Vor der Formel-1-Saison 2024 gab es keinen einzigen Fahrerwechsel. Alle Teams übernahmen die Paarung aus 2023. Für das kommende Jahr ist aber bereits seit Lewis Hamiltons Wechsel zu Ferrari klar, dass es zu Veränderungen kommen wird. Weitere werden folgen und aller Voraussicht nach werden wir uns auch von mindestens einem Fahrer verabschieden müssen.

Wer das sein wird, ist nicht klar. Aber drei Wackelkandidaten kristallisierten sich bislang heraus, um die es nach diesem Jahr besonders eng zu werden droht. Aus verschiedenen Gründen fielen die Aktien von Daniel Ricciardo, Logan Sargeant und Kevin Magnussen im Laufe der ersten drei Formel-1-Rennen des Jahres.

Daniel Ricciardo: Wie viele Rennen bleiben ihm noch?

Kommen wir zunächst einmal zum wohl offensichtlichsten Wackelkandidaten für das kommende Jahr. Daniel Ricciardo kam Mitte 2023 eigentlich zum kleinen Red-Bull-Team, um sich zu einer Beförderung in das Werksteam als Nachfolger von Sergio Perez zu fahren. Seine Ergebnisse im Vorjahr wurden ihm noch als Wiedereingewöhnungsphase in die Formel 1 gutgeschrieben. Nach einem halben Jahr Pause nun in einem neuen Team und später nach seiner Handverletzung. 2024 kann er sich nicht mehr dahinter verstecken.

In Bahrain und Saudi-Arabien hinkte er - wenn auch nur knapp - hinter Yuki Tsunoda her. Teamintern landete Ricciardo ausschließlich beim Auftakt-GP vor dem Japaner, allerdings auch nur dank einer Teamorder. Bei seinem Heimrennen in Australien gab es dann die ganz große Blamage. Nach einer Track-Limit-Strafe schied er schon in Q1 aus und hatte im Rennen keine Chance auf Punkte, während Tsunoda Q3 erreichte, das Hinterfeld anführte und fette Punkte einsackte.

Besonders bitter: Auch wenn Ricciardo nach dem Samstag von der "besten Qualifying-Runde des Jahres" sprach, war er unabhängig vom Track-Limit-Vergehen langsamer als Tsunoda. Wie schon so oft in McLaren-Tagen wirkte er ratlos. Im Gegensatz zu seiner Zeit in Woking konnte er sich aber nicht erklären, warum er plötzlich zurücklag. Das Fahrgefühl im Auto passt, der achtfache Grand-Prix-Sieger war der Meinung das Potenzial maximiert zu haben. Die Uhr widersprach ihm allerdings.

Racing Bulls-Fahrer Daniel Ricciardo
Daniel Ricciardos Zeit bei den Racing Bulls könnte bald vorbei sein, Foto: LAT Images

Dabei sollte Tsunoda keine Messlatte sein. Wenn es die Ambition ist, sich bei Red Bull in Stellung zu bringen, müsste Ricciardo ihn vernichtend besiegen. Denn bereits im Vorjahr war die Erwartung an Ricciardos Vorgänger Nyck de Vries gewesen, vom Stand aus auf Augenhöhe mit dem 23-Jährigen zu performen. Wohlgemerkt, das war die Erwartung an einen Rookie und nicht an einen Routinier wie Ricciardo.

Die Gerüchte, dass Ricciardo nach Australien ein Ultimatum von nur zwei Rennen gestellt wurde, wurden von Red Bull inzwischen dementiert. Doch sie zeigen, dass eine vorzeitige Ablöse immer wahrscheinlicher wird. Vor allem, weil mit Liam Lawson bereits ein potenzieller Nachfolger bereitsteht. Dr. Helmut Marko und Co halten große Stücke auf den ehemaligen DTM-Vizemeister, der bei seinem Formel-1-Einstand 2023 als Ricciardo-Aushilfe überzeugen konnte.

Logan Sargeant: Platzhalter bei Williams

Rein perfomance-technisch waren die Zweifel rund um Logan Sargeant schon 2023 mehr als gesät. Seine Nullnummer im Qualifying-Duell gegen Alex Albon spricht Bände, die Punkteausbeute von lediglich einem Zähler (27 bei Albon) erst recht. Es mangelte im Vorjahr schlicht an einem überzeugenden Ersatz für den US-Amerikaner.

