All die Hypothesen über Max Verstappens dominantes Bahrain-Wochenende können am Donnerstagabend in Bahrain erst einmal in die Tonne versenkt werden. Von den Top-5 bekam Red Bull in den ersten beiden Trainings der Formel-1-Saison 2024 nämlich nichts zu sehen. Ein Ergebnis, an dem Team und Fahrer danach starke Zweifel anmelden.

Für Verstappen war es in FP1 schon nur ein sechster Platz, aber da ließ es sich damit erklären, dass vier der Autos vor ihm schon vorzeitig den Soft-Reifen auspackten. Als aber das repräsentative zweite Training am Abend anrollte, stand am Ende wieder nur die Sechs vor Verstappens Namen.

Diesmal gab es keine Reifen-Ausrede. Satte 0,477 Sekunden fehlten Verstappen auf Pacesetter Lewis Hamilton. Beide waren vergleichbare Runden auf Soft gefahren. Das galt genauso für Sergio Perez, mit 0,741 Sekunden nur auf Platz zehn. Der größte Beitrag des unauffälligen Verstappen: Klagen über zu ruppige Schaltvorgänge und einen zu stark schiebenden Motor.

Power-Tricks? Red Bull tut Hamilton-Bestzeit ab

Zurück in der Red-Bull-Garage suchte man Nervosität jedoch vergebens. "Diese Zeit hier ist glaube ich nicht ganz repräsentativ", meint Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko mit Blick auf Hamilton. Verstappen stimmt zu: "Vielleicht haben ein paar um uns herum schon den Motor für mehr Topspeed aufgedreht."

"Um die Lücke zu Platz eins mache ich mir keine Sorgen", lässt Verstappen keine Zweifel aufkommen, dass man Mercedes im Verdacht hat. In den Trainings steht es den Teams noch frei, den Motormodus zu wählen. Hier zu sparen bedeutet die Laufzeit des Motors zu verlängern, weshalb es Standard ist, die Leistung am ersten Tag noch runterzudrehen.

"Ich glaube nach wie vor, dass im Qualifying Ferrari ganz stark sein wird, und im Renntrimm halte ich uns noch immer für das stärkste Team", legt sich Marko fest. Besonders das Qualifying ist aber gefährlich: "Das wird eng."

Wind-Sorgen für Verstappen & Red Bull

Wenn Marko aber Ferrari als echten Gegner für das Qualifying auf dem Zettel hat, dann klingt das nicht nach der Dominanz vom Test: "Natürlich sind die Temperaturen fünf, sechs Grad tiefer als beim Test, das ist nicht ganz so locker abgegangen wie beim Testen." Außerdem schmeckt der böige Wind dem RB20 wohl nicht. "Da ist die Frage, ob wir als aerodynamisch effizientes Auto sehr windanfällig sind", meint Marko.

"Heute hatten wir noch ein paar kleine Balance-Probleme von vorne bis hinten, aber nichts Großes, da geht es nur um das Finden des Sweetspots", urteilt Verstappen selbst. "Gerade hier mit diesem harten Asphalt. Sobald du den Sweetspot hast, wirst du schneller."

Red Bull im Renn-Trimm viel gefährlicher

Wie schon aus dem Vorjahr bekannt ist es in Bahrain nicht das Qualifying, sondern das Rennen, in dem der RB20 seine wahren Stärken ausspielt. Verstappen war dort schon mit seiner Balance deutlich zufriedener. Auch daher sieht Marko keine wirkliche Änderung am Kräfteverhältnis, wenn es um die Frage nach dem Sieg geht: "Wir sind noch nicht beunruhigt."

Wie schon im Vorjahr ist das größere Problem daher wieder die Frage nach der Leistung von Sergio Perez. Nur ein zehnter Platz in FP2, aber auch nur 0,264 Sekunden weg von der wichtigsten Referenz Max Verstappen. "Wenn er diese zwei, drei Zehntel halten kann, dann passt das", beruhigt Marko.