Vier Grand Prix vor dem Saisonende ist ein Dreikampf um die WM-Krone entbrannt. Nur ein Pünktchen trennt Lando Norris und Oscar Piastri vor dem Brasilien GP, während Max Verstappen in großen Schritten heraneilt. Der Red-Bull-Pilot liegt 36 Punkte zurück. Drei Fahrer, die im Saisonendspurt noch realistische Chancen auf den Titel haben? Das kommt in der Formel 1 auch nicht so oft vor. Grund genug, um in den Geschichtsbüchern zu blättern und einen Blick auf die legendären Titel-Dreikämpfe zu werfen.

F1-Saison 1964: John Surtees vs. Graham Hill vs. Jim Clark

1964 gab es eine Premiere in der Formel 1: Im Finale kämpften drei Fahrer aus drei unterschiedlichen Teams um den Titel: Graham Hill für BRM, John Surtees für Ferrari und Jim Clark für Lotus. Titelverteidiger Clark untermauerte seinen Favoritenstatus, indem er drei der ersten fünf Rennen gewann. In der zweiten Saisonhälfte blieb er jedoch in vier Rennen punktlos. Vor dem Finale lag er mit 30 Punkten auf dem dritten Platz.

John Surtees im Ferrari 158 vor Jim Clark (LOTUS) und Dan Gurney (Brabham)
Deutschland GP 1964: John Surtees vor Jim Clark und Dan Gurney, Foto: imago images / Horstmüller

Hill gewann in dieser Saison nur zwei Rennen – den Saisonauftakt in Monaco und den US-GP –, sammelte aber über die Saison verteilt fleißig Punkte. Entsprechend führte er die Wertung vor dem Finale mit 39 Punkten an. Surtees erlebte eine schwierige Saison, da sich Ferrari zeitweise nur auf den Kampf mit Ford in Le Mans konzentrierte. Durch seine Siege in Deutschland und Italien blieb er im WM-Rennen und lag mit 34 Punkten aussichtsreich auf Platz 2. Am Ende reichte ihm ein zweiter Platz und ein Punkt Vorsprung für den Titelgewinn. "Erst nach dem Rennen, als ich die strahlenden Gesichter meines Teams sah, wurde mir bewusst, was ich erreicht hatte", erinnerte sich der Brite später.

    Endstand Fahrerwertung nach 10 Rennen:
  • 1. John Surtees: 40 Punkte
  • 2. Graham Hill: 39 Punkte
  • 3. Jim Clark: 32 Punkte
1986 Pressekonferenz in Estoril mit Nelson Piquet, Alain Prost und Nigel Mansell
Die Gesichter von den WM-Konkurrenten spricht Bände, Foto: imago images/Crash Media Group

F1-Saison 1986: Alain Prost vs. Nigel Mansell vs. Nelson Piquet

Der WM-Kampf von 1986 weist durchaus Parallelen zum aktuellen auf. Schließlich kämpften damals mit Nigel Mansell und Nelson Piquet zwei Teamkollegen um den Titel. Das Saisonfinale in Australien ging als einer der spannendsten Titelkrimis in die Geschichte ein. Mansell ging mit 70 Punkten als Führender in den Australien-GP. Während ihm ein dritter Platz gereicht hätte, um sich die WM-Krone aufzusetzen, mussten Piquet und Alain Prost das Rennen gewinnen. Lange sah alles nach einem Titelgewinn für Mansell aus. Der Williams-Pilot ging von der Pole Position ins Rennen und lag 19 Runden vor Schluss auf dem dritten Platz. Damit hatte er den WM-Pokal schon fast in den Händen, als sein linker Hinterreifen explodierte. Mansell schied aus, Prost gewann das Rennen vor Piquet und wurde Weltmeister.

