Das Rennen von Nico Hülkenberg glich in Japan-GP einer wahren Achterbahnfahrt. Zwischenzeitlich war der Haas-Pilot sogar Letzter, doch mit starker Strategie und ebenso starker Pace mogelte er sich bis ins Ziel beinahe noch in die Punkte. Nur fünf Sekunden fehlten ihm letztendlich, um den zehntplatzierten Yuki Tsunoda den letzten Zähler abzujagen. Ein halbes Wunder in den Augen des Deutschen.

Der zweite Start nach der frühen roten Flagge war es, mit dem sich Hülkenberg das Rennen letztendlich zunichte gemacht hatte. Beim ersten war er sogar sehr gut weggekommen, dank Soft-Reifen hatte er sich den zehnten Rang geschnappt. Obwohl Haas während der, von einem Startcrash ausgelösten, roten Flagge die weichen Reifen dran ließ, wurde Hülkenberg beim Neustart jedoch auf den 17. Platz verbannt.

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Weit hinten landete Nico Hülkenberg beim zweiten Start, Foto: LAT Images

"Ich bin in Anti-Stall gekommen, kaum dass ich die Kupplung losgelassen habe", erklärt Hülkenberg das Fiasko. Anti-Stall verhindert ein Abwürgen des Motors, aber dann muss der Fahrer das Auto trotzdem erst wieder in Gang bringen. Haas-Teamchef Ayao Komatsu ortet die Ursache beim Fahrer: "Er hat das Prozedere nicht korrekt durchgeführt."

Hülkenberg & Haas mit wilder Japan-Strategie

Mit den extrem schnell abnutzenden Soft-Reifen auf den 17. Platz liegend mussten sich die Haas-Strategen schnell etwas einfallen lassen. Sie entschieden auf Aggression: Schon in Runde fünf wurde Hülkenberg zum ersten Stopp gerufen. Damit war er jetzt Letzter, aber er zwang Tsunoda und Valtteri Bottas, die vor ihm auf Soft fuhren, zum reaktiven Wechsel auf Hard.

Unmittelbar hatte das keine Auswirkungen für die beiden, sie blieben vor Hülkenberg. Erst 15 Runden später sollten Konsequenzen folgen. Als sie nämlich auf den zweiten Haas von Kevin Magnussen aufliefen. Anders als Hülkenberg zögerte Magnussen, der auf Medium gestartet war, seinen ersten Boxenstopp extra lange hinaus.

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Hülkenberg im Rennen von Japan, Foto: LAT Images

"Wir sind schnell auf den Geraden und in langsamen Kurven, was es schwierig macht, uns zu überholen, wie Bottas euch sagen wird!", scherzt Magnussen nach dem Rennen. In Runde 22 stoppte er - und ihm folgten gleich vier Fahrer. Plötzlich war Hülkenberg Zehnter - und hatte auf noch immer passablen Hard-Reifen freie Fahrt. Es war fast perfektes Timing, denn erst zwei Runden vorher war er selbst auf die Magnussen-Gruppe aufgelaufen.

Hülkenberg-Plan geht knapp nicht auf: Halbes Wunder reicht nicht zum Punkt

Wäre Magnussen jetzt beim Reifenwechsel vorne geblieben, so hätte er womöglich die Tür für einen Haas-Punkt öffnen können. Indem er selbst vorneblieb - oder indem er Tsunoda weiter Zeit kostete. Diese Gruppe musste nämlich jetzt 30 Runden auf dem Hard-Reifen ins Ziel fahren. Hülkenberg hingegen konnte in der frischen Luft seine alten Reifen noch managen, und mit seinem letzten Stopp bis Runde 33 warten. Damit hatte er sich einen massiven Reifen-Vorteil aufgebaut.

Problem nur: Der Magnussen-Stopp war zu langsam. Tsunoda schlüpfte durch und fuhr, befreit vom dänischen Zugführer, langsam davon. Bis ins Ziel um 15 Sekunden. "Sie sind schneller als wir, auf jeden Fall auf den bisherigen Strecken", urteilt Magnussen. Wie Tsunoda in einer turbulenten Sequenz tatsächlich gleich drei Positionen gewann, lest ihr hier:

Hülkenberg stürmte währenddessen mit seinen frischeren Hard wieder durch das Feld, überholte in den letzten zehn Runden Bottas und Magnussen und eröffnete noch einmal die Jagd auf Tsunoda. Der hatte sich aber seine Reifen perfekt eingeteilt und blieb außer Reichweite. Hülkenberg musste sich mit 5,556 Sekunden Rückstand auf Platz 11 geschlagen geben.

"Ein halbes Wunder ehrlich gesagt", ist er dennoch gut gelaunt. Ohne den Start, schätzt er, wäre ein Fight mit Tsunoda um den Punkt auf jeden Fall möglich gewesen. "Was ich Positives aus diesem Rennen mitnehme, ist, dass wir ein Paket haben, mit dem wir im Mittelfeld kämpfen können. Ehrlich gesagt fühlte es sich besser an als erwartet, vor dem Rennen hatte ich noch Kopfschmerzen und dachte, das würde nicht so toll werden."

"Das nehme ich gerne mit", sagt Hülkenberg. "Auf die nächsten Rennen freue ich mich." Für China sind die ersten Teile des ersten Haas-Updates angekündigt, das über mehreren Rennen verteilt bis Imola ans Auto kommen soll. Noch wichtiger: Dass die Rennpace auch auf der reifenfordernden Strecke in Japan passt. In der WM liegt Haas weiterhin nur drei Punkte hinter den Racing Bulls auf Platz sieben.

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