Zusammenbruch im ersten Rennen - abgewendet. Das neue Teammanagement der Racing-Bulls-Mannschaft bewährt sich. Teamchef Laurent Mekies und CEO Peter Bayer schaffen es nach einem brenzligen Finish im Bahrain-GP, die erhitzten Gemüter ihrer beiden Fahrer wieder abzukühlen. Das versichern zumindest Daniel Ricciardo und Yuki Tsunoda, die sich vier Tage später in Saudi-Arabien tiefenentspannt geben.

Tsunoda hatte sich in der Schlussphase in eine Konfrontation mit Ricciardo hineingesteigert. Grund war eine Teamorder gewesen. Die Boxenmauer wollte, dass der im Heck von Kevin Magnussen feststeckende Tsunoda den im Schluss-Sprint mit Reifenvorteil fahrenden Ricciardo schnell vorbeiließ. In der Hoffnung, dass Ricciardo noch mehr als einen 13. und 14. Rang für das Team herausholen konnte.

Tsunoda sperrte sich erst kurvenlang, bevor er nachgab. Ricciardo kam trotzdem nicht über Platz 13 hinaus. Auf der Auslaufrunde machte Tsunoda dann seinem Ärger mit einer brenzligen Situation Luft, bei der er sich mit stehenden Rädern neben Ricciardo setzte, dann riskant neben ihm auf die Strecke zurückfuhr. Teamchef Laurent Mekies wartete daraufhin nicht lange, und griff sofort nach Tsunodas Rückkehr ins Motorhome ein.

Für Mekies war Bahrain zwar sein erstes Rennen als Teamchef, aber bei weitem nicht das erste Teamorder-Drama seiner Karriere. Bei seinem alten Team Ferrari erlebte er dort einige davon bereits hautnah, etwa die Konfrontationen zwischen Sebastian Vettel und Charles Leclerc 2019 und 2020. Als Ferraris Sportdirektor war Mekies dort als zweiter Mann unter dem Teamchef involviert.

Ricciardo lobt Racing-Bulls-Führung: Teamorder-Feuer sofort erstickt

Kein Zögern also von Mekies jetzt als Racing-Bulls-Teamchef. "Er kam sofort nach dem Rennen in mein Zimmer", so Tsunoda. "Wir haben recht lange darüber gesprochen, hauptsächlich um unsere Perspektiven zu verstehen, seine und meine. Er hat mir auf jeden Fall geholfen, nach dem Rennen runterzukommen."

Danach ging es ins abendliche Debrief. Mit beiden Fahrern, und zur Aussprache. "Wir sind beide ohne feindselige Gefühle oder Animositäten aus dem Raum raus", versichert Daniel Ricciardo und lobt das Team: "Wenn wir nicht reagiert hätten und er einfach die Strecke verlassen hätte, dann ist das ein Problem. Aber wir waren beide bereit, darüber zu sprechen. Das war wichtig."

"In dem Moment bin ich im Hirn heiß gelaufen", akzeptiert Tsunoda rückblickend sein Fehlverhalten. "Letztendlich dachte das Team, dass er eine bessere Chance hatte. Das respektiere ich."

Ricciardo präsentiert sich seinerseits als gnädiger Veteran im Team, der auch ohne Entschuldigung leben könne: "Ich bin ehrlich gesagt alt genug, dass ich niemanden brauche, der mich in den Arm nimmt. Ich schaue da eher auf das große Ganze. Das ist ein Team, das in vielen Aspekten recht neu ist, und die Saison ist lang. Ich weiß, dass es dir nicht hilft, wenn du vom ersten Rennen an diese Rivalitäten hast."

Racing Bulls-Fahrer Daniel Ricciardo im Paddock
Daniel Ricciardo am Mittwoch in Saudi-Arabien, Foto: LAT Images

Das neue Führungsteam hat sich in Ricciardos Augen also bewährt: "Wir wurden in einen Raum gesetzt, haben darüber gesprochen, nicht mit den Fingern aufeinander gezeigt, waren ganz ruhig, und es wurde sichergestellt, dass wir den Raum verlassen und uns besser fühlen. Und dass wir ganz ohne Hangover nach Saudi-Arabien kommen."

Heißläufer Tsunoda: Noch viel Arbeit für Red-Bull-Chance

Beide Fahrer verneinen, dass die über ihnen schwebende Chance auf ein Red-Bull-Cockpit im nächsten Jahr die Situation weiter angeheizt hat. "Ich bin schon lange hier, jedes Jahr spüre ich den Druck", wehrt Ricciardo ab. "Am Ende musst du es vielleicht besser vereinfachen. Ich bin zum Rennfahren hier. Manchmal verkomplizieren wir das vielleicht etwas."

Und aufseiten Yuki Tsunodas ist die Reaktion in Wahrheit keineswegs überraschend. Der junge Japaner war schon in den Nachwuchsklassen als Heißsporn bekannt. Bahrain war bei weitem nicht sein erster Gefühlsausbruch. Was bei ihm nun aber auch zur Selbstreflexion führt. Mit der Erkenntnis: So kann er nicht weitermachen, wenn er in ein Top-Team will.

"Das ist auf jeden Fall etwas, das ich verbessern muss", meint Tsunoda im Hinblick auf seine Red-Bull-Chancen. "Ich brauche mehr als zwei Schritte, nicht bloß einen. Aber ich bin zuversichtlich, dass ich das beweisen kann. Dann liegt es an ihnen, ob sie mich wollen." Erster Schritt: "Ich muss mich nur daran erinnern, nicht den Funkknopf zu drücken, bevor ich ins Auto steige."