Der Große Preis von Abu Dhabi ist der letzte Einsatz für Lewis Hamilton als Mercedes-Fahrer. Nächsten Sonntag endet die erfolgreichste Fahrer-Team-Partnerschaft in der Geschichte der Formel 1. Mit dem Silberpfeil-Werksteam gewann Hamilton sechs Mal den Fahrer- und acht Mal den Konstrukteurs-Titel. In den 2010er Jahren trug er den Rennstall von Triumph zu Triumph. Manche Motorsportfans werden die Tränen nur schwer zurückhalten können, wenn die Hamilton-Mercedes-Ära ein Ende findet. Beim siebenfachen Weltmeister selbst gab es in Katar jedoch keinerlei Anzeichen von kommender Wehmut.

"Momentan bin ich nicht emotional", gab der 39-Jährige zu Protokoll. "Ich hatte ein Jahr Zeit, um darüber nachzudenken. Ich kann aber nicht vorhersagen, wie ich mich nächsten Sonntag fühle." Natürlich gebe es emotionale Momente, doch viel Zeit dafür bleibe nicht: "Es geht für uns alle immer weiter. Ich kann Weihnachten und das Ende der Saison kaum erwarten." Aus sportlicher Sicht könnte Hamilton gut auf das 24. Saisonrennen verzichten.

Für Mercedes gibt es in der Konstrukteurswertung nichts mehr zu holen: Unerreichbare 135 WM-Punkte fehlen auf den WM-Dritten Red Bull. Auf den WM-Fünften, Aston Martin, hat Mercedes 354 Punkte Vorsprung. Lediglich in der Fahrerwertung könnte es für den Siebtplatzierten Hamilton noch eine Position nach vorn gehen, falls Teamkollege George Russell in Abu Dhabi gar keine Punkte einfahren sollte. Allerdings ist der Saisonabschluss auf P6 oder P7 gegen den Teamkollegen auch nicht kriegsentscheidend. "Ich vermisse die Zeit, als es für uns noch um etwas ging", sagte Hamilton.

Misslungene Abschluss-Saison für Hamilton bei Mercedes

Mercedes-Pilot George Russell vor Teamkollege Lewis Hamilton
Wie hier in Austin fuhr Hamilton 2024 Teamkollege Russell häufig hinterher, Foto: LAT Images

Dieses Jahr verlief enttäuschend für Hamilton. Der Mercedes war zwar nicht der schnellste Rennwagen im Feld, doch sein Teamkollege Russell konnte zumeist mehr aus dem W15-Paket herausholen. In den bisherigen 29 Qualifying-Sessions inklusive der Sprint-Qualifyings schnitt Russell 23 Mal besser ab als Hamilton und wäre auch in der Fahrerwertung nicht mehr einholbar, wenn er nicht beim Belgien Grand Prix als Sieger disqualifiziert worden wäre.

Wie soll der Abschluss bei Mercedes in Abu Dhabi aussehen? "Ich brauche keinen Abschluss", antwortete der zukünftige Ferrari-Pilot. "Natürlich wollen wir mit einem Top-Ergebnis beenden. Das gab es aber bereits in Las Vegas." Beim drittletzten Grand Prix 2024 siegte Russell vor dem siebenfachen Weltmeister.

Auf der Inlap nach dem Vegas-Rennen wollte Hamilton ein Erinnerungsstück schaffen: "Wie ich mit George zusammen gefahren bin, war eine bewusste Entscheidung, dieses Bild zu kreieren. Ich möchte, dass auch die Arbeiter in der Fabrik verstehen, was sie erreicht haben. Dieses Bild haben sie für immer. Es war eine Hommage an das Team."

Nach Las Vegas kam in Katar am vergangenen Wochenende alles Negative zusammen: Erst ein Fehlstart, danach war Hamilton hinter dem Safety Car in der Boxengasse zu schnell gewesen und fuhr sich einen Plattfuß. Das Rennen beendete er als Dreizehnter und wollte am liebsten schon vorher seinen Boliden in der Garage abstellen. "Das Ergebnis hat nichts für unser Verhältnis in der Zukunft zu bedeuten. Wir haben schon alles erreicht und mehr geschafft, als wir uns je vorgenommen hatten", stellte der Brite trotz sportlich mieser Lage klar.

Weshalb schwächelte Hamilton in dieser Saison?

Mercedes-Pilot Lewis Hamilton beim Service nach Reifenschaden in der Boxengasse
Das Katar-Rennen markierte 2024 einen Negativ-Höhepunkt, Foto: LAT Images

Als in Katar nichts zu funktionieren schien, ließ Hamilton mit der Aussage aufhorchen, dass er schlicht nicht mehr schnell genug sei. Sofort kursierten Gerüchte über ein vorzeitiges Saisonende unmittelbar nach dem Katar-Rennen. Als Erklärung für das schlechte Jahr 2024 führt Mercedes-Teamchef Toto Wolff die derzeitige Auto-Generation an: "[Lewis] ist ein Spätbremser. Er nimmt viel Geschwindigkeit am Kurveneingang mit, aber das Auto spielt da nicht mit. Du kannst sehen, wie er immer mehr darüber nachdenkt, wie er mehr Performance bekommt. Er ist ein Teamplayer, deswegen sagt er nichts. Aber er ist einfach nicht glücklich mit dem Auto."

Obwohl die aktuelle Situation auf die Stimmung drückt, bleiben Hamilton und Mercedes die erfolgreichste Symbiose aus Fahrer und Team in der Formel 1. Hamiltons Abschied aus Brackley und der Wechsel zur Scuderia Ferrari sind auch für große Geschichtsbücher von Tragweite. "Es war eine überragende Reise mit dem Team. Eine, die ich geliebt habe", und Hamilton weiter: "Ich werde immer ein Teil der Mercedes-Geschichte sein. Ich kann immer wieder zurückkommen, das Museum anschauen und wissen, dass ich Teil der Geschichte dieser Marke bin."

Auch Toto Wolff betonte zum Abschied: "Es war eine fantastische Reise. Als wir 2013 unsere Zusammenarbeit begannen, konnten wir uns nicht vorstellen, was noch kommen würde. Und wir werden das in dem Wissen ehren, dass Lewis, auch wenn diese Phase unserer Beziehung zu Ende geht, immer ein Teil unserer Familie sein wird."

Noch vor Saisonbeginn 2024 erfuhr die Formel-1-Welt von Hamiltons Wechsel-Hammer zum Team aus Maranello für 2025. In Anbetracht des nahenden Mercedes-Abschieds sei für Hamilton schon das gesamte Jahr nicht einfach gewesen. Dass er es nicht einfach haben werde, beschreibt er mit dem Malaysia GP 2013 in seiner ersten Mercedes-Saison nach sechs Jahren McLaren: "Es war sehr komisch, gegen [McLaren] zu fahren. Ich habe beim Boxenstopp sogar beim alten Team angehalten. Nächstes Jahr wird hart für mich."

Was traust du Lewis Hamilton in der F1-Saison 2025 mit Ferrari zu? Kann er sich gegen Charles Leclerc durchsetzen? Vielleicht sogar seinen ersehnten achten WM-Titel gewinnen? Verrate uns deine Meinung in den Kommentaren unter diesem Artikel. Die Einschätzung unseres Experten Christian Danner dazu erfährst du hier im Video:

Lewis Hamiltons Zeit vorbei? Danner: Hätte ihn nicht geholt! (06:38 Min.)