    Endstand Fahrerwertung nach 16 Rennen:
  • 1. Alain Prost: 72 Punkte
  • 2. Nigel Mansell: 70 Punkte
  • 3. Nelson Piquet: 69 Punkte

Nigel Mansell und Nelson Piquet waren in ihrer aktiven Zeit bittere Rivalen. Mittlerweile hat sich das aber gelegt und sie können gemeinsam darüber erzählen, was damals vor sich gegangen ist. Mehr dazu gibt's hier:

F1-Saison 2007: Kimi Räikkönen vs. Lewis Hamilton vs. Fernando Alonso

Es gibt mehrere Gründe, warum die Saison 2007 vielen F1-Fans bis heute im Gedächtnis geblieben ist. Zum einen holte Ferrari in diesem Jahr den bis dato letzten Fahrertitel, zum anderen entbrannte bei McLaren die legendäre Fehde zwischen dem Rookie Lewis Hamilton und dem zweifachen Weltmeister Fernando Alonso. Vor dem letzten Rennen in Brasilien führte Hamilton die Fahrerwertung mit vier Punkten Vorsprung vor seinem Teamkollegen an. Kimi Räikkönen hatte als Dritter noch Außenseiterchancen – und tatsächlich vollbrachten Räikkönen und Ferrari das kaum für möglich Gehaltene.

Lewis Hamilton und Fernando Alonso vor Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen
Das McLaren-Duo hatte die besseren Karten als Räikkönen im Ferrari, Foto: mago/Hoch Zwei
Fernando Alonso in der Pressekonferenz neben Teamkollegen und WM Konkurrenten Lewis Hamilton und Kimi Räikkönen
Räikkönen profitierte von der Fehde zwischen den McLaren-Teamkollegen, Foto: imago/Bryn Williams

Kimi Räikkönen gewann das Rennen und sicherte sich mit einem Punkt Vorsprung den Weltmeistertitel. Selbst dem sonst so stoischen Finnen entlockte der Titel auf dem Siegerpodest ein Lächeln. Lewis Hamilton fehlten auf den benötigten fünften Platz, der ihn zum jüngsten F1-Weltmeister der Geschichte gemacht hätte, knapp 20 Sekunden. Auch Alonso musste sich früh damit abfinden, gegen die Ferraris keine Chance zu haben. Er wurde mit 57 Sekunden Rückstand auf Räikkönen Dritter.

    Endstand Fahrerwertung nach 17 Rennen:
  • 1. Kimi Räikkönen: 110 Punkten
  • 2. Lewis Hamilton: 109 Punkten
  • 3. Fernando Alonso: 109 Punkten

F1-Saison 2010: Sebastian Vettel vs. Fernando Alonso vs. Mark Webber

Der Titelkampf aus dem Jahr 2010 dürfte Max Verstappen Mut machen: Sebastian Vettel zeigte, dass eine Aufholjagd trotz aussichtsloser Lage gelingen kann. Bis zum Finale führte der Deutsche kein einziges Mal die WM-Wertung an und lag zur Saisonhälfte 24 bzw. nach 13 der 19 Rennen sogar 31 Punkte hinter dem Spitzenreiter.

Sebastian Vettel führt Rennen vor Fernando Alonso und Mark Webber an
Vettel lieferte 2010 eine sensationelle Aufholjagd ab, Foto: imago sportfotodienst
Pressekonferenz mit Mark Webber, Sebastian Vettel und Fernando Alonso (v.l.)
Vettels Erfolge schmeckten Webber und Alonso gar nicht, Foto: imago sportfotodienst

Vor dem Finale in Abu Dhabi führte Fernando Alonso mit 246 Punkten die Gesamtwertung an. Mark Webber, Vettels Teamkollege, lag mit 238 Punkten knapp auf Platz zwei. Vettel ging mit 15 Punkten Rückstand auf Alonso als Außenseiter ins Rennen, hatte allerdings das Momentum auf seiner Seite. Mit drei Siegen in den letzten vier Rennen schnappte sich Vettel in Abu Dhabi seinen ersten WM-Titel.

    Endstand Fahrerwertung nach 19 Rennen:
  • 1. Sebastian Vettel: 256 Punkten
  • 2. Fernando Alonso: 252 Punkten
  • 3. Mark Webber: 242 Punkten