Aktuell hat das Formel-1-Team von Mercedes drei Eigentümer. Der Automobilkonzern selbst hält nur ein Drittel. Ein weiteres Drittel gehört Teamchef Toto Wolff. Und das dritte Drittel hält seit 2020 der britische Chemiekonzern Ineos unter der Führung von Jim Ratcliffe. Während das F1-Team wirtschaftlich bestens aufgestellt ist, kann man das von Ineos nicht sagen.
In den ersten Tagen des Jahres 2025 nahm die Krisenstimmung rund um den Konzern nämlich rapide zu. In der Vorberechnung des wirtschaftlichen Ergebnisses für das vierte Quartal 2024 meldet Ineos eine auf 10,6 Milliarden Euro angewachsene Netto-Verschuldung. Seit 2022 ist dieser Wert um insgesamt 4,4 Milliarden Euro angestiegen.
Die Lage wird auf den Finanzmärkten zunehmend kritisch bewertet. Die Rating-Agenturen Fitch und Moody's stuften ihre Prognosen für das Unternehmen herab in den negativen Bereich, laut dem 'Guardian' basierend darauf, dass die Schulden mittlerweile zwischen fünf und sechs Mal so hoch sind wie die jährlichen Einnahmen.
Es herrschen nun Zweifel, ob die Schulden zeitnah abgebaut werden können. Nicht zuletzt im geschwächten Umfeld der europäischen Chemie-Industrie, infolge der zuletzt stark steigenden Energiekosten. CEO Jim Ratcliffe klagte währenddessen bereits mehrmals im letzten Jahr über Überregulierung der Europäischen Union, mit welcher sie die De-Industrialisierung von Europa provozieren würde.
Ineos-Kürzungen greifen Sport-Bereich abseits Formel 1 an
Ineos begann infolgedessen bereits mit diversen Kürzungen. Nicht nur auf der rein unternehmerischen Seite, wie durch das Schließen einer Raffinerie im schottischen Grangemouth, welches in Summe um die 3.000 Arbeitsplätze kosten sollte. Aber auch im Bereich des Sport-Sponsorings - wo Ineos ein recht großes Portfolio hat.

Neben den Mercedes-F1-Anteilen finanziert man das Ineos-Grenadiers-Radsportteam, den Fußballclub Manchester United, das Ineos-Britannia-Segelteam und das neuseeländische Rugby-Nationalteam. Beziehungsweise finanzierte man, im Falle von NZ Rugby. Zwischen den beiden bahnt sich ein Rechtsstreit an.
NZ Rugby bezichtigt Ineos, die erste Rate der Sponsor-Gebühren für 2025 nicht bezahlt zu haben. Der Konzern bestätigte am 11. Februar schließlich, dass aufgrund der schwierigen ökonomischen Lage geschäftliche Umstrukturierungen nötig seien. NZ Rugby habe hierbei den Versuch abgelehnt, die Sponsor-Vereinbarung neu zu verhandeln, und stattdessen sofort rechtliche Schritte eingeleitet.
Mercedes & Ineos: Sichere Distanz zum F1-Team?
Es sind nicht die ersten Umbauten, die Ineos und Ratcliffe in den letzten Monaten vornehmen. Kurz davor hatte man sich von Ben Ainslie getrennt, dem Star des Americas-Cup-Segelteams - der will, überrascht davon, über rechtliche Schritte nachdenken. Beim Grenadiers-Radsportteam steht die Suche nach einem zusätzlichen Sponsor im Raum.
Auch die Partnerschaft mit Manchester United ist von finanziellen Schwierigkeiten gezeichnet. Verschlimmert durch die Tatsache, dass der Club selbst nicht bei guter finanzieller Gesundheit ist. Ratcliffe organisierte einen finanziellen Zuschuss von fast 300 Millionen Euro und kürzte im Gegenzug 250 Angestellte. 200 weitere sollen laut dem 'Guardian' folgen.
Dennoch ist die Geschichte recht weit davon entfernt, Auswirkungen auf Mercedes und die Formel 1 zu haben. Bislang ist das die einzige unangetastete große Partnerschaft von Ineos. Selbst wenn es zum Äußersten, sprich einen Verkauf der Anteile, käme - wofür es aktuell keine Annahme gibt - wäre es bei der gegenwärtigen Attraktivität der Formel 1 auch wohl kaum schwierig, einen Interessenten für ein Drittel eines Top-Teams zu finden. Der Marktwert des Drittels würde sich wohl jenseits einer halben Milliarde bewegen.
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