Kopfschütteln. Das war die erste Reaktion, die Max Verstappen nach dem Überfahren der Ziellinie auf seiner schnellen Runde im zweiten Freien Training am Formel-1-Freitag in Singapur von sich gab. Zuvor hatte der Weltmeister auf seinem Qualifying-Run eine Zeit von 1:32,021 gesetzt. Das reichte gerade einmal für die 15. Position im Endklassement der Session.

"Ich habe keinen Grip. Ich habe keine spezifischen massiven Balance-Probleme, ich habe einfach keinen Grip", funkte er daraufhin in einem Mix aus Frustration und Hilflosigkeit an seinen Renningenieur Gianpiero Lambiase. Ein größerer Fehler war Verstappen auf seiner Runde auch nicht unterlaufen, denn bei einem zweiten Anlauf auf denselben Reifen war er nochmal drei Zehntelsekunden langsamer.

Monza, Baku, Singapur: Setzt es die nächste F1-Pleite für Verstappen?

Eine Bild, das sich einreiht in Verstappens jüngste Misere bei Red Bull. Für den einst dominanten WM-Leader geht es spätestens seit Anfang September laufend in die falsche Richtung. In Monza war sein Dienstwagen schon nur der viertschnellste im Feld - mit großem Abstand nach vorne. In Baku musste er sich dann auch noch hinter seinem Teamkollegen Sergio Perez anstellen - etwas, das in der laufenden Formel-1-Saison noch nie vorkam – und wurde anschließend sogar noch von Lando Norris gedemütigt, der trotz Startplatz 15 vor Verstappen ins Ziel kam.

In Singapur-Training ist jedenfalls am Freitag erneut Perez der schnellere Red-Bull-Pilot. Entsprechend bedient war Verstappen nach FP2 und bestätigte im Anschluss an die Session seine Funk-Analyse: "Es ist schwierig. Wir verfügen einfach nicht über den Grip, den wir gerne hätten. Da gibt es einige Dinge, die wir anschauen müssen."

Ganz so schlimm, wie die Zeiten es suggerieren ist die Ausgangslage wohl doch nicht. Denn am Ende seiner Runde schloss er zu einigen langsamen Fahrzeugen auf und verlor wohl etwas Abtrieb. Bis dahin lag er etwa eine Zehntelsekunde hinter Perez. Doch auch mit einem Resultat um P10 wäre die Stimmungslage wohl kaum besser.

Red Bull hat Kerb-Problem gelöst – aber nur mit Grip-Verlust?

Red Bull hatte schon mit etwas Sorgenfalten auf das Wochenende in dem Inselstaat geblickt. Denn zusätzlich zu den jüngsten Problemen ist die Strecke auf dem Papier auch nicht auf den RB15 ausgelegt. Mit Fahrten über die Kerbs hatte der Bolide aus Milton Keynes bei den Formel-1-Wochenenden in Monaco und Montreal schon stark zu kämpfen. Unebenheiten in der Strecke sind ebenfalls nicht das Metier des Red Bulls.

In Singapur schienen diese alten Probleme keinen gesonderten negativen Effekt mehr auszuüben. "Wir hatten nicht wirklich ein Problem mit den Bumps und den Kerbs. Es geht uns einfach um den generellen Grip. Wir müssen Kompromisse zwischen den beiden finden." Was an sich eine gute Nachricht für Verstappen und Co ist, lässt den Rückstand auf die Spitze umso besorgniserregender wirken.

Andererseits könnte der mangelnde Grip auch dadurch hervorgerufen werden, dass man bei der Abstimmung für die Trainings etwas konservativer vorging, um das Kerb-Problem zu minimieren und das Fahrzeug etwas höher setzte. Mit dem Resultat, dass der Unterboden nicht den gewünschten Grip erzeugt.

Sergio Perez: Es sieht nicht gut aus

Perez wirkt nach seinem achten Platz im zweiten Training genauso niedergeschlagen wie Verstappen. "Wir haben uns seit dem ersten Training ein kleines bisschen verbessert, aber an unserer Balance fehlt noch viel. Es fällt uns sehr schwer, da draußen eine Runde zusammenzubekommen. Aber es sieht im Moment nicht großartig aus", analysierte er.

Viel Hoffnung, dass sein Team am Samstag und Sonntag trotzdem vorne mitkämpfen kann, macht sich der Mexikaner nicht: "Uns fehlt fast eine ganze Sekunde. Wir benötigen eine große Veränderung, um in der Lage zu sein, weiter nach vorne zu kommen. Aber wir werden sehen, was wir machen können."