Die Racing Bulls hatten im Qualifying der Formel 1 in Ungarn einiges in der Hinterhand. Besonders, als es in Q3 ans Eingemachte ging. Yuki Tsunoda und Daniel Ricciardo rechneten sich gute Chancen auf die vierte Startreihe aus, doch mit einem heftigen, und etwas bizarren, Unfall ruinierte Tsunoda nicht nur seinen letzten Schuss. Sondern auch den des Teamkollegen.

Für Tsunoda war es ein heftiger Einschlag gewesen. Ausgangs von Kurve 5 rutschte er um ein kleines Bisschen zu weit raus auf den Rasenteppich, und wurde dort plötzlich ausgehebelt. "Ich habe mich ehrlich gesagt in der Kurve gut gefühlt, damit habe ich nicht gerechnet", ist Tsunoda verblüfft. Nur minimal will er es übertrieben haben: "Ein halber Reifen kam aufs Gras."

Dass es davor geregnet hatte, verschlimmerte diesen kleinen Fehler: "Das passierte, weil es dort noch nass war, es hat das aufgebauscht und ich bin rausgerutscht." Dann aber stieg Tsunodas Auto noch vor dem Einschlag in die Bande in einem höchst ungewöhnlichen Bild plötzlich auf, und schlug sogar halb fliegend in die Leitplanken ein.

Ricciardo sah Tsunoda-Crash in Ungarn kommen

Das hinterlässt Fragen über die Strecke. Wie konnte das Auto auf einer vermeintlich flachen Auslaufzone so aufsteigen? Teamkollege Daniel Ricciardo hat eine Antwort parat. An dieser Stelle wurden die Betonplatten in der Auslaufzone teilweise entfernt. In diesen Einschnitt wurde ein Rasenteppich eingesetzt. Es ist eine neuralgische Track-Limit-Stelle, und durch den Teppich wird Rausfahren automatisch bestraft.

"Die paar von uns, die am Donnerstag einen Track Walk machen, sahen, dass die Kante dort ziemlich tief ist", merkt Ricciardo an. Vom Rasenteppich gibt es eine regelrechte Stufe zurück hinauf auf die Betonplatten. "Wir dachten, wenn du mit einem Rad rausrutschst, dann sitzt du wie mit einem Skateboard auf. Und genau das ist passiert." Tsunodas Unterboden traf die Betonkante, und die hebelte das Auto aus. Das Chassis ist schwer beschädigt, muss getauscht werden.

"Ich glaube nicht, dass es die netteste Art von Auslaufzone ist, die sie für uns erzeugt haben", bemängelt Ricciardo. Das Team maß einen Aufschlag von 50 g. Tsunoda absolvierte zwar TV-Interviews, seinen Print-Medientermin ließ er dann aber aus medizinischen Gründen ausfallen. Über Nacht wird die Stelle nun modifiziert werden.

Kein Angriff auf Aston Martin: Tsunoda-Crash ruiniert auch Ricciardo

Der Tsunoda-Crash ist ein bitterer Schlusspunkt für ein davor starkes Qualifying, in dem beide Fahrer zu den großen Aufsteigern gehörten. Nachdem das Team seit einem Update in Barcelona mehrere durchwachsene Rennen erlebte, schien es am Samstag in Ungarn mit ordentlich Tempo bergauf zu gehen.

Racing Bull-Fahrer Daniel Ricciardo
Daniel Ricciardo freut sich über ein starkes Qualifying, Foto: LAT Images

Beinahe war Q1 noch schiefgegangen, Ricciardo stand sechs Minuten vor Schluss bei einer roten Flagge nur auf Platz 16. Für ihn nur der Beweis, wie gut das Qualifying eigentlich lief: "Jeder meinte, es ist nur eine Runde, im Nieseln, wird es die Strecke hergeben? Und wir hauen die Runde raus, und jeder ist ganz aufgeregt." Obwohl die Rennleitung DRS nicht mehr freigab, beendete Ricciardo Q1 sogar auf dem ersten Platz.

"Ich denke, wir hätte für die Astons auf jeden Fall ohne der roten Flagge in Q3 etwas in der Hinterhand gehabt", bedauert Ricciardo. Zwei Zehntel fehlten ihm auf den Achten Lance Stroll, vier auf den Siebten Fernando Alonso. Nur hatten beide Racing Bulls gerade ihre letzten neuen Soft-Reifen drauf, als Tsunoda verunfallte. Ricciardo war hinter ihm auf der Strecke und konnte ebenfalls keine Runde damit markieren.

Zwar wurde Q3 noch einmal freigegeben, aber mit den nun angefahrenen Soft schaffte Ricciardo es nur, die erste Zeit von Tsunoda (ebenfalls mit angefahrenen Reifen markiert) zu unterbieten. "Ich denke, das ist gut, wenn wir auf das Rennen schauen", hat Ricciardo Aston Martin aber für das Rennen weiter im Visier. Er startet von P9, Tsunoda von P10. "Wir werden uns nicht nur an diese Punkte klammern. Wir werden Jagd auf mehr machen."