Die Rennleitung der Formel 1 hinterließ in Katar gleich mehrere Fragezeichen. Nicht mit der Strafe für Lando Norris - das ist eine Baustelle der Stewards. Doch warum war da überhaupt eine gelbe Flagge? Und viel wichtiger: Warum war sie dann wieder weg - obwohl eindeutig ein Trümmerteil auf der Strecke lag?

In Runde 30 hatte sich der Rückspiegel von Alex Albons Williams gelöst und war kurz vor der Boxenausfahrt auf der rechten Seite der Geraden liegengeblieben. Noch in einem Stück, schwarz, für die Fahrer praktisch nicht zu sehen. Mehrere gaben nach dem Rennen zu Protokoll, dass sie eigentlich überhaupt nicht wussten, dass da etwas auf der Strecke lag. "Ich dachte, ich sei nie an einem Spiegel vorbeigefahren", so Fernando Alonso.

Die Handhabung der Rennleitung sorgte für Verwirrung. Als in Runde 30 der Spiegel entdeckt wurde, kamen an der Stelle zuerst einmal doppelgelbe Flaggen raus. Das waren jene Flaggen, die Lando Norris zum Verhängnis wurden und ihm eine zehnsekündige Stop-und-Go-Strafe einbrachten. Aber diese Flaggen blieben nicht.

Rennleitung ignoriert Trümmerteil auf Zielgeraden von Katar

Tatsächlich sah man schon auf der Norris-Onboard, wie sie sofort wieder zurückgezogen wurden. Innerhalb von 30 Sekunden wurden sie dann - zusammen mit der Warnflagge für eine verunreinigte Strecke - vier weitere Male daraufhin aktiviert und wieder deaktiviert. Dann blieben sie aus. Obwohl der Spiegel noch immer da lag.

Es kam vier Runden später, wie es kommen musste: Ein nichtsahnender Valtteri Bottas nahm in Runde 34 den Spiegel voll mit, als er für eine Überrundung zur Seite fuhr, und verwandelte ihn in ein Trümmerfeld. Trotzdem dauerte es bis spät in Runde 35, ehe das Rennen endgültig neutralisiert wurde, als zeitgleich Lewis Hamilton und Carlos Sainz Reifenschäden erlitten. Die übrigens nichts mit den Trümmern zu tun hatten - bei beiden war bereits in der letzten Kurve vor dem ersten Passieren des Trümmerfeldes der Schaden zu erkennen.

Die Handhabung der gelben Flaggen gerät jetzt in den Fokus. "Richtig wäre sofort ein Safety Car oder Virtuelles Safety Car gewesen", kritisiert Oscar Piastri. "Der war praktisch in der Bremszone für Kurve 1, wo du überholen willst. Ich weiß nicht, was der Plan war, ehe ihn jemand abräumte. Ihn für 30 Runden da liegenzulassen wäre nicht besonders smart gewesen."

Die Meinungen hierzu gehen jedoch auseinander. "Wir hatten schon viele Rennen, wo ein paar Teile abseits der Linie lagen", meint Max Verstappen. Alpine-Teamchef Oliver Oakes sieht kein Problem, das Rennen weiterlaufen zu lassen: "Niemand hätte sich vorstellen können, dass jemand da drüberfährt, während er jemand überrunden lässt."

Zweiter Safety-Car-Restart in Katar macht mehr Probleme

Unter dem Strich bleibt der Ablauf trotzdem zweifelhaft. Es war nicht das einzige Problem der Rennleitung. Beim folgenden Safety-Car-Restart gingen die Lichter auf dem Safety Car nicht wie vom Reglement gefordert im letzten Sektor aus. Ein irritierter Max Verstappen wusste nicht, ob er sich als Führender zurückfallen lassen durfte, oder ob der Restart kurzfristig abgeblasen worden war.

Das war der Grund für Verstappens holprige Fahrt raus aus der letzten Kurve, die ihm beinahe die Führung kostete. Am Sonntagabend war in Katar erst noch eine kurze Stellungnahme der FIA zu den Zwischenfällen angekündigt gewesen. Die wurde letztendlich aber auf Montag verschoben.