Nun ist die Formel-1-Saison 2024 endgültig vorbei. Auch der Testtag in Abu Dhabi ist im Kasten. Am Dienstag waren nicht nur sogenannte 'Young Drivers' auf der Strecke, sondern auch die Reifen für das nächste Jahr wurden getestet. F1-Reifenausstatter Pirelli zeigt sich am Ende des Tests zufrieden. Fast alles lief nach Plan, nur der der neue, extrem weiche C6-Reifen wirft Fragen auf.

Für die Saison 2025 hat Pirelli Verbesserungen an den Reifen vorgenommen. Das Hauptaugenmerk lag darauf, die Überhitzung zu reduzieren und für weniger Graining zu sorgen. "Wir sind tagsüber unter der Sonne gefahren, so war die Gefahr der Überhitzung größer als am Sonntag", so Pirelli-Chef Mario Isola über die Bedingungen beim Abu-Dhabi-Test.

"Das Feedback war, dass die Überhitzung der neuen Reifen ähnlich ist, wie die der aktuellen. Das ist eine gute Nachricht, denn es bedeutet, dass bei vergleichbaren Bedingungen die Überhitzung wahrscheinlich weniger ist."

Herausforderung: Überhitzung reduzieren, Reifen-Abbau behalten

Obwohl die Überhitzung und das Graining der Reifen 2025 reduziert sein sollen, soll der Abbau (Degradation) der Reifen bestehen bleiben. Denn sonst würde es nur noch Ein-Stopp-Strategien in der Formel 1 geben. "Es ist wichtig, dass wir den Abbau nicht zu sehr reduzieren, aber leider sind thermische Degradation und Überhitzung eng miteinander verbunden", erklärt Isola.

"Wenn wir also den Abbau zu stark reduzieren, bedeutet das, dass wir die meisten Rennen mit nur einem Stopp bestreiten können. Wir versuchen, diese beiden Effekte zu entkoppeln, um die Überhitzung zu reduzieren, und die thermische Degradation zu erhalten. Aber um ein klares Bild davon zu bekommen, müssen wir sicher noch ein paar Rennen abwarten."

Bessere Reifen-Verteilung: Pirelli will 2025 Einheitsbrei verhindern

Ein weiteres Ziel von Pirelli ist es, 2025 Reifenmischungen anzubieten, die den Teams ermöglichen, unterschiedliche Strategien zu fahren. "Wir wollen, dass die Mischungen besser verteilt sind", so Isola. "C1 und C2 waren zu nah beieinander und zwischen C2 und C3 war ein zu großer Schritt."

Der Test in Abu-Dhabi zeigte, dass auch hier eine Verbesserung möglich war. "Der erster Rückschluss aus dem Test ist, dass C2, C3, C4 und C5 gut verteilt sind", sagt der Pirelli-Chef. "Die Leistung der C6-Mischung müssen wir noch bewerten. Der C1 war hier nicht verfügbar, da er zu hart für die Strecke ist. Jetzt werden wir die Daten nutzen, um zu verstehen, welche Mischungen eine mögliche Auswahl für die Rennen im nächsten Jahr sind."

Pirelli-Reifen in der Boxengasse
Pirelli hofft 2025 auf diversere Reifen-Strategien, Foto: LAT Images

Pirelli muss Einsatz-Strecken für neuen C6-Reifen überdenken

Der super weiche C6, den Pirelli für Straßenkurse neu einführen will, warf jedoch beim Abu-Dhabi-Test noch Fragen auf. "Der C6 funktionierte bei einigen Teams gut oder ein bisschen besser als der C5, bei anderen Teams ähnlich wie der C5", so Isola. "Das Gefühl war, dass der C6 im ersten Teil der Strecke gut funktioniert, aber im dritten Sektor, wo man viel Traktion braucht, ist der Abbau schon ab der ersten Runde hoch. Wenn die Daten diesen Eindruck bestätigen, müssen wir uns überlegen, bei welchen Rennen wir die C6 einsetzen werden."

Die ursprüngliche Idee war es, den C6 in Monaco, Montreal, Singapur und Las Vegas einzusetzen. "Für diese vier Rennen schauen wir uns die Daten an und wie der C5 in diesem Jahr funktioniert hat, und dann entscheiden wir uns für das Jahr 2025", erklärt der Pirelli-Chef.

"Es ist schwierig, das wirklich zu verstehen, weil der C6 nur ein paar Mal getestet wurde", so Isola zum Abbau der neuen Reifenmischung. "Abu Dhabi war also wichtig für uns, um zu verstehen, wie weich er ist. Es scheint, dass er für einen Teil der Runde gut ist, aber wahrscheinlich nicht genug, um den C6 für Abu Dhabi auszuwählen."