Dennoch zog sich die Vertrags-Verlängerung bis Dezember hin. Die Vertrauens-Parolen, die bei derartigen Bekanntgaben Standard sind, und die auch Sargeant genießen konnte, wurden 2024 schon früh auf die Probe gestellt. Nämlich als Williams in Australien infolge des Unfalls von Albon plötzlich mit nur noch einem Chassis dastand. Die Reaktion zeigt, dass man sich der Defizite Sargeants teamintern durchaus bewusst ist. Denn er musste sein Auto an den schnelleren Teamkollegen abgeben.

2024 hat er deshalb einen großen Brocken zu stemmen. Er muss in den nächsten 21 Grands Prix seinem Rennstall beweisen, dass er zu mehr taugt als nur zu einem Platzhalter. Im Gegensatz zum Vorjahr spielt ihm der Fahrermarkt nicht in die Karten. Mehr als die Hälfte aller Verträge laufen aus, eine Reihe an Nachwuchs-Piloten drängen sich für einen Formel-1-Einstieg auf. Nicht zuletzt Andrea Kimi Antonelli.

Der Mercedes-Junior wird abhängig von seinem Erfolg in der Formel 2 mit einem Aufstieg in die Königsklasse in Verbindung gebracht. Möglicherweise bei Williams, möglicherweise direkt im Werksteam. Doch auch wenn Antonelli umgehend bei Mercedes landet oder ein anderer Junior aufsteigt, besetzt das ein weiteres Cockpit und ein arrivierter Pilot mehr muss nach einem neuen Arbeitsplatz Ausschau halten. Keine gute Aussichten für den angezählten Williams-Piloten.

Kevin Magnussen: Abhängig von der Gunst Hülkenbergs

Unter den drei genannten Wackelkandidaten ist ein Verbleib von Kevin Magnussen in der Formel 1 2025 der wahrscheinlichste. Auch bei ihm droht allerdings direkte Gefahr aus dem Nachwuchs-Bereich. Oliver Bearman war bereits seit seinen Freitags-Einsätzen und Tests im Vorjahr als Haas-Pilot für 2025 gehandelt worden. Erst recht, nachdem sein umfangreiches Freitags-Programm in diesem Jahr für den US-Rennstall bekanntgegeben wurde.

Bei seinem Ersatz-Auftritt für Carlos Sainz bei Ferrari in Saudi-Arabien zog sich Bearman außerdem mehr als beachtlich aus der Affäre. Falls er in der Formel-2-Saison 2024 liefert, scheint eigentlich alles für einen F1-Einstieg des Briten vorbereitet zu sein. Kevin Magnussen kann sich aber in diesem Fall an ein zweites Sicherheitsnetz klammern und das ist sein Teamkollege.

Nico Hülkenberg überzeugte bislang bei Haas. Letztes Jahr war deutlich besser als Magnussen, sodass zwischenzeitlich sogar Zweifel über dessen Verlängerung aufkamen. Die Leistungen des Emmerichers sieht nicht nur Haas, sondern sie hat auch Audi-Sauber im Blick. Ein schneller Fahrer mit deutschem Pass ist für den deutschen Hersteller besonders interessant.

Das würde natürlich einen Platz freimachen, sodass für Magnussen auch neben Bearman noch ein Haas-Cockpit abfallen würde. Zwei Neuzugänge auf einen Schlag, dieses Szenario schreckt F1-Teams häufig ab. Vor allem Haas machte damit vor einigen Jahren schlechte Erfahrungen. Es spricht also vieles für Magnussen. Nicht unbedingt allerdings die Leistungen 2023, die sich 2024 fortzusetzen scheinen. Falls im Spätsommer noch einige gute Fahrer auf dem volatilen Fahrermarkt vorhanden sind, könnte Haas vielleicht doch einen Doppel-Tausch riskieren.

Wer fährt 2025 bei welchem Team? Unser Kollege Christian Menath hat die derzeitige Situation auf dem Fahrermarkt im Video zusammengefasst.

F1 Fahrermarkt: Verstappen, Alonso, Sainz - wer fährt 2025 wo? (12:03 Min.)