Du willst die wichtigsten Antworten lieber im Video bekommen? Kein Problem, hier erklärt Christian das Ricciardo-Dilemma ausführlich. Auch die McLaren-Auferstehung und die Mercedes-Probleme werden erörtert. Tipp: Anschließend trotzdem noch den Text lesen, denn ein paar Themen haben es nicht ins Video geschafft!

Ricciardo schimpft auf Stroll: "F*CK that Guy!" (15:32 Min.)

1. Warum war Daniel Ricciardo so sauer?

"F**k den Jungen", sagte Daniel Ricciardo nach dem China GP in Richtung Lance Stroll - nicht am Boxenfunk, sondern nach dem Rennen zu Journalisten. Endlich lief ein Rennwochenende wieder besser für den Australier, mit dem neuen Chassis hatte er Teamkollege Yuki Tsunoda deutlich im Griff. Dann kamen der Safety-Car-Restart und vor allem Lance Stroll. Der Aston-Martin-Pilot krachte Ricciardo noch vor dem Restart ins Heck. Ricciardo musste später aufgeben, weil sein Auto vom Auffahrunfall zu stark beschädigt war.

Es war aber gar nicht so sehr der Unfall selbst, der Ricciardos 'Blut zum Kochen brachte', wie er selbst sagte. Es war die Reaktion von Stroll, der Ricciardo als 'Idioten' bezeichnete. Für den Australier war die Situation ähnlich eindeutig wie für die Stewards: Die Formel-1-Richter verurteilten Stroll zu einer 10-Sekunden-Strafe.

2. Wofür wurde Ricciardo bestraft?

Aber auch Daniel Ricciardo erhielt später eine 10-Sekunden-Strafe. Besonders bitter: Weil er beim China GP aufgab, konnte die Strafe bei ihm nicht auf das Rennresultat angerechnet werden. Deshalb muss er beim Miami GP um drei Startplätze nach hinten. Warum? Beim Unfall mit Stroll ging Nico Hülkenberg am Australier vorbei. Wie Ricciardo dachte, war das Überholmanöver unrechtmäßig, weil das Rennen beim Restart erst aber der Ziellinie wieder freigegeben ist.

Bei der anschließenden Safety-Car-Phase eine Runde später machte Ricciardo kurzen Prozess und griff zur Selbstjustiz: Er überholte Hülkenberg einfach wieder: Absichtlich, hinter dem Safety Car, ohne Erlaubnis der Rennleitung. Die Stewards waren davon wenig beeindruckt, zumal Hülkenberg rechtmäßig an Ricciardo vorbeigegangen war, weil der ein offensichtlich Problem hatte - einen heftigen Auffahrunfall.

3. Warum ging Alonso beim Safety Car auf Soft-Reifen?

In Runde 23 rückte das Safety Car zum ersten Mal aus. Fast das gesamte Feld nutze die Chance und kam während der neutralisierten Phase zum letzten Boxenstopp. Quasi alle Fahrer, die rund um die Safety-Car-Phase zum Stopp kamen, zogen harte Reifen auf und fuhren das Rennen darauf zu Ende. Fernando Alonso nicht, Aston Martin gab dem Routinier Soft-Pneus, die ihn später zu einem weiteren Boxenstopp zwangen.

Das Problem war, dass Alonso schon in Runde 11 harte Reifen aufgezogen, aber nur einen Satz für das Rennen zur Verfügung hatte. Durch zwei direkt aufeinanderfolgende Safety-Car-Phasen wurde er des Vorteils der frischen Soft-Reifen beraubt. Seine Strategie ging dennoch auf. Durch den Zusatz-Stopp in Runde 43 verlor er nur die Position gegen George Russell. Dafür konnte er sich auf frischen Mediums am Ende die schnellste Rennrunde holen.

4. Wofür wurde Logan Sargeant bestraft?

Logan Sargeant bekam nach dem Rennen eine 10-Sekunden-Strafe aufgebrummt - weil auch er Nico Hülkenberg während der Safety-Car-Phase überholt hatte. Bei ihm war die Sache aber nicht ganz so eindeutig. Er fuhr über die Safety-Car-Linie, als Hülkenberg aus der Box kam und sortierte sich anschließend direkt vor dem Deutschen ein. Allerdings hätte er sich hinter Hülkenberg einreihen müssen, weil er beim Passieren der Safety-Car-Linie minimal hinter ihm lag.

