Fernando Alonso machte beim Großen Preis von Japan genau das, was er eigentlich schon seine gesamte Formel-1-Karriere über perfekt beherrschte: Mehr aus seinem Auto herausholen, als es eigentlich hergab. Nach Platz fünf im Qualifying folgte im Rennen ebenfalls eine starke Leistung. Lediglich Charles Leclerc konnte sich mit einem Strategie-Coup am Asturier vorbeischieben, der nach dem Rennen dennoch hochzufrieden war.

"Ich denke, das gehört zu meinen fünf besten Rennwochenenden jemals", sprach der zweifache Weltmeister. "Platz fünf gestern im Qualifying und nun der sechste Platz im Rennen sind eigentlich komplett außerhalb unserer Reichweite. Ich bin sehr stolz."

Alonso huldigt Aston Martin: Holen immer das Maximum heraus

Laut dem Spanier reiht sich der Suzuka-Erfolg nahtlos in die bisherige Saison ein, in der Aston Martin, oder besser gesagt Fernando Alonso, besser abschneiden als sie eigentlich sollten. "Man kann uns nicht mit Ferrari, McLaren, Red Bull und Mercedes vergleichen. Deswegen ist es nicht normal, dass wir auf Platz fünf oder Platz sechs landen", erklärte Alonso.

"Wir führen die Rennen sehr gut aus und die anderen experimentieren ein wenig mit der Strategie und anderen Dingen. Und wir schlagen daraus Kapital", sprach der Spanier, gab allerdings im selben Atemzug zu: "Aber wir müssen unsere Pace auf jeden Fall verbessern."

Aston-Martin-Strategie: Soft-Reifen zunächst wirkungslos

Aston Martin wählte mit seinen beiden Fahrern Fernando Alonso und Lance Stroll einen anderen Ansatz als der Rest des Feldes. Als einziger Fahrer innerhalb der Top 10 startete Alonso auf den Soft-Reifen. Angesichts des erwartbar hohen Reifenverschleißes auf dem Suzuka International Racing Course eine gewagte Strategie, die zunächst allerdings nicht aufging.

Sowohl beim Start des Rennens als auch bei dem Neustart nach der Kollision von Alexander Albon und Daniel Ricciardo konnte Alonso keine Plätze gutmachen, trotz eines Vorteils von über einer Sekunde pro Runde laut Reifenausrüster Pirelli. Aston Martin entschied sich, den ersten Stint in die Länge zu ziehen.

Alonso und Stroll waren die letzten beiden Piloten, die auf den Soft-Reifen gestartet zum Reifenwechsel kamen - teilweise noch später als einige Fahrer auf den Medium-Reifen, wodurch Alonso nach dem ersten Reifenwechsel auf Platz acht zurückfiel. Ein Szenario, mit welchem das Team aus Silverstone bereits geplant hatte.

"Wir hatten keine anderen Reifensätze zur Verfügung, weil wir uns schon am Donnerstag darauf geeinigt hatten, dass Soft-Medium-Hart die beste Strategie für das Rennen sein wird", erklärte Alonso. "Das haben wir dann auch ausgeführt. Es war keine große Bestrafung im ersten Stint."

Alonso greift wieder in die Trickkiste: DRS-Spiele mit Oscar Piastri

Durch die langgezogene Strategie hatte Alonso in den letzten Runden des Rennens einen Reifenvorteil gegenüber der Konkurrenz - abgesehen von Mercedes. Die Silberpfeile schmissen notgedrungen ihre Hard-Hard-Strategie über den Haufen, weshalb Goerge Russell in den Schlussrunden noch einmal Druck auf Oscar Piastri und Fernando Alonso ausübte.

Doch der Spanier griff mal wieder in die Trickkiste, die ihm das Rennen zuvor noch eine Durchfahrtsstrafe einbrockte. Kurz vor der letzten Schikane verlangsamte Alonso stark und ließ dadurch seinen Verfolger Oscar Piastri kurz vor dem DRS-Messpunkt in sein Ein-Sekunden-Fenster fahren. Der McLaren-Fahrer sollte dadurch eine zusätzliche Waffe zur Verteidigung gegen den heranrauschenden Russell, der innerhalb von zehn Runden zehn Sekunden auf die beiden aufholte, haben.

Fernando Alonso im Aston Martin vor Oscar Piastri im McLaren
Fernando Alonso griff am Ende nochmal tief in die Trickkiste, Foto: LAT Images

Der Trick ging auf. Erst in der letzten Runde kam Russell an Piastri vorbei, nach einer Kollision, die nach dem Rennen noch die Stewards auf den Plan rief. Doch bis dahin hatte sich Alonso ein ausreichendes Polster herausgefahren und brachte den sechsten Platz souverän über die Ziellinie.

Auch wenn Alonsos Verhalten offensichtlich und vor allem nicht strafbar war, ließ sich der Spanier nach dem Rennen nicht in die Karten blicken. Er hatte aus dem Vorfall mit Russell in Australien gelernt. Angesprochen auf die DRS-Spiele entgegnete Alonso lediglich süffisant: "Nach Australien weiß ich nicht mehr, was ich sagen soll. Vielleicht werde ich sonst von der Meisterschaft disqualifiziert."