In nicht einmal mehr drei Monaten ist es so weit: Am 16. März 2025 wird Lewis Hamilton zum ersten Mal als Ferrari-Pilot bei einem Formel-1-Rennen am Start stehen. Dabei wird der Rekordweltmeister mit Charles Leclerc auch einen neuen Teamkollegen erhalten. Eine potentiell heikle Teamkollegen-Kombination. Schon in der Paarung mit Carlos Sainz kam es immer wieder zu Reibereien, zuletzt herrschte vor allem beim Las-Vegas-GP Ende November dicke Luft zwischen den Piloten.
Mit der Ankunft von einem derartig hochdekorierten und mit einem Führungsanspruch ausgestatteten Piloten wie Hamilton dürfte das teaminterne Fahrermanagement vermeintlich nicht einfacher werden. Beide Fahrer dürften darum bemüht sein, sich schnellstmöglich als schnellerer Fahrer der Konstellation zu etablieren – erst recht, sollte Ferrari im kommenden Jahr auch in der Lage sein, um den Fahrertitel mitzufahren.

Vasseur: Gegenseitiges Nacheifern hilft Ferrari
Ferrari-Teamchef Fred Vasseur hat zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch keine Sorge, dass die Paarung aus Leclerc und Hamilton sich negativ auf das Klima innerhalb des Teams auswirken könnte. „Es ist immer eine Herausforderung und ich hatte meine Herausforderung dieses Jahr zwischen Charles und Carlos“, setzt Vasseur an, fügt zugleich aber hinzu: „Ich bin wirklich überzeugt, dass dieses gegenseitige Nacheifern im Team ein Schlüssel für die Performance des Teams ist.“
Zwar erkennt Vasseur an, dass es durchaus bereits brenzlige Situationen zwischen Leclerc und Sainz gegeben habe und hebt dabei neben dem Vegas-Konflikt das Rennen in Monza 2023 hervor, bei dem sich die beiden Ferrari-Piloten rundenlang hart, aber fair duellierten. „Am Ende des Tages war es förderlich für die Performance des Teams“, glaubt Vasseur allerdings.
Vasseur über Leclerc und Hamilton: Haben gigantischen Respekt voreinander
Auch im Hinblick auf das persönliche Verhältnis zwischen Leclerc und Hamilton sieht der Franzose kein Risiko für eine Eskalation im Teamduell: „Ich bin über Charles und Lewis nicht besonders besorgt. Sie haben einen gigantischen gegenseitigen Respekt voreinander, sie kennen einander und sprechen darüber bereits seit Monaten.“
In diesem Kontext weist Vasseur zudem darauf hin, dass es sich beim möglichen Konfliktpotenzial seiner beiden Zöglinge um ein Luxusproblem handelt. „Es ist sehr viel besser einen Kampf um Platz eins und zwei oder zwei und drei auf dem Grid zu haben als einen Kampf um Platz 19 und 20. Es ist ein gutes Problem, das man haben kann, dass es diese Art von Diskussion gibt“, meint der 56-Jährige. „Und ich bin wirklich überzeugt davon, dass die Performance des Teams auch von diesem Nacheifern zwischen den Beiden kommt.“
Dennoch darf zumindest hinterfragt werden, inwiefern sich Leclerc und Hamilton bei einem möglicherweise sehr engen Teamduell nicht gegenseitig in der Fahrerwertung wichtige Punkte wegnehmen könnten. Gerade in einem möglichen Titelkampf mit Max Verstappen, der bei Red Bull über einen klaren Nummer-1-Status verfügt, könnte dies relevant werden.

Schadet offenes Teamduell den Titelchancen in der F1-Fahrer-WM?
Auch hierbei zeigt sich Vasseur jedoch gelassen. „Man kann sagen, dass es ein Vorteil ist, wenn du dich entscheidest, alle neuen Teile an ein Auto zu bringen, deine ganzen Anstrengungen in ein Auto zu stecken und das andere ein bisschen zu opfern“, gibt er zu. Dennoch bleibt Vasseur bei seinem Standpunkt, dass letztlich der Wettbewerb zwischen den Fahrern dem ganzen Team zugutekomme. „Zumindest für die Team-Meisterschaft ist es sehr viel einfacher, wenn du die gleiche Berücksichtigung für beide Autos hast. Aber selbst für die Fahrer-Meisterschaft ist es gut, diese Art des Nacheiferns zu haben.“
An den Fähigkeiten seiner beiden Fahrer hegt Vasseur derweil ebenso wenig Zweifel wie bezüglich deren konstruktiver Zusammenarbeit. Während Leclerc besonders für ein verbessertes Renn-Management und eine verbesserte Herangehensweise an das Rennwochenende Lob seines Teamchefs einheimsen kann, verteidigt Vasseur die teilweise stark kritisierten Auftritte Hamiltons in dieser Saison. Der Altmeister selbst gab beim Saisonfinale in Abu Dhabi zu, bei seiner Emotions-Kontrolle 2024 nicht auf seinem besten Level gewesen zu sein.
„Ich hatte wirklich nie, nie, nie Sorgen über die Situation (von Hamilton bei Mercedes; d. Red.)“, stellt Vasseur allerdings klar. „Ich will weder Lewis noch Mercedes beschuldigen, aber diese Situation ist nicht einfach zu managen. Und ich kann verstehen, dass, wenn es nicht wirklich gut läuft, diese Beziehung leiden kann.“ Zwar sei Hamilton mental nicht in einer sehr guten Verfassung gewesen, sei damit aber offen umgegangen, so Vasseur weiter. „Aber er war auch sehr, sehr gut in den letzten paar Events, sodass ich mir darüber überhaupt keine Sorgen mache.“
Im Gegensatz zu Fred Vasseur ist Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner mittlerweile das Vertrauen in Lewis Hamilton abhandengekommen. Im Teamduell bei Ferrari glaubt der ehemalige Formel-1-Pilot im nächsten Jahr an einen Sieg Leclercs. Danners ausführliche Meinung zum prestigeträchtigen Aufeinandertreffen könnt Ihr in diesem Video ansehen:
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