Der 1. März 2025 wird für das Formel-1-Team von Aston Martin ein weiterer Meilenstein. An diesem Samstag wird Adrian Newey offiziell seinen Dienst beim ehemaligen Jordan-Team antreten. Die Verpflichtung des möglicherweise größten Ingenieurs der Formel-1-Geschichte wirft aber schon ihre Schatten voraus - sowohl positiv, als auch negativ.

Im Fahrerlager fragen sich viele, wie Aston Martin das Ingenieurs-Starensemble finanziert. Nicht, dass Lawrence Stroll die finanziellen Mittel für Newey und Co. fehlen würden, aber die Budgetobergrenze macht auch vor dem kanadischen Milliardär nicht halt. Seit der Einführung des Budget Caps dürfen die F1-Teams nicht mehr ausgeben, was sie wollen.

Durch Inflationsanpassungen liegt die Obergrenze zwar inzwischen bei etwa 160 Millionen US-Dollar plus diverse Ausnahmen - wie zum Beispiel die drei Top-Verdiener und Fahrergehälter -, doch auch damit können sich viele Strolls Einkaufstour nicht erklären. Schließlich wurden schon vor Newey mit Dan Fallows, Eric Blandin, Bob Bell, Andy Cowell und Enrico Cardile Hochkaräter von der Konkurrenz abgeworben.

Macht Adrian Newey Aston Martin zum F1 Weltmeister? (15:01 Min.)

Teamchef Mike Krack teilt die Bedenken der Konkurrenten nicht: "Wir haben diese Woche unser Konformitätszertifikat für den Budget Cap erhalten. Wir haben ein starkes Finanz-Team, das das stark managt. Und das werden wir weiterhin machen. Ich habe ehrlichgesagt volles Vertrauen, dass es kein Problem geben wird."

Im Fahrerlager wird gemunkelt, dass Aston Martin das Finanz-Problem mit Anteilen am Team löst. Newey wird nicht nur Managing Technical Partner, er wird auch Teilhaber des Aston Martin Formel-1-Teams. Obwohl das Finanzielle Reglement viele Lücken abdeckt, gibt es hier eine Möglichkeit, den eigentlichen Geist des Reglements zu umgehen.

Müssen für Newey hochrangige Formel-1-Ingenieure gehen?

Das lässts sich natürlich nicht beliebig fortführen. Und so stellt sich auch aus finanziellen Gesichtspunkten die Frage, ob das Ingenieurs-Starensemble so Bestand haben wird. Viele der Neuzugänge hatte man abgeworben, bevor man wusste, dass Newey kommt. Newey war hier weder finanziell noch strukturell eingepreist. Zu viele Köche verderben schließlich den Brei.

"Jedes Team, das jemanden wie ihn haben kann, muss seine Strukturen diskutieren und sehen, wie man ihn am besten nutzen kann", weiß auch Teamchef Krack. "Das müssen wir tun, aber wir sind nicht in Eile und haben reichlich Zeit. Wir haben ein paar Pläne, die wir mit ihm diskutieren müssen, aber ich denke, wir werden eine gute Lösung finden."

Entlassungen sieht der Luxemburger dadurch aber nicht zwingend auf das Team zukommen: "Man muss sich ansehen, welche Bereiche man abdecken muss, wie viel Überschneidung man haben will und wer für was zuständig ist. Das müssen wir machen und überdenken, aber das muss man jedes Mal in jeder Abteilung machen, wenn man neu rekrutiert. Man muss Rollen und Verantwortungen definieren und sehen, wofür der neue Mitarbeiter zuständig ist. Das gleiche gilt für die Chefetage im Technik-Team. Wenn man alle Bereiche abdeckt und alle ordentlich zuweist, dann gibt es solche Probleme nicht."

Ganz im Gegenteil, bei Aston Martin denkt man bereits an die nächsten Ingenieurs-Rekrutierungen: "Wir werden durch die Verpflichtung [von Newey] in jedem Bereich attraktiver. Das zeigt die Glaubwürdigkeit des Projekt, es zeigt, dass dieses Projekt all seine Zeile erreichen kann. Wenn ich an der Universität wäre und diese Verpflichtung sehe, dann würde ich versuchen, hierherzukomen, weil ich wahrscheinlich am meisten hier lernen kann. Ich denke, diesen Effekt wird es geben."

Max Verstappen nun auf Aston Martins Einkaufsliste?

Nicht nur auf Jung-Ingenieure könnte die Newey-Verpflichtung abstrahlen, auch auf Fahrer. Kaum ist das Mercedes-Cockpit zumindest 2025 keine Option mehr für Max Verstappen, gibt es neue Gerüchte. Weil Aston Martin 2026 zum Honda-Werksteam wird, beschwören einige schon den Wechsel von Max Verstappen von Red Bull zu Aston Martin herauf. "Ich denke, die Tür für Max Verstappen ist bei jedem Team immer offen", so Krack.

Verstappen selbst will sich in Hinblick auf seine Zukunft nicht in die Karten schauen lassen. "Ich habe aktuell andere Sorgen. Vielleicht denke ich in Zukunft darüber nach, aber nicht jetzt", sagte er vor dem Aserbaidschan GP an diesem Wochenende in Baku, als er mit den Aussagen von Krack konfrontiert wurde.

Selbst wenn Verstappen doch noch vorzeitig aus seinem bis 2028 laufenden Red-Bull-Vertrag aussteigen sollte, ist Aston Martin 2026 eine fragwürdige nächste Station: Fernando Alonso wird 2026 auf jeden Fall die erste Saison der neuen Regel-Periode im Newey-Boliden bestreiten. Ob Lawrence Stroll seinen Sohn Lance für Verstappen für die Tür setzen würde, ist fraglich.

Fernando Alonso bleibt bis mindestens 2026 bei Aston Martin. Dabei warf auch die Ankunft des Spaniers ihre Schatten voraus. Der zweimalige Formel-1-Weltmeister ist für seinen schwierigen Charakter bekannt. In der aktuellen Print-Ausgabe gesteht Krack im Exklusiv-Interview: "Einen wie Fernando hast du nie im Griff. Ich glaube, das muss man sich abschminken. Ich bin da sehr direkt." Was Krack noch über Alonso sagt und wie er die aktuellen Probleme des Teams erklärt, gibt es in der Print-Ausgabe nachzulesen - am besten gleich hier bestellen.