Eigentlich war die Formel 1 zwei Wochen in der Sommerpause. In der Woche direkt nach Spa, als die Fabriken und Büros noch geöffnet waren, bescherte das Personalkarussell noch zahlreiche Schlagzeilen: Carlos Sainz, Oliver Oakes und Jonathan Wheatly sorgten für reichlich Geschichten. Dann aber mussten Windkanäle, Fräsmaschinen und Co. heruntergefahren und die Laptops zugeklappt werden: Sommerpause.
Statt Silly Season auf dem Fahrermarkt gab es anschließend Silly Season beim Technischen Reglement. In Version 7 hatte die FIA Artikel 11.1.2 ergänzt. "Jegliches System und jeglicher Mechanismus, der systematisch oder absichtlich ein asymmetrisches Bremsmoment für eine Achse erzeugen kann, ist verboten", heißt es im Zusatz, der - wie bei Regeländerungen üblich - in pinker Farbe hervorsticht.
Kaum war Version 7 des Technischen Reglements auf der FIA-Website abrufbar, kamen im Internet die ersten Verschwörungstheorien auf. Red Bull hätte zu Saisonbeginn betrogen und wäre nur deshalb so überlegen gewesen, so der Vorwurf. Als man ein angebliches System für asymmetrischen Bremsdruck ausbauen musste, verlor man plötzlich die Vormachtstellung. Auch der Bremsdefekt beim Australien-GP hätte mit dem System zu tun gehabt.
Formel-1-Fahrerlager sicher: Kein Technik-Skandal
Recherchen im Fahrerlager von Zandvoort ergaben: Viel Lärm um nichts. Nicht einmal gegnerische Teams verdächtigten Red Bull, ein solches System genutzt zu haben. Das wäre, wie es viele vermuteten, auch schon zuvor illegal gewesen. Das hatte die FIA schon seit längerer Zeit klar gemacht.
Nachdem McLaren 1997 mit einem zweiten Bremspedal fuhr, um das Auto besser um die Kurven zu rotieren, wurden asymmetrische Bremssysteme verboten. Nur zwischen Vorder- und Hinterachse dürfen Bremsdrücke unterschiedlich sein. Linke und rechte Bremsscheiben müssen identische Bremsmomente von den Belägen erfahren.

Das stand im Wesentlich schon zuvor in Artikel 11.1.2, doch Ende der 2010er-Jahre kamen Teams auf die Idee, spezielle Mechanismen zu entwickeln, um das Wording zu umgehen. Als die Idee aufkam, machte die FIA sofort unmissverständlich klar, dass dies illegal wäre. Für das Reglement 2026 wollte man deshalb das Wording ändern, um erst gar keine Diskussionen aufkommen zu lassen.
Weil es sich dabei nur um eine Klarstellung und nicht um eine Regeländerung handelt, wollte die FIA gar nicht erst bis 2026 warten und nahm den Zusatz sofort auf. Für eine Klarstellung ist im Gegensatz zu einer Regeländerung kein Abstimmungsprozess notwendig, auch während der Saison kann die FIA ganz ohne Mehrheiten das Reglement spezifizieren. In diesem Fall erfolgte das nicht über eine Technische Direktive, sondern gleich direkt im Reglement.
Max Verstappen stellt klar: Regel ändert für Red Bull nichts
Den Verschwörungstheoretikern sei noch gesagt: Version 7 des Technischen Reglements datiert auf den 31.07.2024. Hätte Red Bull etwas in Folge der Regeländerung am Auto ändern müssen, wäre das bisher noch niemandem aufgefallen - schließlich gab es im August noch kein Formel-1-Rennen. Wird die Regeländerung Red Bulls Performance noch treffen? "Überhaupt nicht", stellt Max Verstappen klar.
Und bei genauerem Betrachten des Kräfteverhältnisses sieht man ebenfalls, dass Red Bull nicht langsamer wurde. "Wir und McLaren haben uns definitiv verbessert", meint George Russell. "Wenn man sich die Lücke zu den anderen Teams weiter ansieht, dann ist das ganz klar." Dass bei Red Bull die Upgrades nicht einschlugen wie bei Mercedes und McLaren, ist klar. Aber auch Ferrari konnte mit dem Entwicklungstempo nicht Schritt halten.
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