Die Uhr tickt für Lewis Hamilton. Zwar hat er noch eine ganze Formel-1-Saison als Mercedes-Pilot vor sich, doch auch in der Pressekonferenz am Mittwoch vor dem Bahrain-GP dreht sich wieder alles um seinen für 2025 anstehenden Wechsel zu Ferrari. Vor allem um die Motivation dahinter.

Hamilton bemühte sich in den Tagen nach der Bekanntgabe schnell, den Kindheitstraum Ferrari hervorzuheben. Die letzten zwei Jahre der Mercedes-Performance sprachen schließlich eine andere Sprache. Nicht vergessen ist Hamiltons Kritik vor fast genau zwölf Monaten hier in Bahrain: Das Team habe nicht auf ihn gehört. Das war damals der Auftakt zur zweiten sieglosen Pleiten-Saison in Serie.

Hamilton wehrt sich: Kein Vertrauensverlust in Mercedes

Ein Verlust des Vertrauens in jenes Team, mit dem er sechs Fahrertitel geholt hat? Eine vermeintlich einfache Erklärung für den Ferrari-Wechsel. "Nein, das war es nicht", wehrt Hamilton sich in Bahrain. "Ich glaube ehrlich, dass dieses Team eine weitere Meisterschaft gewinnen wird. Es ist eine unglaubliche Truppe an Leuten, und gut aufgestellt."

"Es wurde unglaublich viel Arbeit im Winter erledigt, und ich habe so viel Vertrauen in das Team", versichert Hamilton. Er kommt zurück auf den Ferrari-Traum. Als diese Chance sich auftat, reflektierte er nämlich über seine Position bei Mercedes, und kam zum Schluss: "Ich glaube wirklich, dass ich alles mit diesem Team erreicht habe, was möglich war."

Was soll nach sechs WM-Titel noch kommen? "Es geht aufs Karriereende zu, ich liebe eine Herausforderung, und das ist die ultimative Herausforderung", bevorzugt Hamilton den Versuch, die seit 2008 an einer WM-Dürre leidende Scuderia zu erlösen. "Ich habe viel Zeit allein verbracht, um sicherzustellen, dass ich alles abkläre und die richtige Entscheidung für mich selbst treffe. Und ich denke, ich habe die richtige Entscheidung getroffen. Ich bin aufgeregt, richtig aufgeregt."

Neues Management, alter Hamilton für Ferrari-Wechsel

Dieser Winter war schwierig, das gibt Hamilton frei heraus zu. Er hatte in den Wochen vor der finalen Ferrari-Entscheidung auch in seinem Management noch einmal durchgetauscht, seinen alten Wegbegleiter Marc Hynes wieder als sportlichen Berater an Bord geholt: "Es hat viel Zeit gebraucht, das neu zu gestalten, und das ist nie ein einfacher Prozess."

"Jetzt arbeiten wir nur mehr daran, mein Team neu aufzubauen", erklärt Hamilton. Ab 2025 dann zusammen mit Ferrari. Keine Sorge hat er, dass seine Projekte abseits des Sports durch den Wechsel beschnitten werden könnten. Mercedes ist bekannt dafür, Hamilton außerhalb der Formel 1 seinen Freiraum zu lassen, ob für Mode, Musik oder Film. Eine wichtige Komponente des Erfolges, nachdem er zu Beginn seiner Karriere bei McLaren im Gegenzug stark eingeschränkt worden war.

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Mit seinem Ferrari-Vertrag will Hamilton sich schon in den Verhandlungen abgesichert haben: "Eine sehr kollaborative Partnerschaft werden wir da nächstes Jahr beginnen. Wenn überhaupt, dann habe ich mir durch die ganze Erfahrung mit dem Verhandeln von Verträgen in den letzten Jahren mehr Freiheiten verschaffen können."

Hamiltons emotionale Mercedes-Abschiedstournee beginnt

Die freie Partnerschaft ist zugleich ein Symbol für das perfekte Zusammenspiel von Hamilton und Mercedes. Eine harte Trennung wird es nicht geben, die Verbindung auf immer bestehen bleiben, meint ein sentimental werdender Hamilton: "Jede Woche wird emotional sein. Die Sitzanpassung ist die letzte Sitzanpassung. Und du erinnerst dich an die erste. Dann der letzte Test …"

"Es gibt so viel Liebe in diesem Team, und ich liebe es noch immer, und ich werde es immer lieben", versichert Hamilton. "Kein anderes Team hat erreicht, was wir zusammen erreicht haben. Und die Beziehungen mit den Leuten in diesem Team gehen sehr, sehr tief. Mein Ziel bleibt es, für sie dieses Jahr abzuliefern."

"Jetzt bin ich zu 100 Prozent Mercedes-Fahrer", stellt Hamilton klar. Kein Anfeuern von Ferrari: "Sie sehen dieses Wochenende schon sehr stark aus. Was gut für sie ist. Dieses Jahr ist es mein Ziel, sie zu schlagen. Und nächstes Jahr dreht sich das natürlich um."