Die finanzielle Belastung einer Motorsport-Karriere ist enorm, die Mittel für mehrere haben nur die wenigsten Familien. Wer musste seinen Helm an den Nagel hängen und hat damit den heutigen Formel-1-Piloten den Weg in die Königsklasse geebnet? Motorsport-Magazin.com hat sich angesehen, wer welche Opfer gebracht hat.
Gabriel Bortoleto: Großer Bruder gab alles auf
Gabriel Bortoleto fährt seit 2025 in der Formel 1, doch ohne seinen Bruder Enzo wäre der Rookie nicht so weit gekommen. Enzo ging seinem sieben Jahre jüngeren Bruder im Motorsport voraus und schaffte es 2016 bis in die britische Formel 3. Dort fuhr er mit Double R Racing zweimal aufs Podium, die Saison beendete er als Elfter. Bortoleto trat damals in verschiedenen europäischen Kart-Serien an.
Doch die Familie konnte aus finanziellen Gründen nur die Karriere eines Sohnes ermöglichen. Enzo entschied sich, seine Formel-Laufbahn zu beenden. Heute feiert er jeden Erfolg seines Bruders mit. "Deinen Bruder so strahlen zu sehen… Wir machten immer Scherze darüber, Helden zu werden. Aber ich glaube, dass du das geworden bist", gratulierte Enzo seinem Bruder zum F1-Einstieg in der brasilianischen Sportsendung Jogo Aberto.

"Er hat alles aufgegeben, damit ich eine Chance habe. Er hat alles vor mir durchgemacht, damit ich das nicht musste. Er ist derjenige, der mich beschützt hat, damit ich keinen Schlag ins Gesicht bekam. Er ist die Person, die ich in meinem Leben am meisten liebe. Das Mindeste, das ich für ihn tun konnte, war, es bis in die Formel 1 zu schaffen. Das war unser gemeinsamer Traum", erzählte Bortoleto unter Tränen.
Charles Leclerc: Bruder Arthur musste drei Jahre aussetzen
Obwohl Charles Leclerc in Monaco aufwuchs, besaß seine Familie keinen überwältigenden Reichtum. Mit der Unterstützung von Sponsoren wie Nicholas Todt, seinem heutigen Manager und dem Sohn des legendären Ferrari-Teamchefs Jean Todt, begannen er und sein jüngerer Bruder Arthur mit dem Kartsport.
2015 stand Charles Leclerc vor dem Aufstieg in die Formel 3 – ein kostspieliger Schritt. Die Familie konnte sich zwei Söhne im Motorsport nicht mehr leisten. Als jüngerer und noch nicht so erfolgreicher Bruder wurde Arthurs Kart-Karriere auf Eis gelegt. Für den 2017 verstorbenen Vater Hervé war die Entscheidung schwer, wie sich Charles Leclerc erinnert: "Das Gespräch mit Arthur war sehr schmerzhaft für meinen Vater, aber er konnte die nötigen finanziellen Mittel nicht mehr aufbringen."


Nach drei Jahren Zwangspause – Charles gab im selben Jahr sein Formel-1-Debüt bei Sauber – stieg Arthur wieder in den Rennsport ein. 2018 startete er in der französischen Formel 4, darauf folgten Saisons in der Formel 3 und Formel 2. Heute ist er in verschiedenen GT-Rennserien unterwegs und ist Entwicklungsfahrer bei Ferrari. In Abu Dhabi 2024 fuhr er im ersten Freien Training an der Seite seines Bruders.
Max Verstappen: Mutter beendete erfolgreiche Kart-Karriere
Max Verstappen hat die Formel 1 im Blut. Sein Vater Jos Verstappen fuhr zwischen 1994 und 2003 in der Königsklasse, doch auch seine Mutter, Sophie Kumpen, war eine erfolgreiche Kartfahrerin.
In den 1980er- und 1990er-Jahren gewann sie einige Kart-Meisterschaften und setzte sich dabei gegen spätere Formel-1-Weltmeister durch. "Sophie, Max' Mutter, war eine fantastische Rennfahrerin. Ich war 1995 ihr Kart-Teamkollege, sie war sehr gut", erinnert sich Jenson Button. Auch der ehemalige Red-Bull-Teamchef Christian Horner trat gegen sie in der Junior-Kart-Weltmeisterschaft an: "Sie war eine der Top-10-Fahrer in der Welt." David Coulthard und Eddie Jordan meinten 2023, dass Kumpen das Potenzial für die Formel 1 hatte.

Im Alter von 21 Jahren fuhr sie Tourenwagen-Rennen. Zu dieser Zeit heiratete sie Jos Verstappen, ein Jahr später kam Sohn Max auf die Welt. Die Kindererziehung mit zwei Motorsport-Karrieren unter einen Hut zu bringen, war nicht möglich. "Ich konnte nicht von Jos verlangen, der bereits in der Formel 1 war, seinen Traum aufzugeben. Ich hatte noch keine Rennkarriere. Ich habe die Entscheidung getroffen. Der Rest ist Geschichte", erzählte Kumpen in der Viaplay-Dokumentation 'Max Verstappen – Anatomy of a Champion'.
Nicht nur Motorsport-Karrieren fallen F1-Traum zum Opfer
Der Weg in die Formel 1 ist für viele mit Stolpersteinen übersät. Nicht nur Motorsport-Karrieren der Familienmitglieder fielen dem Traum der Königsklasse zum Opfer. Lewis Hamilton sprach schon mehrmals über die Bemühungen seines Vaters, seine Kart-Karriere zu finanzieren. Anthony Hamilton gab seine Stelle als IT-Manager auf, wurde selbstständig und erledigte bis zu vier Jobs gleichzeitig, um seinen Sohn finanziell zu unterstützen.
Mehrere Familien mussten ihre Häuser verkaufen, um sich die Motorsport-Karriere ihrer Kinder leisten zu können. Nach der Veräußerung des Eigenheims und der dazugehörigen Kfz-Werkstatt lebte Esteban Ocon mit seinen Eltern einige Jahre in einem Wohnwagen. Franco Colapintos Familie nutzte den Erlös des Hausverkaufs für seinen Formel-4-Einstieg. In Neuseeland war Kartfahren so teuer, dass Liam Lawsons Familie nicht nur das Haus aufgeben musste, auch seine Schwestern mussten ihre Tanzkarrieren auf Eis legen.
Im Haifischbecken Formel 1 ist der familiäre Rückhalt oft entscheidend, wenn der Druck auf und abseits der Rennstrecke wächst. Wer sind die Eltern hinter den Formel-1-Fahrern?



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