Der Druck auf Sergio Perez steigt vor der Sommerpause der Formel 1 immer weiter, und seine Leistung im Qualifying zum Ungarn-GP tut nichts, um die Lage zu beruhigen. Im Gegenteil: Wie schon in Silverstone beging Perez bei Mischbedingungen auf Slicks einen Fahrfehler, der diesmal sogar in einem heftigen Unfall resultierte. Erneut scheiterte er in Q1, wird das Rennen nur von Platz 16 aufnehmen.

Es war wohl der denkbar schlechteste Ausgang des Qualifyings. Auch wenn Red Bull natürlich keine Details bestätigen will, so räumte Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko im Laufe des Wochenendes zumindest ein, dass es Klauseln im Perez-Vertrag gäbe. Nach dem Qualifying blieb er am Mikrofon von Sky kurz angebunden: "Wir bleiben bei unserem Vorgehen. Wir warten das nächste Wochenende ab und beraten uns dann."

Perez mit klarem Fahrfehler: Rückblickend war die Runde unnötig ...

Außer Frage steht, dass Perez' Abflug in Kurve 8 knapp sieben Minuten vor Ende von Q1 allein auf seine Kappe geht. "Das Problem war, dass sich die Strecke dauernd verändert hat", erklärt er. Das ganze erste Qualifying-Segment hatte es leicht genieselt. "Es war so schwer, die Bedingungen einzuschätzen. Der Regen wurde etwas stärker, aber der Grip hielt, und ich war drauf und dran, meine Runde zu verbessern."

"So ist das mit den Bedingungen, dann ist es auf einmal ein bisschen feuchter", erklärt Perez. So geschehen auf seiner Unfall-Runde. Er wählte am Kurveneingang eine weite Linie, bis raus auf den Kerb, aber der war diesmal zu feucht. Als er einlenkte, brach der Red Bull aus.

"Rückblickend betrachtet waren wir auf einer sicheren Position, die Runde war nicht nötig", seufzt Perez. Zum Zeitpunkt des Einschlages war er Neunter gewesen. Unmittelbar danach zog ein kleiner Schauer über die Strecke. Ohne den Abbruch hätte das wahrscheinlich bedeutet, dass sich in den verbleibenden sechs Minuten niemand mehr hätte ausreichend verbessern können.

Perez kämpft mit der Formel 1: Kein Spaß mehr

Nach dem Qualifying schwört Perez trotzdem weiterhin, dass er keine Job-Sorgen habe: "Wie ich schon sagte, das ändert nichts. Ich bin voll darauf aus, die Wende zu schaffen." Ohne Zweifel zehrt die Lage jedoch an ihm. Das versteckt er auch nicht auf eine Nachfrage, ob denn die Formel 1 noch Spaß mache: "Spaß würde ich nicht sagen. Es ist eine Herausforderung. Etwas, das mental richtig hart ist."

"Am einfachsten wäre, jetzt schlichtweg aufzugeben", räumt er daraufhin ein. "Zu sagen, das reicht jetzt. Aber das will ich meinen Kindern nicht mitgeben. Das ist nicht der Charakter, den ich zeigen will. Es ist wichtig, die Wende zu schaffen. Das ist noch nicht so lange her."

Crash von Sergio Perez im Red Bull
Der zerstörte Red Bull von Sergio Perez wird geborgen, Foto: LAT Images

In gewisser Weise ist es sogar nur 24 Stunden her. Den Freitag bezeichnete er als den besten seines Jahres: "Gestern hatten wir einen richtig guten, vielversprechenden Tag. Wir hatten sehr gute Longruns, und hoffentlich habe ich morgen eine gute Pace, um mich durch das Feld zu kämpfen und gute Punkte zu holen." Ersatzteile vom neuen Red-Bull-Update soll es reichlich geben, das soll für den Sonntag also kein Problem sein.

"Das Gefühl mit dem Auto verbessert sich, wir machen auf jeden Fall Fortschritte", versucht Perez also stattdessen das große Ganze im Blick zu behalten. Nach Simulator-Sessions zwischen Silverstone und Ungarn will er mehr über das Setup-Fenster des RB20 gelernt haben.

Jedoch ist Überholen in Ungarn bekanntlich schwierig. Es könnte ein langer Nachmittag für den vom 16. Platz startenden Perez werden, um seinen Wert zu beweisen. Und dass es in der Sommerpause Gespräche um die Fahrersituation bei Red Bull geben wird, das ist klar.