Ferrari hat in der Formel-1-Saison 2025 noch kein Rennen gewonnen. Der Hoffnungsschimmer beim Heimspiel in Monza erlosch im Rennen innerhalb weniger Runden. Am kommenden Wochenende in Baku hat Charles Leclerc mehr als nur eine Rechnung offen. Die Rennstrecke in Aserbaidschan liegt nicht nur dem Auto, sondern auch dem Fahrer. Zwar ist die Scuderia in den Straßen von Aserbaidschan trotz Pole-Rekord von Leclerc noch ohne Sieg, doch besser stehen die Chancen dieses Jahr wohl auf keiner anderen Strecke. Lewis Hamilton teilt den Optimismus des Teamkollegen hingegen nicht.

"Ich habe immer noch dieses Gefühl, aber das liegt hauptsächlich an den vergangenen Jahren", so Charles Leclerc über die Erfolgsaussichten in Baku. Seit 2021 ist der Monegasse im Qualifying auf dem 6,003 Kilometer langen Stadtkurs ungeschlagen. Zu den vier Pole Positions gesellt sich eine Pole im Sprint-Qualifying 2023. Die starken Qualifying-Leistungen in Baku decken sich mit dem Pole-Fluch, der sich wie ein roter Faden durch Leclercs Ferrari-Karriere zieht. Fünfmal Baku-Pole, jedoch kein Sieg. Insgesamt konnte er erst fünf seiner insgesamt 27 Pole Positions in Grand-Prix-Siege verwandeln.

"Die Pole bringt dir die bestmögliche Startposition, aber das heißt nicht, dass man auch die Rennpace hat", so die Schlussfolgerung des 27-Jährigen mit Blick auf seine schwache Pole-Ausbeute. In Baku war trotz des Rekords ohnehin nie davon auszugehen, dass es am Sonntag klappt: "Zumeist waren wir auf dem Papier nicht der Favorit und standen dann trotzdem auf Pole. Das heißt aber nicht, dass wir am Sonntag gewinnen können."

In der Saison 2025 gelang ihm erst einmal die Bestzeit in der Qualifikation. Aus der Pole in Ungarn wurde im Rennen der vierte Platz. In Baku war das beste Resultat aus vier Pole Positions der zweite Platz, den er 2024 erreichte. Wenn es 2025 noch mit einem Sieg klappen soll, dann an diesem Wochenende: "Es wird nicht leicht, aber von allen Rennstrecken, die noch kommen, bin ich überzeugt, dass Baku die beste Chance ist!"

Charles Leclerc liebt Formel-1-Stadtkurse wie Baku

Der Grund für diese Zuversicht liegt allerdings nicht in der Performance seines Ferrari-Boliden. "Das [die Rennpace] hat uns in den vergangenen Jahren gefehlt, und ich habe keine großen Hoffnungen, dass es dieses Jahr großartig anders sein wird", so Leclerc, der in Baku mehr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten setzt.

"Ich war in den vergangenen Jahren auf diesem Kurs besonders stark, auch im Vergleich mit meinen Teamkollegen", so der achtmalige Grand-Prix-Sieger. Bisher verlor er auf dem Baku City Circuit nur ein einziges teaminternes Duell. 2019 crashte er im Q3 und startete dadurch hinter Sebastian Vettel. "Ist Kurve acht nicht die am Schloss?", entgegnet Leclerc, als er auf seine Lieblingspassage auf dem Kurs angesprochen wird. Der Unfall vor sechs Jahren ist ihm noch gut in Erinnerung. "Die Kurve mag ich eigentlich nicht so!"

Insgesamt holte er zwölf seiner Pole Positions auf Stadtkursen, darunter Baku, Melbourne, Monaco, Singapur, Miami und Las Vegas. "Wahrscheinlich liegt es an der Streckencharakteristik, die meinem Fahrstil mehr zusagt. Ich habe das Gefühl, dass ich auf Stadtkursen immer gut bin", sagt er. Vorallem im Qualifying empfindet er den Ritt auf der Rasierklinge als besonders stimulierend.

"Es ist einfach das ganze Gefühl auf diesem Kurs. Auf der Bremse wirfst du alles rein, und du weißt, dass der kleinste Verbremser die Wand bedeutet, denn es gibt hinter der Kurve keinen anderen Ausweg. Auf das Gefühl stehe ich richtig, besonders im Qualifying, wenn du vollen Einsatz bringen und volles Risiko gehen musst. Das Adrenalin genieße ich wirklich", schwärmt der Ferrari-Fahrer.

Lewis Hamilton glaubt nicht an Ferrari-Ausreißer

Lewis Hamilton hat auf dem seit 2016 zum Formel-1-Kalender 2025" zählenden Kurs von Baku bisher keine rekordverdächtige Statistik vorzuweisen. Trotz seiner beeindruckenden Erfolgsserie zu dieser Zeit beschränkt sich die Ausbeute auf eine Pole Position (2017) und einen Sieg (2018). Mit Ferrari wartet er dieses Jahr noch auf sein erstes Podium in Rot. Dass ausgerechnet auf den bevorstehenden Stadtkursen die Wende eintreten soll, glaubt er nicht.

"Ich denke nicht, dass wir auf irgendeiner der Rennstrecke in der Lage sein werden, McLaren oder Red Bull zu besiegen", gibt sich der siebenfache Weltmeister pessimistisch. "Sie sind einfach vor uns, ob in Monaco oder auf irgendeiner anderen Rennstrecke. Ich erwarte nicht, dass sich das in diesen Rennen ändert."

McLaren-Teamorder: Macht Oscar Piastri auch in Baku Platz? (16:11 Min.)