Vor dem Rennen in Katar hatten wir bei Motorsport-Magazin.com und große Teile des Formel-1-Paddocks einen klaren Favoriten auf den Sieg: George Russell. Doch am Ende wurde der von Pole-Position gestartete Mercedes-Pilot nur Vierter, und war damit eigentlich noch gut bedient. Über den Zusammenbruch eines Top-Wochenendes.
George Russell: Unser Sport ändert sich über Nacht
"Platz vier ist wirklich noch ein schmeichelhaftes Resultat, wenn man sich ansieht, wie dieses Rennen gelaufen ist. Es ist wirklich erstaunlich, wie dieser Sport sich über Nacht ändert. Alles war großartig am Freitag und am Samstag, und dann haben wir heute keine Pace", stand Russell ratlos da. Es kam für ihn wirklich alles zusammen: "Wir waren mindestens zwei oder drei Zehntel langsamer als Max [Verstappen] und Lando [Norris]. Der Start war schlecht, ich hatte einen langsamen Boxenstopp und dann noch eine Strafe. Ich weiß nicht einmal genau, wofür. Es ist merkwürdig."
Über die Strafe können wir aufklären. Die gab es für zu viel Abstand lassen hinter dem Safety-Car. Mehr als zehn Wagenlängen brachten fünf Sekunden obendrauf. Am Ergebnis änderte das nichts, Russell blieb Vierter. Allerdings auch nur, weil Lando Norris ein saftige Strafe kassierte und Carlos Sainz einen Reifenschaden bekam. Ansonsten wäre der Brite wohl auf Rang sechs in Ziel gekommen. Von Pole-Position gestartet eine derbe Klatsche.
Untersteuern bremst Mercedes: Hätten auch mit gutem Start nicht gewonnen
Doch der erste Platz war ohnehin schon nach einer Kurve weg. Verstappen und Norris gingen am Start vorbei, und zogen daraufhin davon. Teamchef Toto Wolff zweifelt, ob ein besserer Start irgendwas geändert hätte: "Das glaube ich nicht. Wenn das Rennen gestern [am Samstag, Anm. d. Red.] stattgefunden hätte, dann hätten wir gewinnen können. Aber in der puren Pace wären wir heute hinter Lando [Norris] und Max [Verstappen] gewesen. Es wäre ein solides Podium gewesen, aber offensichtlich ist auch dafür zu viel schiefgegangen."
Die schlechte Pace kam durch, wie Wolff es nennt, unerträgliches Untersteuern. Der Österreicher hält das Phänomen beim Silberpfeil für eine Folge von steigendem Grip auf der Strecke. Mercedes zog daher die strategische Reißleine: "Nach 15 Runden, als wir verstanden, dass das Auto keine Balance mehr finden würde, ging es den Bach runter. Das Untersteuern kam und wir verloren an Boden gegen die Jungs vor uns, und auch gegen Piastri hinter uns. Es fühlte sich einfach danach an, dass wir jetzt auf den anderen Reifen [den Hard, Anm. d. Red.] gehen müssen."
Schlechter Boxenstopp ruiniert Russells Rennen noch weiter: Alles geht schief
Außerdem gab es einen weiteren Grund für den ersten Boxenstopp eines Autos aus der Spitzengruppe. Doch all die Überlegungen führten noch weiter ins Verderben: "Wir dachten, dass eine Änderung des Flaps am Frontflügel uns in eine bessere Situation bringen könnte. Das war überhaupt nicht der Fall. Erstmal war der Boxenstopp nicht gerade großartig. Dann kamen wir in den Verkehr. Alonso hielt uns für viele Runden auf. Eines führte zum nächsten, und nichts daran war positiv."
Sieben Sekunden lang stand Russell vor der Garage, bis seine Reifen endlich gewechselt waren. Nur durch die glückliche Fügung von Safety-Cars, Fehlern und Pech bei der Konkurrenz wurde er dann noch auf Rang Vier nach vorn gespült. Im Schlussspurt gab es keine Chance mehr, das Podium zu attackieren, obwohl der Rückstand durch das Safety-Car neutralisiert wurde. Es zeigte erneut den Mangel an Pace des W15 auf. Letztlich war Katar für Russell ein Rennwochenende als Abbild der Mercedes-Saison: "Wenn die Dinge funktionieren und das Auto schnell ist, dann scheint alles glattzulaufen. Wenn dem Auto aber etwas Pace fehlt, dann scheint alles schiefzugehen. Heute war das ein gutes Beispiel dafür."
Während Russell mit seinem Sonntag haderte, hatte Max Verstappen noch eine Rechnung vom Samstag offen und schoss gegen den Briten. Den verbalen Frontalangriff könnt ihr hier nachlesen:
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