Zum ersten Mal seit dem Podium von Kamui Kobayashi 2012 schaffte es beim Japan GP 2024 mit Yuki Tsunoda in Suzuka wieder ein Lokalmatador in die Punkte. Überhaupt gelang es bislang nur vier Japanern vor Tsunoda, beim Heimrennen Punkte zu holen. Entsprechend war Platz zehn für Tsunoda mehr als nur Platz zehn: "Es fühlt sich wie ein Sieg an, es ist ein großartiges Gefühl."

Den Grundstein legte der Racing-Bull-Pilot schon mit Platz zehn in der Qualifikation. Es war bereits der dritte Q3-Einzug für ihn 2024 am vierten Rennwochenende. Am Start fiel Tsunoda allerdings zurück: Auf den Medium-Reifen musste er sich auf den ersten Metern von den Soft-Startern Nico Hülkenberg und Valtteri Bottas einkassieren lassen.

Gut für den 23-Jährigen: Nach dem Startcrash zwischen Daniel Ricciardo und Alexander Albon musste das Rennen unterbrochen werden. Beim zweiten stehenden Start konnte Tsunoda - diesmal selbst auf Soft unterwegs - wieder Plätze gutmachen, fuhr zwischenzeitlich sogar auf Platz neun. Gegen George Russell hatte er aber keine Chance, in Runde fünf fand er sich wieder auf seinem ursprünglichen Startplatz wieder.

Tsunoda überholt in Esses

Frühe Boxenstopps von Hülkenberg und Bottas führten dazu, dass auch die Racing Bulls reagierten und Tsunoda zum Reifenwechsel holten. Allerdings verlor man durch einen etwas späteren Stopp eine Position gegen Bottas. Weil die restlichen Mittelfeld-Piloten nicht reagierten, wurde es ein unterhaltsames Rennen mit zahlreichen Überholmanövern auf unterschiedlich alten Reifen.

Tsunoda ging auf der Strecke an beiden Alpine-Piloten vorbei - aber nicht irgendwie. "Ich wusste, dass unser Topspeed nicht so gut wie der unserer Konkurrenten war. Gleichzeitig wusste ich aber auch, dass wir eine Menge Abtrieb haben und meine einzige Chance durch die Esses war", verrät der Japaner. Tsunoda zeigte in der Kurvenkombination sehenswerte Manöver, legte sich die Konkurrenten über Kurven hinweg zurecht. "Das hat Spaß gemacht", freut sich Tsunoda.

Die entscheidende Szene des Rennens spielte sich aber in Runde 22 ab. Gleich fünf Piloten suchten die Boxengasse auf einmal auf. Kevin Magnussen führte die Gruppe auf Rang zehn an, dahinter fuhren Valtteri Bottas, Logan Sargeant, Yuki Tsunoda und Lance Stroll.

FahrerPos InPos OutStandzeit [s]
Magnussen10155,41
Bottas11164,94
Sargeant12174,28
Tsunoda13122,76
Stroll14132,43

Am Ende der Boxengasse war die Reihenfolge komplett durcheinandergewürfelt: Tsunoda führte die Gruppe plötzlich an. Bei Magnussens Boxenstopp gab es ein kleineres Problem, der Haas-Pilot stand 5,41 Sekunden. Bei Sauber blieb das große Boxenstopp-Drama diesmal aus, 4,94 Sekunden waren für den Reifenwechsel bei Bottas aber ebenfalls zu lange. Williams zögerte bei der Freigabe von Sargeant zu lange und ließ den US-Amerikaner 4,28 Sekunden stehen.

Racing Bulls Mechaniker wechseln die Reifen am Auto von Yuki Tsunoda beim Japan GP 2024.
Schlüsselszene: Tsunoda machte beim Boxenstopp drei Positionen gut, Foto: Red Bull Content Pool/Peter Fox

Währenddessen hatte die Boxencrew der Rennbullen den Reifenwechsel in 2,76 Sekunden absolviert. Tsunoda ging dadurch an Magnussen, Bottas und Sargeant auf einmal vorbei. Noch schneller lief übrigens der Boxenstopp bei Aston Martin: Stroll stand nur 2,43 Sekunden und konnte ebenfalls drei Piloten überholen - aber eben nicht Tsunoda.

Tsunoda: Punkt nur dank Boxenstopp

"Ohne diesen Boxenstopp hätte ich keinen Punkt holen können", weiß Tsunoda selbst. "Es war ein großer Verdienst des Teams, das fantastische Arbeit beim Boxenstopp geleistet hat. Dieser Boxenstopp war ein wahres Highlight."

Aber auch das restliche Rennen Tsunodas war beeindruckend. Der Local Hero fuhr nach dem Reifenwechsel in Runde 22 auf den harten Reifen durch. Lance Stroll im deutlich schnelleren Aston Martin biss sich an Tsunoda die Zähne aus und musste, zum Teil auch der Verzweiflung geschuldet, noch einen weiteren Reifenwechsel einlegen.

"Beim Reifenmanagement war das wahrscheinlich mein bestes Rennen", meint der Heißsporn, der sonst nicht für seine grandiose Rennpace bekannt ist. Lob gab es deshalb auch von Teamchef Laurent Mekies: "Er hat die Reifen gemanagt und gepusht, als es draufankam. Außerdem hat er großartige Überholmanöver gezeigt und das ganze Wochenende nicht einen Fehler gemacht."

Nach Platz sieben in Australien war es für Tsunoda die zweite Punkteplatzierung in Folge. Nach satten sechs Punkten in Melbourne gab es diesmal nur ein Zählerchen. "Es mag vielleicht nur ein Punkt sein, aber es ist ein sehr wichtiger - vor allem an einem Tag, an dem die Top-Fünf-Teams jeweils beide Autos in Ziel gebracht haben", so Mekies. Die ersten neun Positionen gingen allesamt an Red Bull, Ferrari, McLaren, Mercedes und Aston Martin - nur Lance Stroll schaffte es nicht in die Punkte.

Was war abseits von Local Hero Yuki Tsunoda in Suzuka los? Die Antwort gibt es im Rennvlog von Christian:

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