Nach nur einem Rennen der Formel-1-Saison 2023 herrscht bei Mercedes bereits die höchste Alarmstufe. Mit Mühe erkämpfte sich Lewis Hamilton am Sonntag in Bahrain ein Top-5-Ergebnis. Auch beim siebenfachen Weltmeister nahm der Frust im Laufe des Wochenendes zu. Nun erhöht er die öffentliche Kritik an seinem Team.

Schon am Freitag hatte Hamilton nach schwachen Trainings das technische Konzept des Mercedes F1 W14 angezweifelt. Am Sonntag nach dem Rennen nahm er gegenüber BBC Radio 5 sein Team und die Technik-Abteilung so deutlich wie noch nie in die Pflicht: "Ich denke, es geht eigentlich darum, Verantwortung zu übernehmen."

Hamilton: Ich weiß, was ein Formel-1-Auto braucht

"Es geht darum zu sagen: 'Weißt du was, wir haben nicht auf dich gehört, es ist nicht da, wo es sein soll'", fordert Hamilton. Für ihn - einen Fahrer mit 311 GP-Starts, 103 Siegen und sieben Titeln - war im Vorjahr schon klar, dass hier etwas fundamental falsch lief: "Letztes Jahr gab es Dinge, die ich ihnen gesagt habe. Ich habe die Probleme mit dem Auto erklärt. Ich bin in meinem Leben so viele Autos gefahren. Ich weiß, was ein Auto braucht, und was ein Auto nicht braucht."

Hamilton fühlt sich an seine Vergangenheit erinnert. Nicht immer lief es so gut wie in den Jahren 2014 bis 2021 bei Mercedes: "Ich hatte schon viele solche Autos, besonders damals zu meinen McLaren-Zeiten." 2009 etwa patzte McLaren bei einem Reglementwechsel ebenfalls konzeptuell. Hamilton gewann nur zwei Rennen und holte den fünften WM-Rang.

Nach dieser Saison kämpfte McLaren jahrelang um Anschluss an den damaligen Klassenprimus Red Bull. Hamilton gewann zwar Rennen, blieb aber stets Außenseiter im WM-Kampf. Letztendlich trennte er sich von der Mannschaft, die ihn seit Kindestagen unterstützt hatte, und wechselte 2013 zu Mercedes.

Hamilton äußert in Bahrain klare Vorstellungen

2022 war die Partnerschaft Hamilton und Mercedes zum ersten Mal ein ganzes Jahr lang sieglos. 2023 ist das Team im ersten Rennen auch noch hinter Aston Martin zurückgefallen und nur mehr vierte Kraft. Außerdem scheint der neue W14 das Reifenmanagement als Stärke verloren zu haben. Damit hatte man am Ende des Vorjahres noch auftrumpfen können.

Einzig positiv am Mercedes W14 ist, dass das extreme Bouncing verschwunden ist, Foto: LAT Images
Einzig positiv am Mercedes W14 ist, dass das extreme Bouncing verschwunden ist, Foto: LAT Images

Auch hier gingen die Meinungen zwischen Hamilton und dem Team in Bahrain auseinander: "Als wir am Morgen die Strategie besprochen haben, habe ich den Jungs gesagt, dass wir nicht so schnell sein würden, wie sie sagten - und das waren wir auch nicht."

Für Hamilton ist die Marschrichtung klar: "Wir haben Arbeit vor uns. Wir müssen uns die Balance in den Kurven anschauen. Die ganzen Schwachpunkte. Da müssen wir uns als Team zusammensetzen, so machen wir das."

Mercedes' Technik-Plan über 2023 hinaus unsicher

Über die technische Zukunft des F1 W14 hängt ein Fragezeichen. Der Begriff "Konzept" wurde in Bahrain viel bemüht, war jedoch schwammiger denn je. Cheftechniker Mike Elliott sprach am Freitag davon, dass man neue Seitenkästen in der Pipeline habe, aber dass das Grundkonzept des Autos gleichbleiben würde. Am Samstag implizierte Toto Wolff einen Richtungswechsel: "Wir dachten, wir können es mit diesem Fahrzeugkonzept lösen, aber es hat nicht funktioniert."

Aufgrund der vielen Entwicklungs-Beschränkungen dürfte ein Komplett-Umbau innerhalb der Saison aber ohnehin nicht möglich sein. Aus dem gleichen Grund kann man jedoch auch Entscheidungen im Hinblick auf 2024 nicht ewig aufschieben. Hamilton hat trotz allem weiter Hoffnung: "Wir sind noch immer mehrfache Weltmeister. Dieses Mal haben wir es nicht hinbekommen, und letztes Jahr haben wir es nicht hinbekommen. Das bedeutet aber nicht, dass wir es nicht für die Zukunft hinbekommen können."

Formel 1 Bahrain 2023: Das Ergebnis

P.FahrerTeamZeit
1Max VerstappenRed Bull1:33:56.736
2Sergio PérezRed Bull+ 11.987
3Fernando AlonsoAston Martin+ 38.637
4Carlos Sainz Jr.Ferrari+ 48.052
5Lewis HamiltonMercedes+ 50.977
6Lance StrollAston Martin+ 54.502
7George RussellMercedes+ 55.873
8Valtteri BottasAlfa Romeo+ 1:12.647
9Pierre GaslyAlpine+ 1:13.753
10Alexander AlbonWilliams+ 1:29.774
11Yuki TsunodaAlphaTauri+ 1:30.870
12Logan SargeantWilliams1 Runde
13Kevin MagnussenHaas1 Runde
14Nyck de VriesAlphaTauri1 Runde
15Nico HülkenbergHaas1 Runde
16Zhou GuanyuAlfa Romeo1 Runde
17Lando NorrisMcLaren2 Runden
18Esteban OconAlpine/DNF
19Charles LeclercFerrariDNF
20Oscar PiastriMcLarenDNF