Es war ein heißes Diskussionsthema der Formel 1 am vergangenen Rennwochenende in Melbourne: Williams hatte seit Saisonbeginn kein Ersatz-Chassis für seine Autos. Nach dem Trainingsunfall von Alex Albon bedeutete dies: Logan Sargeant, für den sich das Team geringere Chancen auf eine Punkteplatzierung ausrechnete, musste sein Chassis deshalb an den Thailänder abtreten.

Auch nach Japan bringt der Traditionsrennstall noch keinen Chassis-Ersatz mit, dieser soll frühestens in Miami zur Verfügung stehen. Ein Crash wie der von Sargeant im ersten Freien Training könnte somit für das Team wieder schwere Folgen haben.

Alpine geht auf Risiko

Wie sich nun herausstellte, befindet sich Williams nicht als einziges Team in dieser Situation. Auch der französische Rennstall Alpine unter Führung von Bruno Famin geht das Risiko ein, mit nur einem Auto ins Rennen zu gehen, falls einer der Piloten das Chassis irreparabel beschädigt. Nach einem katastrophalen Saisonstart kämpft Alpine gerade am Ende des Feldes mit Williams und Co. um die Plätze. Beide Konstrukteure stehen in der WM-Tabelle momentan ohne Punkte da.

Alpine enttäuscht in der Performance-Analyse nach den ersten drei Rennen der Saison 2024. Nur ein Team hat sich über den Winter verschlechtert! In unserem Video seht ihr, wie die zehn Rennställe bislang im Vergleich zum Vorjahr abschneiden:

F1 Performance-Check 2024: Alpine & Mercedes enttäuschend! (15:00 Min.)

Alpine in Japan: Keine Ersatzteile, dafür Updates

Doch gibt es von Famin auch Positives zu vermelden: In Suzuka bringt Alpine die ersten Upgrades ans Auto. Die Änderungen betreffen vor allem den Frontflügel. Sie sollen eine verbesserte Aerodynamik und Gewichtsreduktion bewirken. Die Piloten Gasly und Ocon gingen im ersten Freien Training zum ersten Mal damit auf die Strecke. Allerdings fällt das Fahrer-Feedback zu den Upgrades dürftig aus, denn sie hatten wie einige andere vorrangig damit zu kämpfen, ihre Reifen überhaupt auf Temperatur zu bringen.

Ganz im Gegensatz zu den Reifen auf dem Suzuka Circuit laufen die beiden Alpine-Fabriken in Viry und Enstone derzeit auf Hochtouren, glaubt man Famin. "Wir machen in beiden Werken so viel Druck wie möglich. Beim Energiemanagement, denn nur so können wir Leistung gewinnen, und natürlich hauptsächlich bei der Aerodynamik und beim Reifenverständnis. Wir arbeiten hart an der Entwicklung des Autos." Spätestens beim sechsten Saisonrennen in Miami will Alpine mit den nächsten Upgrades aufwarten.

Neuer Teamchef, viele Aufgaben

Zuletzt sprach Famin heute über seine neue Rolle als Teamchef. Es liege nun an ihm, das Team umzustrukturieren. Als Interimsteamchef in den letzten beiden Jahren sei er nicht sehr aktiv gewesen. Aber jetzt gehe es für ihn darum, dafür zu sorgen, dass sich die Arbeitsweise des Teams ändert. Die Entwicklung des Formel-1-Boliden müsse sich verbessern. Das Auto solle agiler und effizienter werden. Da gebe es eine ganze Menge zu tun, so der Alpine-Boss.

Als Alpine-Teamchef steht Bruno Famin vor einem ganzen Berg von Aufgaben, Foto: Alpine F1 Team
Als Alpine-Teamchef steht Bruno Famin vor einem ganzen Berg von Aufgaben, Foto: Alpine F1 Team

"Wir haben begonnen, einige Änderungen in unserer technischen Organisation vorzunehmen. Meine Aufgabe ist es, alles zusammenzubringen und zu ändern, was wir ändern müssen: die Einstellung der Jungs zu verbessern, die Motivation des gesamten Personals zu steigern, aber auch eine bessere Prozessorganisation zu schaffen", verrät der französische Teamchef weiter.

Trotz der Krise, in der das Team derzeit steckt, hat Famin noch Sinn für Humor: "Ich hätte Interim bleiben sollen, dann hätte ich mehr Punkte erzielt."