Die Formel 1 startet in das Rennwochenende von Monza. Die Strecke beim Italien-GP ist eigentlich allen Fahrern gut bekannt, doch an diesem Wochenende warten doch einige Überraschungen auf die Königsklasse. Denn die gesamte Strecke bekam vor dem Grand Prix 2024 eine neue Asphaltdecke und an einigen Stellen neue Kerbs. Kleine Änderungen, die eine große Wirkung haben können und bei einigen Piloten nicht unbedingt auf Gegenliebe stoßen.

Daniel Ricciardo tat sich am Donnerstag vor dem GP-Wochenende als Hauptkritiker der Streckenänderungen hervor. Der Racing-Bulls-Pilot ärgerte sich nach seinem Track-Walk vor allem über die neuen Kerbs. "Ich könnte nicht sagen, dass ich beeindruckt bin. Denn einige Elemente, die den Charakter dieser Strecke ausgemacht haben, sind verlorengegangen", erklärte der Australier.

Ricciardo und Albon: Strecke hat Charakter verloren

"Die Neuasphaltierung sieht großartig aus, aber von den Kerbs bin ich enttäuscht", wurde Ricciardo etwas konkreter. Dabei bezieht er sich vor allem auf zwei Stellen rund um die Strecke, die so viele Grands Prix wie keine andere in der Formel-1-Geschichte ausgetragen hat: In der Variante della Roggia, sowie in der Ascari-Schikane, sind die Randsteine deutlich flacher als noch in der Vergangenheit.

Bei seinem Lokalaugenschein vermisste Ricciardo auch ein weiteres Element: "In der zweiten Schikane [Variante della Roggia, d. Red] zum Beispiel: Dort konnte man früher über den Kerb fahren und da war dieser schmale Beton-Streifen und man versuchte immer seine Reifen auf diesen Beton zu bekommen, um die gesamte Streckenbreite auszukosten. Dort war es auch ziemlich uneben", beschreibt er. "Das war irgendwie Oldschool, und jetzt ist es verschwunden."

Streckenprofil mit Kerbs
Die Ascari-Schikane bekam neue Kerbs verpasst, Foto: LAT Images

In der Ascari-Schikane gehen ihm die hohen Kerbs besonders ab: "Jetzt kann man die Kerbs viel mehr mitnehmen und es wird einfacher sein, voll durch Kurve 9 und 10 durchzufahren", befürchtet er. Ricciardo ist nicht der einzige Kritiker der Änderungen. Williams-Pilot Alex Albon kam zu einem ähnlichen Schluss: "Vielleicht hat die Strecke etwas von ihrem Charakter verloren. Einige der Kerbs, die eingebaut wurden, fühlen sich ein bisschen generisch an."

Er fürchtet außerdem, dass durch die Neuasphaltierung die Strecke weniger Bodenwellen hat und dadurch zusätzlich Charakter eingebüßt hat. Befürworter der neuen Kerbs äußerten sich aus dem Fahrerfeld keine, jedoch gaben zahlreiche Formel-1-Piloten am Medien-Donnerstag an, dass sie noch keine starke Meinung zu den Änderungen haben und mit einem Urteil warten wollen, bis sie die Strecke im Training gefahren sind.

Daniel Ricciardo: Warum wurden die Fahrer nicht gefragt?

Ricciardo stört sich vor allem daran, dass vor dem Umbau der Strecke die Fahrer nicht konsultiert wurden. "Wir brauchen kein übergeordnetes Mitspracherecht, aber man sollte wenigstens etwas Feedback von uns einholen", forderte der achtfache Grand-Prix-Sieger und fügte hinzu: "Vielleicht hätten sie dann etwas Geld gespart, da man die Kerbs nicht wechseln hätte müssen."

Ein Beispiel für eine Strecke, auf der das anders gehandhabt wurde, ist der Circuit Gilles Villeneuve in Montreal. Dort wurde in diesem Jahr ebenfalls der Kurs neu asphaltiert und im Zuge dessen auch die Kerbs ausgetauscht. Allerdings installierte man nach Rücksprache mit den Fahrern erneut Kerbs derselben Spezifikation und montierte nicht wie in Monza flachere Randsteine.

Sergio Perez im Red Bull vor Pierre Gasly im Alpine
Vorbild Montreal: Beim Umbau des Circuit Gilles Villeneuve wurden die Fahrer nach ihrer Meinung gefragt, Foto: LAT Images

"Damals haben wir uns ehrlich dafür bedankt, dass sie es uns mitgeteilt haben, denn wir sind damit alle viel glücklicher", so Ricciardo. Doch er gibt selbst zu, dass sein Urteil möglicherweise ein bisschen vorschnell kommt. Denn bislang ist er schließlich noch keine Runde auf der Strecke und damit auch auf den neuen Kerbs gefahren.

Der Sieger des Italien-GPs 2021 kann sich vorstellen, dass die flacheren Kerbs vielleicht auch einige Vorteile in petto haben: "Ich will nicht ausschließlich negativ sein. Vielleicht bedeutet es ja, dass wir leichter hinterherfahren können und man einen besseren Windschatten bekommt."

Formel-1-Weltmeister Max Verstappen begrüßte die Neuasphaltierung mit den Worten: "Das größte Problem, das wir hier hatten, war zu wenig Grip." Zu den Kerbs hat er noch keine abschließende Meinung gefasst: "Ich weiß nicht, ob sie besser oder schlechter sind." Am morgigen Freitag hat er zwei Trainings Zeit, um diese Unklarheit zu beseitigen. Genauso wie seine 19 Fahrer-Kollegen.