Zweimal Bestzeit für Lewis Hamilton am Freitag beim Las Vegas GP. Wir müssen wirklich lange zurückblicken, um das wiederzufinden. In Saudi-Arabien 2021 war dies dem Rekordweltmeister letztmals gelungen. Und auch George Russell war als Zweiter und Dritter in beiden Sessions voll bei der Musik. Geht da wirklich was für den Stern im Zockerparadies? Mercedes hat Gründe für Optimismus, aber ebenso für Zurückhaltung.

Wolff vorsichtig: Waren schon oft am Freitag gut

"Wir haben schon ein paar gute Freitage gehabt, als es wenig Grip gab und das Auto herumrutschte. Es ist also schwierig einzuschätzen. Lobe den Tag nicht vor dem Abend. Morgen wird es mehr Grip geben und dann wird unser Auto sicherlich schwieriger zu fahren sein", traute Toto Wolff beim ORF der Herrlichkeit des Trainings noch nicht. Tatsächlich ist es ein wiederkehrendes Muster der Saison 2024, dass Mercedes am Freitag besser aussieht. Ab Samstag kann dann die Konkurrenz um McLaren, Ferrari und Red Bull aber meist mehr zulegen. Die Bullen schwächelten allerdings am Freitag bedenklich. Warum das so war, könnt ihr hier nachlesen:

Kälte der Nacht hilft Mercedes: Bester Freitag des Jahres

Dennoch durfte nach den Eindrücken des Vegas-Freitags auch Optimismus versprüht werden. "Ich denke, das war der erste Trainingstag in diesem Jahr, an dem wir konstant stark waren, und das Auto fühlte sich durchweg schnell an", zeigte sich Hamilton nach schwierigen letzten Rennen erleichtert. Russell bestätigte ihn: "Noch ist es nur ein Training, aber es ist definitiv ermutigend. Das Auto hat von Anfang an funktioniert, und ich habe mich hinter dem Lenkrad wohl gefühlt."

Der Grund für das gute Abschneiden liegt vor allem in den Bedingungen begründet. "Tatsächlich haben wir mehr Pace, wenn unser Auto rutscht, als wenn der Grip einsetzt. Dann fahren wir teilweise auf drei Rädern, da verlierst du massiv an Rundenzeit. Wenn es warm wird, überhitzen wir am Heck. Das passiert bei diesen Temperaturen hier nicht", weiß Wolff beim Blick auf das Thermometer. In der Wüste ist es Nachts kalt und so wurden einstellige Werte gemessen. Auch Ingenieur Andrew Shovlin sieht in der Kälte einen großen Faktor: "Bei den sehr kalten Temperaturen ist es schwierig, die Reifen ins richtige Fenster zu bekommen, aber es sieht so aus, als ob wir relativ gut damit zurechtgekommen sind."

Mercedes-Fahrer George Russell
Der Mercedes geht gut bei kühlen Temperaturen, Foto: LAT Images

Achillesverse Streckenentwicklung: Mercedes muss beim Setup nachziehen

Die Temperaturen werden in den kommenden beiden Tagen auch nicht höher werden. Dennoch lehrt die Erfahrung der bisherigen Saison die Silberpfeile Zurückhaltung. Der Faktor Streckenentwicklung ist in Las Vegas enorm. "Es ist ein Straßenkurs und die Strecke war heute ziemlich schmutzig. Ich bin mir sicher, dass sich die Strecke weiter entwickeln wird, wenn sie sauberer und griffiger wird. Es ist wahrscheinlich, dass die Zeiten im morgigen Qualifying um drei Sekunden oder mehr schneller sein werden", rechnet Russell vor.

Und genau unter diesen Umständen gab der W15 dann samstags und sonntags meist keine so gute Figur mehr ab wie noch am Freitag. Shovlin ist daher gewarnt: "Die Strecke wird deutlich besser werden, also müssen wir sicherstellen, dass wir da mit dem Setup nachziehen können." Hamilton blickt auf einen weiteren Aspekt, der in der Zeitentabelle des Freitags nicht aufscheint: "Unsere Longrun-Pace sah nicht ganz so gut aus wie unsere Geschwindigkeit über eine Runde. Wir müssen also über Nacht daran arbeiten, das zu verbessern, ohne unseren Speed für das Qualifying zu beeinträchtigen." Eine Aufgabe, an der das Team 2024 schon öfter scheiterte.

Mercedes nicht der Favorit, aber kalte Rennen der Saison 2024 machen Hoffnung

Im Rennen wird vor allem Graining das große Thema sein. Das betrifft aber nicht nur Mercedes. "Das hat bei den meisten eingesetzt und das haben alle gemanagt. Ich glaube da sitzen alle im selben Boot. Bei allen war es auf dem Medium-Reifen", hat Wolf beobachtet. Der Österreicher ist nur vorsichtig optimistisch: "Man darf es nicht so sehen, dass wir die Favoriten sind. Wir wollen morgen darauf aufbauen. Hoffentlich bleibt es so, dann sind wir mit dabei." Hoffnung macht die Hochphase der Mercedes-Saison: "Wir haben so viele schwierige Wochenende gehabt, aber auch viele gute vor dem Sommer, als es kalt war." In Kanada und Silverstone war es beispielsweise das gesamte Wochenende über kalt, und Mercedes war an allen drei Tagen voll dabei. Das gilt es nun in Las Vegas zu wiederholen.