Audi bzw. Sauber schreitet mit seinen personellen Umstrukturierungen für den Formel-1-Einstieg voran. Lee Stevenson, bis zuletzt als Chefmechaniker für den RB20 von Max Verstappen zuständig, wird den aktuellen Klassenprimus Red Bull verlassen und bereits am Montag (1. April 2024) seine neue Stelle bei Sauber antreten.

Der Ingenieur verlässt die derzeitige Formel-1-Supermacht nach über 18 Jahren. Stevenson wird ohne Gardening Leave, also einer Arbeitssperre, an seiner neuen Wirkungsstätte anfangen können. Der Brite hatte sich mit Red Bull bereits in der vergangenen Saison auf ein Ende der Zusammenarbeit geeinigt. Sein neuer Arbeitgeber möchte sich mit der Personalie sowohl auf der Ingenieurs- als auch auf der operativen Seite verstärken. Stevenson bestätigte seinen Abschied am Freitag auf Instagram.

Lee Stevenson beim Pre-Season-Test 2016
Lee Stevenson beim Pre-Season-Test in Barcelona 2016, Foto: LAT Images

Stevenson-Abschied nach 18 Jahren Red Bull: Eine unglaubliche Reise

"Es waren unglaubliche 18 Jahre, und all die Dinge, die ich hier mit dem Team erreichen konnte, waren einfach unglaublich", sprach Stevenson, der vor allen Red-Bull-Boliden stand, an denen er mitgearbeitet hatte. Vom "RB2, bis hin zum RB16B und natürlich dem RB19."

"Als ich 2006 anfing, hätte ich nie gedacht, dass wir Rennen gewinnen, Poles holen oder Meisterschaften gewinnen würden, aber wir haben all das geschafft, und es war einfach unglaublich", fuhr Stevenson fort, der bereits beim kommenden Japan GP die giftgrünen Sauber-Farben tragen wird.

"Also, auf zum nächsten Kapitel. Dieses beginnt am Montag, wenn ich nach Japan fliege und die Arbeit mit meinem neuen Team am anderen Ende der Boxengasse aufnehme", erklärte er. "Es wird eine große Herausforderung, aber ich bin bereit dafür!"

Der Mann hinter Verstappens Ungarn-Wunderheilung: Wer ist Lee Stevenson?

Lee Stevenson kann auf einen beeindruckenden Werdegang in der Formel 1 zurückblicken. Seine Anfänge in der Königklasse machte er im Jahr 1999 bei Jordan als Trainee. Ab 2004 wurde zählte er zum festen Bestandteil des Rennstalls. Zwei Jahre später folgte der Wechsel zu Red Bull, das erst ein Jahr zuvor das Jaguar-Team übernommen hatte. Stevenson war also so gut wie seit Bestehen das Teams Teil der Red-Bull-Familie.

2015 wurde Stevenson zum ersten Mechaniker am Boliden von Daniil Kvyat befördert und behielt diese Position, auch nachdem der Russe von Max Verstappen ersetzt wurde. Nach fünf Jahren an der Seite des dreifachen Weltmeisters wechselte Stevenson auf eigenen Wunsch in die Position des Support Team Chefmechanikers.

Ins Rampenlicht geriet Stevenson erstmals beim Großen Preis von Ungarn im Jahr 2020, als Max Verstappen auf dem Weg in die Startaufstellung von der Strecke rutschte und die Vorderradaufhängung seines RB16 beschädigte. Unter der Leitung Stevensons wechselte die Red-Bull-Crew noch vor Beginn des Rennens rechtzeitig die komplette Vorderradaufhängung, wodurch Verstappen das Rennen doch bestreiten konnte. Der Niederländer dankte es seinen Mechanikern und kam auf Platz zwei über die Ziellinie.

Positive Nachrichten nach turbulenten Monaten rund um Audi

Die hochkarätige Verpflichtung Stevensons ist die nächste positive Meldung rund um den Einstieg Audis in die Königsklasse des Motorsports. Nachdem Ende des vergangenen Jahres die Teilnahme für die Saison 2026 intern noch einmal auf den Prüfstand gestellt wurde und nach personellen Umstrukturierungen im Konzern als nicht mehr niet- und nagelfest galt, setzte Audi, neben der Bestätigung, den Einstieg weiterhin voranzutreiben, Anfang März 2024 ein weiteres starkes Zeichen.

Der Autobauer aus Ingolstadt gab bekannt, bereits früher als geplant die kompletten Anteile der Sauber-Gruppe übernommen zu haben. Ursprünglich sah der Einstiegsplan vor die Anteile am Rennstall bis zum Jahr 2026 sukzessive zu Übernehmen. Bis zuletzt besaß Audi lediglich 25 Prozent der Unternehmensanteile, was den Handlungsspielraum und die Planungsmöglichkeiten in Neuburg an der Donau einschränkte.

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Diese können durch die Übernahme der restlichen 75 Prozent nun allerdings voll ausgeschöpft werden. Dadurch, dass Audi nun über die volle Kontrolle der Neuausrichtung des aktuellen Sauber-Teams verfügt, dürften sich Verpflichtungen wie von Stevenson in Zukunft einfacher gestalten. Bisher galten lediglich Andreas Seidl und dessen ehemaliger McLaren-Vertrauter James Key als die einzigen prominenten Neubesetzungen.

Auf der Strecke hingegen läuft es für Sauber aktuell alles andere als reibungslos. Das Team, derzeit noch aus Hinwil, hat mit anhaltenden Problemen bei den Boxenstopps zu kämpfen und hat in den ersten drei Saisonrennen noch keine Punkte sammeln können. Beim Großen Preis in Japan wird das zukünftige Audi-Team die nächste Chance auf Punkte haben, mit Hilfe von Stevenson.