Die Formel 1 startete am letzten Wochenende in die Saison 2024. Mit dem Großen Preis von Saudi Arabien an diesem Samstag geht die Königsklasse in ihr zweites Rennen. Dabei sind (fast) alle Augen auf Red Bull gerichtet, nicht nur auf, sondern auch neben der Rennstrecke. Max Verstappen ist erneut der Favorit, doch die Statistik zeigt, dass es in Jeddah nicht ganz so einfach wird, wie in Sakhir.

Brennpunkt Max Verstappen: Gibt es die nächste Gala?

Der Stopp-and-Go-Kurs von Bahrain war schon im Vorjahr das perfekte Pflaster für die Bullen, so auch in diesem Jahr. Die Überlegenheit, mit der Verstappen seinen Sieg zum Saison-Auftakt einfuhr, könnte in Saudi-Arabien schon um einiges schwächer ausfallen. Wir vergleichen: Im Vorjahr deklassierte er die Konkurrenz in Bahrain um 38 Sekunden, in Saudi-Arabien lag Red Bull nur 20 Sekunden vor dem ersten Verfolger (in beiden Fällen Fernando Alonso).

In diesem Jahr war die restliche F1-Welt in Form von Carlos Sainz schon auf 24 Sekunden dran. Was diesen Zeitenvergleich allerdings etwas beeinträchtigt: In Jeddah gewann im Vorjahr Perez und nicht Verstappen, der nur von P15 startete. Und Charles Leclerc schied in Bahrain auf P3 liegend aus, wobei man der Vollständigkeit halber dazu sagen muss, dass sein Rückstand bereits bei seinem Ausfall schön höher war, als jener von Sainz 2024 zu Rennende.

Das Qualifying ist sowieso eine Geschichte für sich: Dort setzte sich in Bahrain der Trend des Vorjahres fort, dass der RB20 der Konkurrenz nicht so weit voraus ist, wie im Rennen. In Jeddah stand Max Verstappen überhaupt noch nie auf der Pole Position. Wer könnte ihn in diesem Jahr auf eine Runde schlagen? Der Ferrari ist traditionell nicht das perfekte Auto für die schnellen Kurven der Stadt am Roten Meer. Doch genau diese Schwachstelle wurde in der Winterpause etwas auskuriert. Heißt: Im Qualifying könnte mit Leclerc durchaus zu rechnen sein.

Brennpunkt Sergio Perez: Schlägt der Stadt-Spezialist wieder zu?

Gemessen an den Daten der letzten Monate scheint sich die Frage eigentlich zu erübrigen, welcher Red-Bull-Pilot am kommenden Formel-1-Wochenende den Ton angibt. Und ja, Verstappen ist auch der große Favorit. Aber auf dem Stadtkurs in Jeddah sollte man Sergio Perez nicht zu früh abschreiben.

Stadtstrecken entwickelten sich in den letzten Jahren generell zu einer Stärke des Mexikaner. Alle seine fünf Red-Bull-Siege feierte er auf temporären Kursen: 2021 und 2023 in Aserbaidschan, 2022 in Monaco und Singapur und eben im Vorjahr auch in Jeddah.

Saudi-Arabien scheint es ihm besonders angetan zu haben. Dort stand Perez in den letzten beiden Jahren sogar auf Pole Position. 2022 kostete ihm ein unglücklich getimetes Safety Car den Sieg, 2023 bekam er Schützenhilfe durch einen Qualifying-Defekt von Verstappen. Doch auch als der Niederländer ihm im Rennen auf den Fersen war, kontrollierte er den Grand Prix locker.

Brennpunkt Alpine: Geht die Selbstzerstörung weiter?

Bei Alpine ging es seit der letzten Saison sportlich vom Regen in die Traufe. Wobei das noch ein äußerst mildes Sprichwort für den absoluten Fehlschlag ist, den sich die Franzosen mit ihrem neuesten Auto leisteten. Die Renault-Marke war in Bahrain klar das Schlusslicht im Feld. Pierre Gasly und Esteban Ocon landeten nur aufgrund von Problemen der Konkurrenz nach P19 und 20 im Qualifying im Grand Prix nicht auf den letzten beiden Positionen.

Im Moment befinden sich von Technik-Chef Matt Harman und Aerodynamik-Leiter Dirk de Beer im Team, sie verlassen das Team aber endgültig im April, nachdem ihre Kündigung bereits im Winter intern verkündet wurde. Drei Ersatzleute schaukeln anschließend gemeinsam die Technik in Enstone: Joe Burnell leitet ab April die Ingenieurs-Abteilung, David Wheater die Aerodynamik und Ciaron Pilbeam ist für die Performance zuständig.

Kurzfristig wird sich am Auto dadurch natürlich nichts ändern. Die Renault-Marke kann nur hoffen, dass ihr übergewichtiger Bolide in den Highspeed-Passagen in Jeddah etwas besser funktioniert, als auf der traktionslastigen Strecke in Bahrain. Garantie gibt es dafür keine.

Brennpunkt McLaren: Sind sie 2024 ein Topteam?

In Bahrain war McLaren nur die vierte Kraft. Setup- und Power-Unit-Probleme bei Mercedes und Ferrari verhalfen Lando Norris zum sechsten Platz und ließen den Rückstand auf die drei Spitzenteams nicht ganz so groß wirken, wie er bei einem regulären Rennverlauf wohl gewesen wäre.

Doch das war Bahrain und die Strecke im Königreich auf der Insel im Persischen Golf ist nicht für den MCL38 gebaut, der viele Charakteristiken von seinem Vorgänger geerbt hat. Die Strecke im Königreich auf dem arabischen Festland sollte da schon viel mehr Schnittpunkte mit den Stärken des Boliden liefern.

Der Jeddah Corniche Circuit bietet schnelle Kurven, Highspeed und nur einige wenige langsame Passagen, in denen Traktion gefragt ist. Der Kurs ist also perfekt für den McLaren, der im Vorjahr in mittelschnellen und vor allem schnellen Kurven häufig sogar dem Red Bull das Fürchten lehrte. Falls das 38er-Modell der Briten aber auch in Jeddah nicht um das Podium mitmischt, dann könnte das wohl in der Frühphase Standard werden.

Brennpunkt Red Bull: Wie geht es an der Team-Spitze weiter?

Leider kommt man an diesen Tagen neben den sportlichen Themen nicht um Themen neben der Strecke herum. Christian Horner wurde vor Bahrain als Red-Bull-Teamchef bestätigt, nachdem die Untersuchung gegen ihn abgeschlossen war. Doch damit war die Causa noch lange nicht ausgestanden. Es folgte die Verbreitung von angeblichem Beweismaterial und am Sonntag ein direkter Angriff von Weltmeister-Vater Jos Verstappen auf den RB-Teamboss.

Gerüchte halten sich, dass Max Verstappen schon an einem Wechsel zu Mercedes arbeitet. Beim Formel-1-GP in Saudi-Arabien wird Horner mit Sicherheit wieder ein zentrales Thema sein, auch wenn zumindest einer seiner Widersacher nicht an der Strecke ist: Jos Verstappen nimmt am kommenden Wochenende an einem Rallye-Event teil und ist deshalb nicht in Jeddah vor Ort .