Nach dem Formel-1-Rennen in Katar muss sich Lewis Hamilton an seine eigene Nase fassen – und das gleich mehrmals. Der Rekord-Weltmeister erlebte in seinem vorletzten Rennen mit Mercedes einen Grand Prix zum Vergessen und leistete sich zwei uncharakteristische Fehler, die alle Punktechancen eliminierten.
Zunächst rollte Hamilton am Start schon etwas zu früh los. Hamilton reagierte zwar noch schnell auf seinen Fehlstart und verlor deshalb auf den ersten Metern sogar noch zwei Positionen, aber die Regeln sind an diesem Punkt strikt: Fehlstart ist Fehlstart, auch wenn man keinen Vorteil daraus gewinnt. Eine 5-Sekunden-Strafe war die Folge, und die Aussichten auf das Rennen sowieso getrübt.
Lewis Hamilton nach Katar selbstkritisch: Nicht meine beste Leistung
Endgültig um alle Punktechancen brachte er sich dann im letzten Stint, als er bei der Durchfahrt der Boxengasse unter dem Safety Car (eine Maßnahme, um die Sicherheit auf der Strecke zu gewährleisten) vergaß, den Boxenlimiter anzumachen und deshalb postwendend zu schnell fuhr. Das Urteil in diesem Fall: Eine Durchfahrtsstrafe.
“Letztendlich war das meine Schuld am Start und das in der Boxengasse ging auch auf meine Kappe“, suchte Hamilton für beide Aktionen keine Ausflüchte. „Nicht meine beste Leistung, aber ich werde mich morgen wieder aufraffen und es noch einmal probieren“, versuchte er den Katar-GP schnell vergessen zu machen.
Doch im Alleingang war Hamilton auch nicht dafür verantwortlich, dass das Rennen auf dem Lusail International Circuit so danebenging. Denn in der 34. Runde erlitt Hamilton bei der Anfahrt in Kurve 1 einen Reifenschaden. Der ungünstigste Ort der Strecke, denn dadurch musste er beinahe die gesamten 5,4-Kilometer rund um die Strecke mit einem platten Reifen zurücklegen, ehe er an die Boxengasse kommen konnte.
Die naheliegende Erklärung für diesen Schaden: Einige Runden zuvor brach der Rückspiegel von Alex Albon auf der Start-Ziel-Geraden ab, den Valtteri Bottas später traf und dabei zahlreiche kleine Trümmerteile auf der Strecke verteilte. Hamilton hat jedoch eine andere Theorie und führt den Plattfuß auf das Mercedes-Setup zurück.
“Wir bekamen die Flügel-Einstellungen nicht richtig hin, das ist uns dieses Jahr schon zu oft passiert. Wir hatten im Prinzip nicht genügend Frontflügel auf dem Auto und es lenkte einfach nicht. Deshalb hatte ich über lange Zeit einfach massives Untersteuern und ich denke ehrlicherweise, dass das zu dem Reifenschaden geführt hat“, vermutet Hamilton.
“Ich habe kein Debris gesehen“, untermauerte er seine These. Gut möglich, dass eine Kombination aus beidem die Verantwortung für den Reifenschaden trägt, der Reifen durch das starke Untersteuern ohnehin schon stärker abgerieben war, als die Pneus der Konkurrenz, und dadurch anfälliger für ein Trümmerteil. Die Spiegel-Überreste auf Start-Ziel gaben ihm dann den Rest.
Mercedes und Hamilton: Beste Paarung der F1-Geschichte vor tristem Ende
Katar war für Hamilton seit Freitag ein frustrierendes Wochenende. Der Rekord-Weltmeister konnte zu keinem Zeitpunkt des Wochenendes die Pace mit seinem Teamkollegen George Russell mitgehen und hatte Balanceprobleme. Die erfolgreichste Fahrer-Team-Paarung in der Formel-1-Geschichte steuert auf ein tristes Ende zu.
Schon seit einigen Wochen läuft es bei Hamilton nicht, der zukünftige Ferrari-Fahrer macht keinen Hehl daraus, dass er das Saisonende herbeisehnt. Seine Aussichten auf Abu Dhabi klingen auch alles andere als zuversichtlich: „Ich denke nicht, dass es auf einem Hoch zu Ende gehen wird. Ich erwarte kein viel besseres Wochenende als wir es in den letzten Wochenenden hatten“.
“Ich werde mit geringen Hoffnungen [nach Abu Dhabi] gehen, aber falls wir mit einem besseren Ergebnis rauskommen, dann macht das auch keinen großen Unterschied mehr“, hielt ein lustloser Hamilton nicht hinter dem Berg, betonte aber: „Ich denke nicht, dass es einen Einfluss darauf haben wird, was wir zusammen erreicht haben.“
Hamilton gewann mit Mercedes sechs WM-Titel, 84 Formel-1-Rennen und holte dabei 78 Pole Positionen, sowie 153 Podien. In allen Kategorien ein Rekordwert für eine einzelne Fahrer-Team-Kombo in der Königsklasse. Bei so vielen Erfolgen wird ein Grand-Prix-Start mehr oder weniger auch wenig Einfluss haben: „Ich hatte großartige Rennen und schlechte Rennen in meinem Leben – wenn auch nicht zu viele schlechte“, bilanzierte er. Der Katar-GP zählte definitiv zu dieser seltenen Kategorie.
Lewis Hamilton war nicht der einzige, der sich in Katar eine Strafe einhandelte. Lando Norris erwischte es ebenfalls:
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