Spät, aber doch kam Mercedes im Japan-GP in Gang. Nachdem der Versuch einer effektiven Hard-Hard-Einstoppstrategie von George Russell und Lewis Hamilton nichts wurde, steckte man spät doch noch einmal auf Medium um. Damit rettete ein starker Russell in den letzten Minuten des Rennens noch Platz sieben, allerdings nach Kollision mit Oscar Piastri. Für die es jedoch keine Konsequenzen gibt.

Vier Runden vor Schluss, in Runde 49, hatte sich die Szene zugetragen. Nachdem Russell die Hard-Hard-Idee in Runde 39 abgebrochen hatte, war er mit relativ frischen Medium-Reifen deutlich schneller als der da auf 16 Runden alten Reifen auf Platz sieben fahrende Piastri. Obendrauf war der McLaren rundenlang im Heck von Fernando Alonsos Aston Martin gesteckt.

Trotzdem - Russells Reifen waren nicht mehr die jüngsten, und nur mehr vier Runden verblieben. Entsprechend dringend ging er mit seiner ersten Attacke auf Piastri zur Sache. Als sich bei einem vor der letzten Schikane früh verzögernden McLaren eine Chance auftat, entschloss sich Russell spät aber doch zur Attacke. Piastri ließ ihm innen eine Fahrzeugbreite Platz, doch das war nicht genug. Beide kollidierten leicht, Piastri kürzte die Schikane ab.

George Russell nach dem Rennen freigesprochen

"Ein später Move meinerseits", tut Russell nach dem Rennen ab. "Da war denke ich ausreichend Platz für uns beide, um auf der Strecke zu bleiben." Die Stewards leiteten prompt eine Untersuchung ein. Nicht aber für das Abkürzen Piastris. Stattdessen wurde Russell des Abdrängens beschuldigt. Beide Fahrer wurden vorgeladen, dann Russell in sechs Punkten entlastet.

Zweikampf Oscar Piastri im McLaren gegen George Russell im Mercedes
Russell und Piastri duellierten sich am Schluss, Foto: LAT Images

Zuerst einmal war Russell zwar spät auf der Bremse, verlor aber nie die Kontrolle. Dadurch war seine Vorderachse bei kontrolliertem Einlenken vor Piastris Rückspiegel, womit Russell sich das Recht auf Platz innen erkauft hatte. Russell erwischte beim Einlenken aber den Kerb innen, was ihn kurz aushebelte und die leichte Kollision auslöste. Piastri reagierte darauf, indem er in die Auslaufzone auswich, um Schlimmeres zu vermeiden.

Russell ließ Piastri schließlich ausreichend Platz, um zurück auf die Strecke zu kommen. Die Racing-Vorgaben der Formel 1 definieren hierüber hinaus nicht, wie sich ein Fahrer zu verhalten hat, der zum Vermeiden einer Kollision die Strecke verlässt und sicher zurückkommt. Also ist nichts schwerwiegend genug für eine Strafe. Einer Ansicht, die übrigens in der Anhörung auch von beiden Fahrern und beiden Team-Vertretern geteilt wurde, halten die Stewards fest.

Den beiden Fahrern ist es letztendlich egal. In der folgenden Runde rettete sich Piastri noch einmal vor Russell, indem er sich bei einem überrundeten Pierre Gasly DRS stahl, aber am Ende der vorletzten Runde öffnete er mit einem Eigenfehler in der Schikane die Tür hin zu Kurve eins: "Enttäuschend, dass mir das ganz am Ende noch entglitten ist. Aber ich hatte heute generell zu kämpfen." Russell wurde Siebter, Piastri Achter.

Trickser Alonso wieder am Werk: Piastri als Puffer missbraucht

Piastri war ohnehin den ganzen Schluss-Stint - ab Runde 36 - hinter Fernando Alonso festgesteckt, unfähig, noch eine Attacke zu reiten. Alonso nutzte das in den letzten Runden noch zu seinem Vorteil, indem er Piastri in seinem DRS-Fenster hielt, um dadurch Russells Attacken zu erschweren, nachdem der Mercedes zehn Runden über zehn Sekunden auf das Duo aufholte.

Fernando Alonso im Aston Martin vor Oscar Piastri im McLaren
Fernando Alonso hielt Oscar Piastri gekonnt auf Distanz, Foto: LAT Images

"Ich konnte anhand seiner Energienutzung sehen, wie Fernando mich aufgehalten hat", ist sich Piastri sicher. Da in Suzuka Überholen schwer ist, ist das Risiko relativ gering. Alonso erkaufte sich damit Zeit, um vor einer Russell-Attacke auf seinen sechsten Platz sicher zu sein. Legitime Taktik, findet auch Russell: "Natürlich! Fernando spielt Spielchen? Ist mir neu! War smart von Fernando, ich hätte nichts anderes erwartet. Das ist Teil des Sports."