Rückblick China Grand Prix 2024: Während Lando Norris vom Podium strahlt, hat Oscar Piastri nach dem Zieleinlauf einiges zu verdauen. Als Fünfter gestartet, unverschuldet in einen Auffahrunfall verwickelt, schleppte er seinen McLaren als Achter über die Ziellinie. 12 Monate später ist alles anders: Mit einem fehlerfreien Start-Ziel-Sieg stellte Piastri alle - inklusive Norris - in den Schatten.

"Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich nach dem Rennen mit Oscar gesprochen habe. Damals meinte ich zu ihm, dass es vieles gibt, was man aus diesem Rennen lernen kann, und wenn ich jetzt, zwölf Monate später, zurückblicke, denke ich, dass wir all diese Erkenntnisse genutzt und daraus Kapital geschlagen haben", erklärte Andrea Stella. Vor allem Piastri sei seit dem China Grand Prix 2024 als Fahrer gereift. Die größte Stärke von Piastri - abgesehen von seinem Grundspeed - sieht Stella in seinem Rennstil.

Piastri: Kein Superstar von morgen

"Er stellt im Rennen die richtigen Fragen zur richtigen Zeit. Ich betrachte das als Teil seines Rennstils", verriet Stella. 2023 als "Superstar von morgen" zu McLaren gestoßen, fällt Piastri dadurch auf, dass er nicht auffällt. Er zählt nicht in die Kategorie "wilder Hund" wie ein Max Verstappen oder "Showman" wie ein Lewis Hamilton. Piastri denkt darüber nach, was er tut, statt einfach nur Gas zu geben. Potenzielle Schwachstellen wie das Reifenmanagement oder das Qualifying hat er in den vergangenen Jahren leise, aber entschlossen ausgemerzt. In China holte der McLaren-Pilot seine erste klassische Pole Position.

Qualifyingduell 2024 - McLaren
Norris vs. Piastri: 20-4

"Wie ruhig und analytisch er trotz seines jungen Alters mit vielen Situationen umgeht, ist bemerkenswert", zeigte sich McLaren-CEO Zak Brown von Piastri schon im Jahr 2023 beeindruckt. Ein Charakterzug, der sehr an den "Professor" Alain Prost erinnert. Das letzte fehlende Puzzlestück war bisher das Auto. Mit dem MCL39 sitzt Piastri aktuell im stärksten Boliden im F1-Feld. Die Chancen auf den nächsten australischen F1-Weltmeister nach Sir Jack Brabham und Alain Jones stehen gut.

McLaren: Bereit für internes Stallduell

Sein härtester Gegner im Titelkampf sitzt mit Lando Norris in der Garage nebenan. Bei McLaren ist man sich der Situation bewusst. Auf die Frage, ob das Team dieses Jahr für das interne Stallduell bereit sei, antwortete Stella abseits des China Grand Prix: "Wir versuchen schon eine ganze Weile bereit zu sein. Aber es wäre arrogant zu sagen, dass wir jetzt bereit sind. Man lernt immer wieder dazu, weil die Szenarien sehr komplex sind."

Zwei konkurrenzfähige Fahrer in einem Team zu haben, ist für ihn ein Vor- und kein Nachteil. Auch wenn es bedeutet schwierige Entscheidungen zu treffen. Erst in Australien musste sich McLaren die Frage gefallen lassen, warum man Piastri - wenn auch nur temporär - im Rennen zurückgepfiffen habe. In China kam es nur deshalb nicht zur Teamorder-Frage, weil Norris mit einem Bremsschaden zu kämpfen hatte. "Ohne das Problem wäre es bestimmt noch spannend geworden", weiß auch Stella. Dennoch bleibt er dabei: "Es ist ein großes Glück, dass wir Oscar und Lando haben. Sie bringen das Team nach vorne."

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