Das Formel-1-Qualifying in Saudi-Arabien nahm für Lando Norris ein katastrophales Ende. Der McLaren-Pilot versenkte auf seinem ersten Run in Q3 seinen Boliden in Kurve 5 in der Mauer und schmiss damit nicht nur eine gute Startposition weg, sondern trieb auch seine persönliche Samstags-Pleiteserie auf einen neuen unrühmlichen Höhepunkt.
Während Norris mit sich selbst erneut sehr hart ins Gericht ging, stellte sich McLaren-Teamchef Andrea Stella vor seinen Fahrer und lud mehr als nur eine Teilschuld für den Unfall auf das Auto. "Wenn Lando versucht, die letzten Millisekunden auszuquetschen, dann reagiert das Auto nicht wie er es erwartet", so der Italiener.
"Das Verhalten überrascht ihn irgendwo und das ist heute passiert. Das Auto untersteuerte ein bisschen in Kurve 4 und er landete deshalb auf dem Außen-Kerb und dieser Kerb verzeiht sehr wenig", erklärte Stella den Unfall. Dass Norris am Limit, also auf der Q3-Runde, plötzlich Fehler unterlaufen, ist nichts neues. Eine ähnliche Phase erlebte er auch schon im Herbst 2023 - wenn auch damals ohne größeren Unfall -, im Vorjahr schien er es aber abgestellt zu haben.
Andrea Stella: McLaren schneller, aber unberechenbarer
Stella machte Entwicklungen am Auto dafür verantwortlich: "Das stammt von einigen Arbeiten, die wir am Auto vorgenommen haben. Es hat das Auto insgesamt schneller gemacht, aber es hat Lando etwas an Vorhersehbarkeit genommen, sobald er den Wagen am Limit bewegt." Im Falle von Teamkollege Oscar Piastri scheint das keinen großen Einfluss zu haben, bei ihm sind Fehler 2025 auch unter dem Druck von Q3 nach wie vor eine Seltenheit.
Dennoch nimmt der McLaren-Teamboss (zumindest öffentlich) nicht seinen Fahrer in die Pflicht, sondern seine Ingenieure, dass sie Norris ein berechenbareres Fahrzeug anbieten sollten: "Lando akzeptiert es nicht, langsam zu sein. Deshalb ist es unsere Verantwortung, sicherzustellen, dass er ein Auto bekommt, das seinem Talent entspricht."

Andrea Stella fordert von Norris: Muss anpassungsfähig bleiben
"Es ist die Verantwortung des Teams, zu versuchen das Auto zu verbessern und dieses Verhalten zu korrigieren. Denn Lando muss sich wohl fühlen und das Vertrauen haben, dass er das Auto pushen kann", so Stella weiter. Der ehemalige Technik-Chef von McLaren erhofft sich dadurch, dass das Auto besseres Feedback vermittelt und einen Fahrer nicht sofort abwirft, wenn das Limit etwas überreizt wurde, "sodass er realisiert, dass er ein bisschen zu viel gepusht hat, ohne diese makroskopischen Konsequenzen", wie Stella es nennt.
"Was von Landos Seite wichtig ist, ist dass er in der Zwischenzeit, solange diese Verbesserungen noch nicht eingetreten sind, sein Vertrauen beibehält und seine Anpassungsfähigkeit behält", stellte er dann doch Forderungen an den Vize-Weltmeister, wenn auch sehr sanft formulierte. Es entspricht der Philosophie von Stella, dass er im Zweifel seinen Fahrern den Rücken stärkt und sie damit möglichst aus der Schussbahn nimmt. Dieses Muster zeigte der einstige Ferrari-Renningenieur von Piloten wie Kimi Räikkönen oder Fernando Alonso in seiner Rolle als McLaren-Teamchef schon häufig.
Vor einer Woche hatte Stella etwa erklärt, dass hinter der Serie an Q3-Missgeschicken von Norris kein langfristiger Trend stehe. Es sei "nur eine kurze Phase", war er überzeugt. Eine Phase, die sich inzwischen schon seit dem China-GP wie ein roter Faden durch die Saison zieht, seit damals konnte der Brite keine Pole mehr einfahren. Zum Vergleich: In Q2 landete er im selben Zeitraum bei vier Qualifikations-Sessions auf P1 und einmal auf P2, für die erste Startreihe reichte es aber nur einmal.
Entwarnung für Lando Norris: McLaren-Chassis nicht beschädigt
Die Rennpace von Norris sollte von dem Unfall nicht betroffen sein, denn McLaren verwendete im Qualifying keine neuen Teile und hat von den Komponenten, die sich am MCP39 befanden, ausreichend Ersatz im Gepäck. "Wir haben keine Probleme mit der Spezifikation, denn wir haben keine Upgrades gebracht", betonte Stella auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Das Chassis habe laut dem ersten Augenschein des Teams keinen Schaden genommen. Ob das auch für das Selbstvertrauen von Norris gilt, wird das Rennen am Sonntag zeigen.
McLaren sieht sich also für eine Aufholjagd von Lando Norris am Renn-Sonntag der Formel 1 in Saudi-Arabien gerüstet. Die Freitags-Trainings sprachen dafür, dass der MCL39 wohl das schnellste Auto im Feld sein wird. Hier die Analyse mit den Longrun-Daten:
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