Er macht zu viele Fehler. Die Kritik an Kimi Antonelli nahm im Verlauf der Formel-1-Rennen in Europa zu. Nach dem Italien-GP fand selbst Mercedes-Teamchef Toto Wolff harte Worte für die Performance des 19-jährigen Rookies. "Er hatte das Gefühl, dass das Rennen in Monza enttäuschend war, und dem stimme ich zu. Vor allem auf dem harten Reifen", sagte Antonelli und suchte in Baku keinerlei Ausreden.

Mit dem Großen Preis von Aserbaidschan kehrt die Formel 1 Europa den Rücken – findet Antonelli in Übersee wieder in die Spur? Immerhin sammelte er bei den Überseerennen zu Saisonbeginn regelmäßig Top-6-Resultate und damit einhergehend gute Punkte. In Miami war er sowohl im Sprint-Qualifying (Pole), als auch in der Qualifikations-Session (P3) schneller als Teamkollege George Russell.

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Mercedes-Ingenieur: Mehrere Gründe für Leistungsabfall

"Er war in vielerlei Hinsicht besser als wir erwartet hatten", betont Andrew Shovlin. "Wenn man einen Fahrer so jung in die Formel 1 holt, weiß man immer, dass es holprig werden wird, und im Verlauf der Europa-Saison fiel es ihm schwerer, sich gut zu qualifizieren." Ein Grund liegt bekanntermaßen am Imola-Update – diese Modifikation der Aufhängung wurde nach dem Ungarn-GP in den Mülleimer gekickt. Für Shovlin gibt es allerdings noch einen zweiten Grund – das Qualifying, das er als gnadenlos bezeichnet.

"Das Mittelfeld ist näher an uns herangerückt. Entsprechend ist der Druck viel größer, weil er weiß, dass es schwierig wird, aus Q1 herauszukommen, und sehr schwierig wird, aus Q2 herauszukommen – und dann muss er auch noch Reifen für Q3 übrig haben", erklärt Shovlin. Entsprechend schwerer wiegen Fehler wie Antonellis Trainingsabflüge in Zandvoort und Monza. Wie Shovlin allerdings verriet, lag die Schuld für das enttäuschende Zandvoort-Wochenende nicht allein bei Antonelli.

Antonelli: Drei Renndistanzen vor Baku abgespult

In der Vorbereitung auf das Rennwochenende gab es ein Problem mit dem Mercedes-Simulator. "Ich denke, wir müssen einen Teil der Verantwortung übernehmen, denn wir hatten Probleme bei seiner Simulator-Sitzung, die dazu führten, dass er sich nicht wirklich vorbereiten konnte", verriet Shovlin. In Vorbereitung auf das Baku-Wochenende spulte der Rookie zwei bis drei Renndistanzen ab.

"Wir probieren im Vorfeld verschiedene Dinge aus, um uns auf das Rennwochenende vorzubereiten, und werden weiter daran arbeiten", so Shovlin. Für ihn steht außer Frage, dass Antonellis Talent für Mercedes und die Formel 1 ausreicht, auch wenn er aktuell unter Druck steht. "Nach einer Reihe schlechter Leistungen und ohne Punkte, wie George Russell sie erzielt hat, steigt natürlich der Druck. Aber wir werden ihm helfen, mit diesem Druck umzugehen", sagte der Mercedes Trackside Engineering Director.