bei den Racing Bulls fällt für mich Liam Lawson raus. Seine aktuelle Saison ist keinesfalls katastrophal, aber die Racing Bulls sind eben ein Junior-Team, und Lawson bei Red Bull bereits einmal gescheitert. Mit Arvin Lindblad steht dazu ein weiterer Red-Bull-Junior vor der Tür zur Formel 1. Seine Saison ist genauso wenig überragend, wie die von Lawson katastrophal ist. Dennoch würde ich ihm die Tür öffnen.
Louis Budwegs Tipp:
Red Bull: Verstappen/Tsunoda
Racing Bulls: Hadjar/Lindblad
Victoria Kral: Die Fahrerpaarung bei Red Bull ist für mich eine klare Sache: Max Verstappen als Nr.1-Fahrer und Isack Hadjar wird ihm zur Seite gestellt. Für den jungen Franzosen ist 2026 meiner Meinung nach der ideale Zeitpunkt bei Red Bull einzusteigen. Der Bolide wird sich drastisch ändern und auch Verstappen hat noch keine Vorerfahrung mit dem neuen Auto - Hadjar könnte einen kompletten Neustart mit dem Team machen. Außerdem fährt der Rookie eine beeindruckende erste Saison im Schwesterteam von Red Bull, nicht nur wegen seines ersten Karriere-Podiums.
Bei den Racing Bulls wird denke ich Liam Lawson seine Sachen packen müssen. Bis auf einen fünften Platz in Baku konnte der Neuseeländer in dieser Saison nicht groß aufzeigen. Auch im direkten Duell gegen Tsunoda aus dem Vorjahr zog Lawson den Kürzeren. Daher mein Tipp für die Racing Bulls: Tsunoda und Arvid Lindblad. Der Brite liegt derzeit auf Platz 7 in der Formel 2, wurde Champion in der Formel Regional Ozeanien und gab in Mexiko im ersten freien Training ein klares Bewerbungsschreiben auf einen F1-Sitz ab. Das dürfte auch Dr. Helmut Marko nicht entgangen sein, denn danach wurde die Fahrerentscheidung verschoben.
Victoria Krals Tipp:
Red Bull: Verstappen/Hadjar
Racing Bulls: Tsunoda/Lindblad
Markus Steinrisser: Nichts ändern? Das mag anhand der diesjährigen Leistungen dieser Fahreraufstellung erst einmal nicht nachvollziehbar sein. Aber lasst mich erklären. Zuerst der Red Bull. Wir haben dieses Szenario jetzt schon mehrfach gesehen, und mich beschleicht gerade ein ungutes Gasly-Gefühl. Als Pierre Gasly eben nach einem guten Toro-Rosso-Jahr in den Red Bull geworfen wurden und kläglich versagte. Hadjar ist sicher gut, aber fehleranfällig, und damit "perfekt" für diese patentierte Red-Bull-Negativspirale.
Tsunoda müht sich gerade ab, doch vielleicht kommt er aus genau dieser raus. Mir erscheint das aktuell noch genauso wahrscheinlich wie die Chance, dass Hadjar in eine reinfällt. Und Arvid Lindblad würde ich da an dieser Stelle noch ein Jahr in der Formel 2 sitzen lassen. Bäume reißt er dort aktuell schließlich keine aus. Nichts ändern also. Wobei ich bei den einfach nicht zu ignorierenden Defiziten von Tsunoda und Lawson schon eine unschöne Ahnung habe. Nämlich, dass wir dann mit einem ganz anderen Lineup aus der Sommerpause kommen werden...
Markus Steinrissers Tipp:
Red Bull: Verstappen/Tsunoda
Racing Bulls: Hadjar/Lawson
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