Er ist eines der wichtigsten Puzzlestücke bei Aston Martin: Adrian Newey. Das Designgenie soll Aston Martin vom Mittelfeld an die Spitze führen. Bereits 2022 gelang es Newey bei Red Bull die technische Revolution im Formel 1-Reglement zu nutzen, um der Konkurrenz ein Schnippchen zu schlagen. Der RB19 gilt als Meisterstreich des Briten. Der 2023er-Bolide von Red Bull war noch erfolgreicher als der F2002 oder F2004 aus dem Hause Ferrari, der Williams FW14B oder der McLaren MP4/4.
2026er Reglement bringt verschiedene Lösungen
"Die Chancen stehen gut, dass wir 2026 etwas Ähnliches sehen wie 2022", erklärte Newey und spielte dabei auf das neue Reglement an. Dabei war er zuerst kein Fan der Änderungen. "Zuerst habe ich gedacht, dass das Reglement so restriktiv ist, dass für uns nichts mehr übrigbleibt. Aber wenn man ins Detail geht, realisiert man erst, dass doch mehr Flexibilität für Innovationen und unterschiedliche Ansätze drinstecken als auf den ersten Blick gedacht." Entsprechend erwartet der 66-Jährige, dass die Teams unterschiedliche Wege beim Design ihrer 2026er-Boliden gehen werden.
"Zum ersten Mal, seit ich denken kann, ändern sich die Regeln für den Motor und das restliche Auto gleichzeitig. Auf beiden Seiten öffnen sich neue Möglichkeiten - das ist interessant und gleichzeitig auch etwas angsteinflößend", erklärte Newey. Für den Briten, der am 3. März 2025 seinen Dienst bei Aston Martin antrat, bedeutet das neue Reglement durchaus einen Wettlauf gegen die Zeit. Denn die Konkurrenz feilt an der Aerodynamik-Entwicklung für die neuen Autos bereits seit dem Jahreswechsel 2024. Entsprechend ist bei Aston Martin alles auf Effizienz ausgerichtet.
Das hat zur Folge, dass Newey seinen Ingenieuren sagen muss, dass sie bestimmte Wege nicht weiterverfolgen sollen – was er nicht gerne tut. Seine oberste Priorität lautet herauszufinden, welche Entwicklungsrichtungen das meiste Potenzial versprechen und auf welche Bereiche die meisten Ressourcen verwendet werden. "Dabei besteht natürlich immer die Gefahr, dass wir eine Möglichkeit übersehen. Oft muss man einen bestimmten Weg lange gehen, bevor man weiß, ob er fruchtbar ist oder nicht. Manchmal sieht ein Weg zunächst nicht so vielversprechend aus, weil er sehr neu und noch wenig entwickelt ist, aber am Ende trägt er doch mehr Früchte", gab Newey einen Einblick in die Herangehensweise.
Aston Martin muss Siegermentalität neu lernen
Gleichzeitig ist ihm bewusst, dass es in der heutigen Formel 1 Dinge gibt, die einfach ihre Zeit brauchen. Die Teams sind aufgrund der vielen Simulationen, die in die Entwicklung des Autos einfließen, zunehmend auf numerische Strömungsmechanik (CFD), den Windkanal und die Korrelation zwischen dem Auto auf der Strecke und diesen Tools angewiesen. Diese Werkzeuge müssen von den Teams selbst weiterentwickelt werden, indem CFD-Pakete optimiert und Software für den Windkanal geschrieben werden. Zudem müssen für den Simulator zweckmäßige Reifen- und Aerodynamikmodelle entwickelt werden.
"Andernfalls nützt das alles nichts. Aber diese Dinge brauchen Zeit", so Newey. Genauso braucht es Zeit, die Mentalität in der Mannschaft zu verändern, die durch die schwierigen letzten Jahre gelitten hat. Laut Newey ist das Verlieren bei Aston Martin zum Normalzustand geworden. Das muss sich ändern. "Es ist wichtig wieder daran zu glauben, dass wir gemeinsam die Fähigkeiten haben, Erfolge zu feiern", meinte Newey und betonte gleichzeitig: "Ich bin kein Cheerleader und auch kein Fußball-Trainer, der sich in den Raum stellt und emotionale Reden hält. Es geht darum, dass alle gemeinsam arbeiten und zusammen entwickeln."
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