Seit den Miami-GP hat McLaren im Durchschnitt das schnellste Auto der Formel 1. Gewiss, Ausnahmen bestätigen bekanntermaßen die Regel, wie in Spa oder Silverstone, als auf einmal Mercedes mit dem besten Rennauto glänzen konnte. Oder Ferrari, die nach dem Monza-Update auch wieder ganz vorne mitspielen könnten. Dennoch sind die Papaya-Orangenen in so gut wie jedem Rennen im Kampf um den Sieg voll mit in der Verlosung, während die Konkurrenz um Red Bull, Ferrari und Mercedes von Rennen zu Rennen unterschiedlich stark schwankt. Der MCL38 hat in diesem Jahr einen klaren Vorteil: Er ist berechenbarer und konstanter als seine Mitstreiter-Boliden.
F1-Upgraderennen: McLaren und die Anti-Salami-Taktik
Dass McLaren in diesem Jahr ein so verlässliches Auto auf die Beine stellen konnte, ist dabei alles andere als ein Zufall. Bei dem Team aus Woking verfolgte man in der laufenden Saison eine atypische Upgrade-Strategie und hielt sich bis zum Miami GP mit Verbesserungen komplett zurück. In Florida folgte dafür ein Mega-Update, das sich direkt in den ersten Saisonsieg umsetzte. Die Truppe aus Woking setzt, anders als unter anderem Red Bull, nicht auf kleine viele, sondern große wenige Upgrades. „Es gibt einen Grund, weshalb wir einige Upgrades nicht gebracht haben“, sagte Teamchef Andrea Stella in Monza über die Update-Strategie seines Teams.
McLaren möchte nicht in die Red-Bull-Falle tappen und mit vielen kleinen Updates das Auto vielleicht auf dem Papier schneller, aber auch unberechenbarer und schwieriger zu verstehen machen. „Denn wir haben gesehen, dass wenn wir den Startschuss gegeben hätten, hätten wir einige Zweifel gehabt, wenn die neuen Teile unter Wettbewerbsbedingungen an den echten Autos getestet worden wären“, so Stella.
„Wir nehmen uns also Zeit, um uns davon zu überzeugen, dass die Entwicklung ausgereift genug ist, um die Updates an die Strecke zu bringen. Das kann ich über die Art und Weise sagen, mit der wir arbeiten.“
Stella: Neuer McLaren-Windkanal zeigt Wirkung
Doch auch von einem anderen Aspekt kann McLaren mittlerweile profitieren. Seit der aktuellen Saison ist der neue Windkanal, dessen Fertigstellung sich durch Corona um mehrere Jahre verschob, endlich voll im Betrieb. Das Team aus Woking muss nicht mehr auf die Toyota-Ausrüstung in Köln zurückgreifen, sondern hat mittlerweile einen hochmodernen Windkanal direkt vor der Haustür. Und vor allem: Nur für sich alleine. Auch das ist für Teamchef Andrea Stella ein Grund dafür, dass McLaren mittlerweile nur noch acht Punkte hinter Red Bull liegt und den Vorsprung zu Beginn der Saison damit so gut wie pulverisiert hat.
„Ich denke, was den Windkanal angeht, ist es hilfreich, dass wir uns auf einen neuen Windkanal mit der neuesten Technologie stützen können, weil wir es mit einer komplexen Aerodynamik zu tun haben“, so Stella. „Ich denke, die Entwicklung dieser Autos hat zu einigen herausfordernden Strömungsphysiken geführt, und ich denke, dass andere Teams, einschließlich McLaren, damit zu kämpfen haben, einfache Entwicklungen zu generieren.“
McLaren scheint mit der Korrelation von den Windkanaldaten auf die Strecke nicht die derart großen Probleme zu haben, wie Red Bull. Das zweite größere Updatepaket der Saison in Zandvoort konnte ebenfalls in einen Sieg umgemünzt werden. Lando Norris dominierte Verstappens Heimrennen mit den neuen Teilen nach Belieben.
Doch bekanntlich nützt das beste Werkzeug nichts, wenn man nicht weiß, wie man damit umzugehen hat. „Ich denke jedoch, dass es mehr als der Windkanal ein Verdienst des gesamten Aerodynamik-Teams ist, wenn wir ein konkurrenzfähiges Auto auf der Strecke haben. Es gibt kein Werkzeug, das die Arbeit selbst erledigt. Ein Werkzeug ist ein Werkzeug, weil es von Menschen benutzt wird. Für mich geht das Lob also an das Aerodynamik-Team, das seit Beginn der Arbeit im vergangenen Jahr eine solche Erfolgsquote bei der Entwicklung erzielen konnte“, huldigte Stella seine Truppe.
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