Erst Japan, nun Saudi-Arabien: Max Verstappen schnappt sich im fünften Formel-1-Qualifying 2025 seine zweite Pole Position - und entreißt McLaren den schon fast sicher geglaubten ersten Startplatz. Im schwächelnden Red Bull entriss der Niederländer in Suzuka Lando Norris um zwölf Tausendstelsekunden die Pole. Nun musste Oscar Piastri auf dem Jeddah Corniche Circuit dran glauben. Um nur zehn Tausendstelsekunden unterbot Verstappen den Australier.
Verstappens letzter Versuch kam erneut einer weltmeisterlichen Leistung gleich. Wie er die Runde einschätze? "Gut genug", antwortete der Red-Bull-Pilot ganz trocken. "Ich habe mich sofort sicherer gefühlt, als ich ins Qualifying gegangen bin. Wir haben kleinere Änderungen am Auto vorgenommen. Die waren groß genug, um sie zu spüren", sagte Verstappen. "Das ist die Geschichte unseres Autos. Es kann auch ein Fehlschuss werden. Wenn wir es hinbekommen, ist es wettbewerbsfähig."
Das war der RB21 in den Trainingssessions zuvor nämlich nur bedingt. Zwar erzielte Verstappen im zweiten Training sein bestes Freitags-Ergebnis in diesem Jahr. Red Bull offenbarte allerdings auch, dass die Mannschaft aus Milton Keynes die Trainings mit einer neuen Philosophie bestreitet - und bereits am Freitag die Motorleistung hochdreht.
Dennoch gelang dem vierfachen Champion mit der Pole Position ein kleines Wunder, denn der Jeddah Corniche Circuit verlangt den Piloten viel ab: Schnelle Richtungswechsel paaren sich mit dem Kampf um Zentimeter zwischen den Betonwänden. "Es ist super hart, weil du bei manchen Kurven den Wänden richtig nah kommst", so Verstappen. "Es ist ein bisschen wie Monaco, aber mit mehr Highspeed."
Max Verstappen entscheidet Pole-Kampf gegen Oscar Piastri früh in der Runde

Seinen ersten Q3-Versuch musste Max Verstappen im Gegensatz zu Oscar Piastri noch abbrechen, weil Lando Norris seinen McLaren in die Wand gesetzt und für eine rote Flagge gesorgt hatte. Trotzdem entschied sich Red Bull, die Nummer 1 bei achteinhalb verbleibenden Minuten noch zwei Runs auf jeweils frischen Soft-Reifen fahren zu lassen - die erste schnelle Runde mit noch vollerem Tank, gefolgt von einem Rennboxenstopp mit Reifenwechsel für den zweiten Run.
"Hier ist es wichtig, einen Rhythmus zu haben, also fährst du recht viele Runden", erklärte Verstappen. Die Entscheidung machte sich bezahlt. Im zweiten Versuch gelang dem 27-Jährigen ein herausragender erster Sektor, in dem er Piastri auf 0,12 Sekunden distanzieren konnte. Im weiteren Verlauf der Runde war der McLaren zwar stärker, fing Verstappens Qualifying-Rundenrekord jedoch nicht mehr ein, wie die Grafik zeigt:
Wie Verstappen die Zeit auf Piastri im ersten Sektor gutmacht, zeigt ein genauerer Blick auf die Kurvengeschwindigkeiten der Passage von Kurve 4 bis 9 (siehe folgende Grafik). Insbesondere in der vierten Kurve wird bei beiden Verstappen-Versuchen deutlich, wie er verglichen mit seinem Pole-Rivalen Oscar Piastri bis zum Scheitelpunkt schneller ist und am Kurvenausgang trotzdem sehr gut mithalten kann.
Dass Red Bull nach dem desaströsen siebten Platz im Bahrain-Qualifying nur eine Woche später eine derartige Trendwende gelang, macht Motorsportberater Dr. Helmut Marko auch an der Strecke fest: "Bahrain hat nur mittelschnelle Kurven und rauen Asphaltbelag. All diese Faktoren spielen mit rein." Die Jeddah-Performance stimmt den Österreicher positiv für das Rennen: "Wenn du auf Platz eins losfährst und Clean Air hast, ist das Leben wesentlich leichter. Da liegt die Hoffnung schon bei uns, dass wir das Rennen vorne beenden können."
Verstappen spielt Favoritenrolle für F1-Grand-Prix herunter

Viermal gastierte die Formel 1 bisher in Saudi-Arabien. Dreimal schnappte sich der Pole-Setter auch den Rennsieg. Red Bulls Chancen stehen demnach nicht schlecht, auch am Sonntagabend ganz oben zu stehen. Im Gegensatz zu Dr. Helmut Marko ist sich Max Verstappen seiner nun zugeschriebenen Favoritenrolle noch nicht so sicher: "Bis jetzt bin ich nicht sehr selbstbewusst, um ehrlich zu sein. Meine Longruns [im Training; d. Red.] waren insbesondere im Vergleich zu Oscar [Piastri; d. Red.] oder Lando [Norris; d. Red.] nicht gut."
Einer Sache ist er sich dennoch sicher: "Das Auto hat nach gestern definitiv einen Schritt nach vorne gemacht. Ich hoffe, dass das unserer Lebensdauer der Reifen hilft." Der Reifenabbau ist die schmerzende Achillesferse des Red-Bull-Boliden. Ist das Problem mit dem RB21 womöglich in Saudi-Arabien vollständig behoben? "Ich sage nicht, dass es gelöst ist. Aber zumindest gibt es [das Auto; d. Red] mir die Möglichkeit, ein bisschen besser zu pushen und mit den Limits besser umzugehen", erklärte Verstappen.
Max Verstappen bewies im Jeddah-Qualifying erneut seine Klasse. Formel-1-Experte Christian Danner sagt, McLaren fehle im WM-Kampf gegen den Niederländer die nötige Brutalität:
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