Vor wenigen Tagen in Bahrain schaffte Yuki Tsunoda etwas, das seit dem Las-Vegas-GP 2024 in der Formel 1 nicht mehr passiert ist: Er pilotierte den zweiten Red Bull in die Punkteränge. Vor seinem dritten Rennen mit dem Team in Saudi-Arabien bekommt er langsam ein Gefühl dafür, wie es hier läuft, im Team von Max Verstappen. Jetzt legt er sich einen Plan zurecht, und erklärt, warum er sich eigentlich deutlich näher dran wähnt als in den ersten Tagen ersichtlich.

Im Rennen von Bahrain war Tsunoda drei Plätze und zehn Sekunden hinter Verstappen angekommen, im Qualifying drei Plätze und fast eine Sekunde - aber nicht repräsentativ, weil er seinen einzigen Q3-Schuss vergeigte. In Q2 hatte er knappe zwei Zehntel Rückstand gehabt. Obwohl: "Ich verstehe das Auto noch nicht. Eigentlich verstehe ich es noch nicht einmal zur Hälfte."

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"Aktuell bekomme ich es so halbwegs für Qualifying und Rennen hin, aber es geht zwischen dem ersten und dem dritten Training noch ziemlich auf und ab", beschreibt es Tsunoda. Bei Teamkollege Verstappen beobachtet er, wie der mit seinen Ingenieuren schnell gewisse Eigenheiten des Autos erfasst und präzise Setup-Wünsche benennen kann: "Für mich geht es nicht darum, dass wir es nicht in Worte fasse können - aber ich verstehe noch nicht ganz, was genau sie über das Gefühl des Autos sagen."

Tsunoda auch nach zwei Rennen im Red Bull auf der Verstappen-Schiene

Bisweilen versucht Tsunoda, sich diese Erfahrung mit umfangreicheren Experimenten in den Trainings anzueignen. Deshalb fuhr er auch die ersten beiden Wochenenden am Ende mit etwas höherem Abtriebsniveau als Verstappen - weil er nach den vielen Tests und Trainings-Umbauten kein Risiko eingehen wollte, indem er sich nach unten in Richtung Verstappens niedrigerem Flügel-Setting begibt.

Bislang ist die konservative Strategie eine erfolgreiche, an beiden Wochenenden hatte Tsunoda trotzdem zumindest auf dem Papier die Pace für Q3 und Punkte. Und er hat vor allem eines - etwas überraschend - festgestellt, als er sich mit Verstappen verglich: "Bis jetzt ist es in Sachen Fahrstil, wie ich etwa bremse und so, sehr ähnlich." Nichts von Verstappens grundsätzlicher Performance schien ihm völlig unerreichbar, selbst wenn er sich zuletzt von den extremen Setup-Möglichkeiten seines Teamkollegen beeindruckt zeigte:

Die größten Unterschiede sind eben die Feinheiten, die Tsunoda, der davor noch nie einen Teamwechsel erlebt hat, sich nun aneignen muss. Als Beispiel geht er zurück zu seinen Problemen, die Reifen im Japan-Qualifying im Temperaturfenster zu halten: "Als die Temperatur fiel, hat er angepasst, wie viel Druck er in jeder Kurve auf die Reifen ausübte, oder wie er die Outlap schneller anlegte. Ich habe das nicht gespürt. Im Racing Bull konnte ich das, aber hier geht das noch nicht. Wohl, weil ich noch nicht voll entspannt fahre."

Tsunoda schwört auf Ansatz und theorisiert: Wie Max Verstappen schlagen?

"Diese Details sind mit den aktuellen Regeln und den sensiblen Reifen äußerst wichtig", weiß Tsunoda. Aber wenn er diese Details hinbekommt und das (bekanntlich schmale) Arbeitsfenster des Red Bull regelmäßig trifft, dann kann er sich vorstellen, dass es durchaus weit nach vorne geht: "Ich weiß, wenn ich diese Bereiche nicht freischalte, kann ich ihn nicht schlagen. Und sofort kann ich ihn schlagen. Also versuche ich jetzt eine gute Basis aufzubauen und auf den Moment zu warten, ab dem die Form passt."

"Die Art, wie Max vertrauen über ein Wochenende hinweg aufbaut, ist komplett anders, weil er schon grundsätzlich so ein hohes Vertrauen in das Auto hat", weiß Tsunoda, wie hoch die Hürde hier aber liegt. In Saudi-Arabien wird das für ihn noch nicht klappen, vermutet er. Der Highspeed-Straßen verlangt mit seinen nahen Wänden schließlich sehr viel Vertrauen. Aber Tsunoda baut auf die letzten beiden Wochenenden: "Ich habe definitiv mehr Vertrauen als bei den letzten beiden Rennen."

Nachteil ist eben dieses schmale Arbeitsfenster. "Das Auto verhält sich auf jeder Strecke recht anders und ist schwer vorauszusagen", mahnt Tsunoda. Üblicherweise kommt Verstappen damit noch schnell zurecht, doch selbst das ist 2025 nicht garantiert. In Bahrain sah Tsunoda erstmals, wie auch Verstappen sich schwertat: "Max hatte kaum Ideen, wie man über das Wochenende das Auto besser machen würde. Da war viel los, das Auto ist gerutscht, und hat nicht auf seine Setup-Änderungen reagiert."

Red Bull und Verstappen hoffen im Allgemeinen aber, dass es in Saudi-Arabien aufgrund der Streckencharakteristik besser laufen sollte. Das sollte auch die Spannungen entschärfen und den Lärm rund um das Team beruhigen. Was Verstappen zu den ganzen Spekulationen zu seiner Person sagt, gibt es hier: