Lieber schauen und hören schauen statt lesen? Kein Problem! Im Video klärt Christian ebenfalls die wichtigsten Fragen zum Rennen. Wer noch mehr Details will, der sollte sich den Text anschließend dennoch durchlesen:

Nächster Williams Crash! Rennstart in China in Gefahr? (17:08 Min.)

1. Wer war schuld am Startcrash?

Daniel Ricciardo und Alexander Albon kollidierten in der Startrunde bei der Zufahrt auf Kurve drei. Für beide war der Grand Prix damit zu Ende. Aber wer hatte Schuld? Eine Strafe sprachen die Stewards nach dem Rennen nicht aus. Aber das Urteil lässt durchblicken, wer die überwiegende Schuld am Unfall trug. Denn die Renn-Richter sagen klar: Wäre es nicht die Startrunde gewesen, hätte ihr Urteil anders ausgesehen. Und: Hätte sich Daniel Ricciardo nicht auf Lance Stroll auf der Innenseite konzentriert, hätte das Urteil auch anders ausgesehen. Kurzum: Die mildernden Umstände retteten Ricciardo vor einer Strafe.

2. Kann Williams in China mit 2 Autos starten?

In Australien konnte Williams nur mit einem Auto starten, weil man kein Ersatz-Chassis und Alexander Albon 'sein' Exemplar bei einem Trainingsunfall beschädigt hatte. Das Chassis konnte bis Suzuka repariert werden, ein Ersatz-Chassis wird es aber erst in Miami geben. In Suzuka hatte Williams aber zwei weitere heftige Unfälle zu verzeichnen: Logan Sargeant flog im Training ab, Alex Albon eben in der Startrunde. Beide Male war der Schaden beträchtlich, Sargeant musste nach seinem Unfall schon mit einer älteren Spezifikation ausrücken.

Start-Crash mit Daniel Ricciardo (Racing Bulls) und Alexander Albon (Williams)
Der Unfall zwischen Ricciardo und Albon sah wild aus - und war es für die Autos auch, Foto: LAT Images

Die erste Bestandsaufnahme von Teamchef James Vowles nach der Startkollision sah wie folgt aus: "Der Schaden ist groß. Auf den Bildern sieht so aus, als wäre das Chassis zufälligerweise wieder vorne rechts leicht beschädigt. Auf den Bildern sieht es für mich reparabel aus, wir müssen aber noch sehen, wie schlimm es wirklich ist."

3. Warum war Alpine so schlecht?

Einzig und allein Logan Sargeant beendete den GP hinter den beiden Alpine-Piloten - und das auch nur, weil er bei einem Ausritt ins Kiesbett viel Zeit verlor. Esteban Ocon hatte im Ziel mehr als 20 Sekunden Rückstand auf Valtteri Bottas vor ihm. Die beiden Alpine-Piloten wurden im Rennen deklassiert. Hoher Reifenverschleiß und eine suboptimale Strategie waren nur die halbe Wahrheit. Beim Restart berührten sich ausgerechnet die beiden Teamkollegen leicht. Beide klagten anschließend über Beschädigungen an ihren Autos. Pierre Gasly will sogar 30 Punkte Abtrieb verloren haben durch den Schaden.

4. Was hat sich Mercedes bei der Strategie gedacht?

Nach der Rennunterbrechung witterte Mercedes die große Chance: Weil man die Medium-Reifen am Start aufgezogen hatte, konnte man das Rennen theoretisch ausschließlich auf den harten Reifen zu Ende fahren. Mercedes hatte für jeden Piloten noch jeweils zwei frische Sätze der weiß markierten Pirelli-Pneus auf Lager. De facto wäre das gleichbedeutend mit einer Einstopp-Strategie gewesen. Deshalb zog man den Stint nach dem Restart extrem in die Länge.

Mercedes-Pilot Lewis Hamilton vor Teamkollege George Russell
Mercedes bekleckerte sich in Japan nicht mit Ruhm, Foto: LAT Images

Allerdings gingen die Rundenzeiten so stark in den Keller, dass man Russell und Hamilton schon in den Runden 22 und 23 zum Stopp holte. Im zweiten Stint hatte man dann ein Einsehen und holte die beiden doch noch einmal zum Stopp. Immerhin: Auch wenn es letztendlich nicht die optimale Strategie war, auf dem Medium-Reifen im Schluss-Stint funktionierte der Mercedes deutlich besser als auf den harten Reifen.

5. War Lance Stroll wirklich so langsam?

"Es ist unglaublich wie schlecht unser Speed auf den Geraden ist, es ist, als wären wir in einer anderen Kategorie", funkte Lance Stroll während des Rennens in bester Alonso-Manier. Doch während der Teamkollege auf Rang sechs dick in die Punkte fuhr, ging Stroll auf Rang zwölf leer aus. War es der Topspeed? Stroll machte nach dem Rennen einen größeren Heckflügel dafür verantwortlich. Teamchef Mike Krack erklärte, der Unterschied wäre minimal gewesen.

Das sagen auch die Daten: 303,9 Stundenkilometer für Alonso, 303,7 Stundenkilometer für Stroll. Krack liefert aber die Erklärung für den Funkspruch: "Wir haben uns das angesehen. Es lag an unterschiedlich alten Reifen, die teilweise 12 oder 15 Runden auseinander lagen. Dadurch war die Traktion sehr unterschiedlich."

6. Warum wurde Hülkenberg am Restart durchgereicht?

Auf den weichen Reifen gestartet, machte Nico Hülkenberg am ersten Start gleich zwei Plätze gut und durfte beim zweiten Start von Rang zehn ins Rennen gehen. Beim Restart fiel er aber ans Ende des Feldes zurück. Sein Getriebe ging in den Anti-Stall-Modus, der ein Absterben des Motors verhindern soll. Dadurch gibt es aber keinen Vortrieb mehr, der Fahrer muss den Gang erneut einlegen. Warum genau das Auto in den Modus ging, ist noch unklar. "Vielleicht war ich zu aggressiv, vielleicht war es etwas Technisches", so der Deutsche.

7. Warum fiel Zhou Guanyu aus?

Zunächst sah es nach einem weiteren misslungenen Boxenstopp bei Sauber aus, dann war allerdings schnell klar, dass es ein anderes Problem war. Zhou Guanyu musste seinen Boliden nach zwölf Runden in der Garage abstellen. Ein Problem am Antriebsstrang hieß es vom Team, hätte für die vorsorgliche Aufgabe geführt. Zhou selbst meldete Probleme am Getriebe - wie schon beim GP in Australien vor zwei Wochen.

8. Wie liefen die Sauber-Boxenstopps?

"Wir haben gute Fortschritte gemacht, es gab keinen desaströsen Stopp", freute sich Sauber-Ingenieur Xevi Pujolar nach dem Rennen. "Erst müssen wir die Stopps zuverlässig machen, dann kommt der Speed." In den letzten Rennen standen die Sauber-Piloten teilweise 30 Sekunden, weil sich eine Radmutter verkantet hatte. Technisch muss das Team noch auf Änderungen warten, solange müssen die Mechaniker die Räder mit größter Vorsicht wechseln.

Sauber-Fahrer Valtteri Bottas beim Boxenstopp
Die Sauber-Boxenstopps sind nach wie vor keine Offenbarungen, Foto: LAT Images

In Japan gelang das einigermaßen gut. Den ersten Reifenwechsel bei Zhou Guanyu konnten die Schweizer sogar in unter drei Sekunden absolvieren. Bei Valtteri Bottas ging es etwas gemächlicher zu: 4,06 und 4,94 Sekunden dauerte der Wechsel. Für Sauber-Verhältnisse aber eben kein Desaster.

9. Wie kam Tsunoda in die Punkte?

Dass Yuki Tsunoda erneut einen Punkt holte, war keine riesige Überraschung. Doch der Rennverlauf kam dem Home-Hero eigentlich nicht entgegen. In Runde 22 änderte sich das: Gleich fünf Piloten, die direkt hintereinanderfuhren, kamen gleichzeitig zum Boxenstopp. Angeführt wurde die Gruppe von Kevin Magnussen, Valtteri Bottas und Logan Sargeant. Dahinter erst fuhren Yuki Tsunoda und Lance Stroll.

Durch einen schnellen Stopp der Racing Bullen überholte Tsunoda gleich drei vor ihm in die Boxengasse fahrenden Piloten auf einmal. 2,76 Sekunden dauerte der Reifenwechsel bei ihm. Bei Sauber gab es wie erwähnt kein Desaster, aber 4,94 Sekunden bei Bottas reichten eben nicht, um den Platz zu halten. Bei Kevin Magnussen gab es ebenfalls ein Problem, 5,41 Sekunden kosteten ihn den Platz gegen Tsunoda. Logan Sargeant stand bei Williams 4,28 Sekunden, weil man zu vorsichtig mit dem Verkehr war.

10. Warum gab es keine Strafen für Russell und Piastri?

Am Ende des Rennens sorgten George Russell und Oscar Piastri für Action. Russell, auf frischeren Reifen unterwegs, setzte Piastri unter Druck und überraschte ihn mit einem Überholversuch in der Schikane. Es kam zur leichten Berührung, der McLaren-Pilot öffnete die Lenkung, fuhr geradeaus durch die Schikane und behielt vorerst Platz sieben. Die Stewards schauten sich den Zwischenfall nach dem Rennen noch einmal an - und sprachen für keinen der beiden Piloten eine Strafe aus.

Zweikampf Oscar Piastri im McLaren gegen George Russell im Mercedes
Der Zweikampf Russell gegen Piastri sorgte für mehr Gesprächsstoff bei den Stewards als bei den Fahrern, Foto: LAT Images

Piastri wurde nicht bestraft, weil er durch das Aufmachen der Lenkung eine stärkere Kollision vermied und er anschließend nicht unsicher zurück auf die Strecke fuhr. Russell kam ungeschoren davon, weil er stets die Kontrolle über seinen Boliden behielt, mit der Vorderachse schon auf Höhe der Seitenspiegel von Piastri war und die Berührung nur zustande kam, weil der Mercedes durch das Überfahren des Kerbs in Richtung McLaren geworfen wurde. Dazu hätte Russell auch noch genügend Platz für Piastri gelassen, den zweiten Teil der Schikane doch noch auf der Strecke zu durchfahren. Eine lange und ausführliche Erklärung für einen kleinen Zwischenfall ohne Konsequenzen, bei dem auch keiner der Beteiligten eine Strafe forderte.