Als Mercedes am Dienstagabend beim großen Launch-Event der Formel 1 das neue Design für die Saison 2025 präsentierte, fiel sofort das Fehlen von prominenten Sponsor-Logos auf. Ineos, seit 2020 stets groß auf Airbox sowie Front- und Heckflügel vertreten, ist auf eine Minimal-Präsenz geschrumpft. Bei immer mehr Alarmmeldungen um den wirtschaftlichen Zustand des Chemie-Großkonzerns nährt das Zweifel an der Partnerschaft.
Eigentlich ist die Partnerschaft mit Mercedes' Formel-1-Team das Flaggschiff-Projekt im Sport-Portfolio von Ineos. 2020 kam der Chemiekonzern des Briten Jim Ratcliffe nicht nur als Sponsor, sondern kaufte gleich ein Drittel des Teams. Die anderen beiden Drittel gehören Teamchef Toto Wolff und dem Mercedes-Konzern.
Aber die wirtschaftliche Lage bei Ineos spitzt sich aktuell zu. Jüngsten Prognosen zufolge ist die Nettoverschuldung zum Ende des Jahres 2024 auf über 10 Milliarden Euro angewachsen, die Bewertungen des Unternehmenszustandes durch Rating-Agenturen sind ins Negative abgekippt. Kürzungen folgten im letzten Jahr nicht nur im Kerngeschäft, etwa durch Raffinerie-Schließungen, sondern auch im Sport-Sponsoring.
Ineos wollte F1-Deal nachverhandeln - und Mercedes dann die Trennung?
Das scheint inzwischen bis zu Mercedes vorgedrungen zu sein. So berichtete der britische 'Telegraph' am Montagabend, dass Ineos versucht hatte, die Sponsor-Konditionen mit Mercedes neu zu verhandeln. Ähnliches hatte man erst vor wenigen Tagen auch mit der neuseeländischen Rugby-Nationalmannschaft versucht, im Bemühen, die Sponsor-Ausgaben zu kürzen. Dort war man eiskalt abgeblitzt, jetzt droht NZ Rugby mit rechtlichen Schritten. Mehr zur prekären Ineos-Lage gibt es hier:
Bei Mercedes begann Ineos, so der 'Telegraph', schon im Vorjahr damit, sich in Verhandlungen neu zu positionieren. Ohnehin sei der ursprüngliche Sponsordeal Ende 2024 ausgelaufen. Mercedes begann daraufhin externe Finanzierungsmöglichkeiten zu sondieren, um potenziell auch Ineos' Eigentumsanteile zurückzukaufen. Erst spät entschieden Ineos und Eigentümer Ratcliffe, doch als Sponsor und als Eigentümer zu bleiben.
Aber die Sponsor-Vereinbarung dürfte nicht mehr die gleiche sein - denn es verschwanden die prominenten Ineos-Platzierungen vom Mercedes. Die Airbox ist nacktes Silber anstatt Rot mit Ineos-Schriftzug. Übrig bleiben nur die viel kleineren, fast schon unauffälligen Schriftzüge innen auf den Frontflügel-Endplatten sowie auf der Nase, sowie auf den Overalls der Fahrer.

Ein Mercedes-Sprecher verneinte ausdrücklich einen Bruch der Partnerschaft. Sie sei "laufend und stabil", bezüglich der Eigentümersituation gäbe es keine Änderungen, und Mercedes habe auch keine zusätzlichen Finanzmittel für einen Rückkauf der Anteile bereitstehen.
Letztendlich sind es diese Anteile, die Ineos den Verbleib bei Mercedes einfacher machen werden. Es ist eben kein reines Sponsoring, kein reines Investieren, sondern man ist Miteigentümer, und erhält auch Geld zurück. Als Top-Team in der Ära der Kosten-Obergrenze macht das F1-Team von Mercedes inzwischen nämlich Gewinn, und zahlt Dividenden aus.
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