Mick Schumacher hat am Montag seinen ersten Test in einem IndyCar absolviert. Der 26-Jährige drehte mit dem US-Team RLL seine Runden auf dem berühmten Kurs in Indianapolis. Beim Test mit insgesamt sieben Fahrern kam die Infield-Variante ohne die berüchtigten Oval-Kurven zum Einsatz. Schumacher schloss den Tag als drittschnellster Fahrer ab, wobei die besten Rundenzeiten am Nachmittag erzielt wurden.
Schumacher benötigte für seinen besten Umlauf mit dem über 700 PS schnellen Formelauto 1:10.980 Minuten. Die Bestzeit ging an den amtierenden IndyNXT-Champion Dennis Hauger (Dale Coyne Racing), der den Kurs in 1:10.768 Minuten umrundete. Zwischen dem früherem Formel-3-Champion aus Norwegen und Schumacher belegte Alexander Rossi (Ed Carpenter Racing, 1:10.858 Minuten) den zweiten Platz.
Mick Schumacher zieht IndyCar-Serie "ernsthaft in Betracht"
Schumacher hatte sich am Freitag im Simulator auf seinen ersten IndyCar-Einsatz vorbereitet, am Samstag arbeitete er sich am Teamsitz von RLL (Rahal Letterman Lanigan Racing) durch das Testprogramm. Die Aussagekraft von Rundenzeiten bei derartigen Testfahrten hält sich grundsätzlich in Grenzen, weil die genauen Abläufe der unterschiedlichen Teams nicht bekannt sind. Schumacher soll in der Vormittags-Session die schnellste Zeit gefahren sein, allerdings habe es laut Medienberichten Schwierigkeiten mit der Zeitnahme gegeben.
Schumacher, aktuell noch in Diensten von Alpine in der WEC, diente der Test dazu, um sich mit der unbekannten IndyCar-Umgebung vertraut zu machen. Wie es 2026 für ihn weitergeht, ist noch nicht bekannt. Sicher erscheint aber: Schumacher hatte Spaß bei seiner Rückkehr ins Formelauto, nachdem er zuletzt für Haas von 2021 bis 2022 in der Formel 1 an den Start gegangen war.
"Natürlich muss man die IndyCar-Serie ernsthaft in Betracht ziehen", sagte Schumacher in der Mittagspause zu Reportern. "Es ist ein Einsitzer, es gibt 17 Rennen im Jahr, und das ist im Grunde alles, was sich ein Rennfahrer wünschen kann. Ich habe derzeit keine anderen Verpflichtungen, also kann ich mich frei bewegen. Außerdem liebe ich es, in meinem eigenen Auto zu sitzen, und ich liebe Formelautos - das habe ich schon öfter gesagt. Also ja, es ist auf jeden Fall eine großartige Serie, über die man nachdenken sollte, und auch für mich persönlich eine realistische Option."
"IndyCar kommt dem am nächsten, was ich aktuell noch fahren kann"
Schumacher betrachtet die IndyCar-Serie offenbar als für ihn beste Option im Formelsport, nachdem aus der ersehnten Rückkehr in die F1 bislang nichts geworden ist. "Natürlich war mein Ziel in den letzten Jahren, in die Formel 1 zurückzukehren", sagte Mick. "Leider hat sich diese Möglichkeit in diesem oder den vergangenen Jahren nicht ergeben. Daher möchte ich irgendwann wieder in einem Einsitzer-Rennwagen fahren - und diese Option hier ist eine großartige Gelegenheit."
Und weiter: "Die IndyCar-Serie kommt dem am nächsten, was ich aktuell noch fahren kann. Ich kann nicht in die Formel 2 zurückkehren, weil ich dort bereits eine Meisterschaft gewonnen habe. IndyCar könnte also eine gute Option sein."

Schumacher wäre bereit für Ovalkurs-Rennen
Ein gerne gespieltes Thema in den Medien im Vorfeld der Testfahrten war die potenzielle Gefahr der berüchtigten Oval-Kurse, die konstant mit enormen Geschwindigkeiten durchfahren werden. Beim Saisonhighlight, den 500 Meilen von Indianapolis, erreichen die Autos bis zu 380 km/h Topspeed; auf den weiteren, kürzeren Ovalstrecken um die 330 km/h.
Schumacher deutete an, dass er gegebenenfalls bereit wäre, neben den Rennen auf Rundstrecken auch die Ovale fahren zu wollen: "Ich denke, es wäre falsch, nur einen Teil der Rennen zu fahren. Wenn ich mich darauf einlasse, dann möchte ich mich voll darauf einlassen."
Zwar erhielt Schumacher in Indianapolis nur einen ersten Eindruck von der IndyCar-Serie, die in Europa weitestgehend unter dem Radar fährt, doch mit einem Wechsel in die USA könnte er sich offenbar anfreunden: "Ich liebe das Rennfahren und möchte einen Ort finden, an dem ich mich wirklich zu Hause fühle. Ich sage nicht, dass Europa, die WEC oder andere Meisterschaften das nicht bieten, aber das Fahren von Formelautos war schon immer das, was ich machen wollte - und ich denke, die IndyCar-Serie kommt dem am nächsten."

Mick Schumachers Zukunft: Entscheidung steht bevor
Einiges deutet nach dem Test auf einen Abschied aus der WEC nach zwei Jahren hin. Schumacher hatte in der Vergangenheit betont, dass ihm die acht Rennwochenenden zu wenig seien und er sich geradezu langweile. Bei den IndyCars würden ihn hingegen 17 Saisonrennen erwarten. Mick dazu: "Ich bin noch jung und möchte so viel wie möglich fahren. Außerdem habe ich das Gefühl, dass die Menschen hier wirklich für den Motorsport leben. Ich mag auch die Einstellung, dass der Fahrer der zentrale Bestandteil des Teams ist und die Mannschaft nach vorne bringt."
Wie es nun weitergeht, bevor die neue IndyCar-Saison am 01. März 2026 in St. Petersburg, Florida beginnt? Zunächst einmal wartet das WEC-Saisonfinale in Bahrain am 08. November. Ein Doppelprogramm bestehend aus zwei Rennserien schloss Schumacher für 2026 jedenfalls aus: "Doppelprogramme sind nicht auf meinem Radar. Das würde viel Energie kosten und wäre eine ziemliche Ablenkung. Wenn ich mich also zu etwas entschließe, dann zu 100 Prozent." Es werde nicht mehr allzu lange dauern, bis er seine Entscheidung über die Zukunft trifft.



diese Formel 1 Nachricht