5. Was ging beim Alpine-Stopp schief?

Pierre Gasly riss bei seinem ersten Boxenstopp einen Mechaniker mit. Wie konnte das passieren? Während es von Alpine noch keine Details zum Zwischenfall gibt, liefert die Entscheidung der Stewards Aufklärung. Obwohl der Reifen hinten rechts noch nicht ordnungsgemäß montiert war, erhielt Gasly grünes Licht und fuhr los. Dadurch wurde ein Mechaniker, der hinten rechts am Boxenstopp beteiligt war, mitgerissen.

Eigentlich gibt es Sicherheitsmechanismen, die sicherstellen sollen, dass ein Auto nicht vorzeitig losgeschickt werden kann. Allerdings hatte ein Teammitglied die Ampel voreilig auf Grün gestellt. Die Sache ging glimpflich aus, weil die Ampel schnell wieder auf Rot sprang und Gasly prompt reagierte. Der Mechaniker wurde nur leicht verletzt und konnte weitermachen. Die Stewards beließen es bei einer Geldstrafe von 10.000 Euro.

6. Warum dauerte die Bergung von Bottas' Sauber so lange?

In Runde 19 musste Valtteri Bottas seinen Sauber abstellen. Die erste Diagnose lautet Motorschaden. Das Team kommuniziert offiziell als Ausfallursache einen Defekt am Antriebsstrang. Warum aber dauerte es so lange, den Sauber aus der Auslaufzone zu entfernen? Die Rennleitung musste nach mehreren Runden VSC schließlich sogar das Safety Car auf die Strecke schicken. Das Getriebe ließ sich nicht mehr in Neutral versetzen, ein Gang steckte fest. Deshalb konnten die Marshalls das Auto nicht schieben.

Das Aus für Valtteri Bottas im Sauber
Der Sauber von Valtteri Bottas musste mit dem Kran geborgen werden, Foto: LAT Images

7. Wie kam Lando Norris auf Platz 2?

Nach dem Sprint hätte wohl niemand damit gerechnet, dass McLaren im Grand Prix aus eigener Kraft aufs Podium fahren kann. Änderungen am Setup und kühlere Temperaturen halfen McLaren aber dabei, die Hinterreifen zu schonen. Trotzdem war man selbst überrascht von der eigene Rennpace. Das glückliche Timing der Safety-Car-Phase brachte Lando Norris schließlich sogar noch vor Sergio Perez, der zuvor schon einen Boxenstopp absolviert hatte. Der McLaren-Pilot hingegen war noch nicht an der Box und konnte die Neutralisierung für seinen einzigen Reifenwechsel nutzen.

8. Warum war Piastri so viel langsamer als Norris?

Norris auf dem Podium und Driver of the Day - Teamkollege Oscar Piastri nur auf Rang acht. Der Australier konnte die Pace seines Teamkollegen von Beginn an nicht ganz mitgehen, nach dem Boxenstopp fiel er aber unverhältnismäßig zurück. Grund dafür war eine Beschädigung an seinem Auto. Stroll hatte beim Restart nicht nur Ricciardo auf die Hörner genommen, sondern hatte den Racing Bullen auch noch in den McLaren geschoben. Piastri verlor dadurch Abtrieb am Heck. "Das hat 0,4 Sekunden pro Runde gekostet", rechnete Teamchef Andrea Stella vor.

9. Warum war das Rennen so langweilig?

Dass Red Bull vorne dominieren würde, das war nach dem Sprint allen klar. Aber auch dahinter war Action eher Mangelware. "Das Safety Car hat es weniger spaßig gemacht, denn wir hätten sonst wohl mehrere unterschiedliche Strategien gesehen", erklärte Verstappen. Bei hohem Reifenabbau war der Undercut einmal mehr ein wichtiges Strategietool. Den Preis für frühe Boxenstopps musste aber kaum jemand auf der Strecke bezahlen, weil durch das Safety Car fast alle zum gleichen Zeitpunkt zum letzten und teilweise einzigen Stopp kamen.