Die Formel 1 blickte vor dem Ungarn-GP gespannt auf den Red Bull. Nachdem der einstige Klassenprimus der Königsklasse bereits seit Wochen nicht mehr die tonangebende Kraft war und nur dank diverser Rennverläufe die WM-Führung weiter ausbauen konnte, wollten die Bullen nun wieder ihren Vorteil zurückerobern. Ein groß angelegtes Update hielt auf dem Hungaroring Einzug.
Bei Red Bull wurde die Wirkung des Updates nach den Trainings am Freitag gefeiert. Doch im Qualifying dann das böse Erwachen: Nicht der RB20 gab den Ton an, sondern der McLaren MCL38. Lando Norris reichte ein einziger echter Run, um sich auf die Pole zu stellen, Oscar Piastri sortierte sich denkbar knapp dahinter ein. Ebenfalls weniger als eine Zehntelsekunde verlor Max Verstappen und startet damit in Budapest nur vom dritten Rang.
Stand Lando Norris Verstappen im Weg?
Nach dem Überfahren der Ziellinie auf seinem letzten Versuch prügelte Verstappen wütend auf sein Lenkrad ein. Der Frust galt nicht nur der Performance seines Red Bulls, sondern auch der Konkurrenz. Denn auf seinen beiden schnellen Runden musste Verstappen vor der letzten Kurve ausgerechnet am späteren Polesetter und somit direkten Konkurrenten Lando Norris vorbeigehen.
Verstappen fühlte sich dadurch gestört. "Es hat nicht geholfen, dass ich in der vorletzten Kurve wieder auf ein verdammtes Auto getroffen bin", war er nach seiner zweiten und letzten schnellen Runde am Boxenfunk sauer.
Doch kostete Norris dem Niederländer auf dessen entscheidenden Run im Formel-1-Qualifying tatsächlich Zeit? In der Onboard sieht es nicht so aus, als ob der McLaren ihn stark beeinträchtigt habe. Auch die GPS-Daten zeichnen ein anderes Bild. Denn Verstappen holte in der vorletzten Kurve sogar Zeit auf die Bestzeit des Briten auf.
Upgrades funktionieren - Red Bull trotzdem zu langsam?
Stattdessen stechen beim Zeitverlust des Red-Bull-Piloten vor allem drei Stellen hervor: Die langgezogene und langsame Kurve 5, die enge und langsame Kurve 6, sowie mit Turn 12 ein weiterer langsamer Knick. In der PK nach dem Qualifying thematisierte Verstappen den vermeintlichen Zeitverlust im Verkehr überhaupt nicht mehr und sah stattdessen die Schuld voll bei sich und seinem Auto. "Das ganze Wochenende sind wir ein bisschen zu langsam. Wir versuchten alles zu optmieren, aber am Ende waren wir trotzdem zu langsam", so Verstappen.
Obwohl aufgrund der roten Flagge kurz vor Schluss noch ausreichend Zeit für eine schnelle Runde übrig war, blieb Verstappen an der Box und verzichtete auf einen dritten Run. Nicht aber aus Frust, sondern vielmehr der Tatsache geschuldet, dass keine unbenutzten Soft-Reifen mehr vorrätig waren. "Auf den gebrauchten hätte ich mich niemals verbessert", ist sich Verstappen sicher.
Dass man trotz der Upgrades zurückliegt, nervte ihn etwas: "Sie funktionieren, aber wir sind immer noch nicht Erster, oder? Also brauchen wir mehr. So einfach ist es." Was aber für die RBR-Anpassungen spricht: In schnellen Kurven war der Bolide schneller - nur von dieser Sorte gibt es in Ungarn eher wenige. Turn 4 und Turn 11 sind auf dem Hungaroring eine Ausnahme. In Spa gibt es mehr schnelle Kurven, dort könnte sich zeigen ob sich diese Indizien bestätigen.
Kein Extrasatz Hards: Red Bull gibt Strategie-Poker freiwillig auf
Für das Rennen rechnet Verstappen erneut damit, dass McLaren den Ton angibt. "Meine Longruns waren okay, aber nicht fantastisch. Es ist besser, wenn wir realistisch sind, anstatt falsche Hoffnungen zu schüren", gab er sich pessimistisch.
Ein Pessimismus, der sich nicht auf die Teamseite überträgt. Denn sowohl Teamchef Christian Horner als auch Motorsportberater Dr. Helmut Marko bauen auf den Renntrimm. "Unser Longrun macht uns sehr optimistisch. Und der Reifenverschleiß war bei Max wirklich minimal", so Marko im Interview bei Sky Deutschland.
Strategisch muss Verstappen aber erst einmal ohne Unterstützung durch einen Teamkollegen gegen zwei McLarens ankommen. Die Optionen für eine abweichende Strategie limitierte Red Bull aber freiwillig selbst ein bisschen. Denn genauso wie McLaren hat Red Bull nur noch einen Hard-Reifen auf der hohen Kante. Den Extra-Satz, den man sich am Freitag aufsparte, benutzte Verstappen im FP3. Im Rennen ist man also unter normalen Bedingungen beinahe gezwungen, zweimal Medium und einmal Hard aufzuziehen.
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