Haas belegte in der letzten Formel-1-Saison den letzten Platz und der neue Teamchef Ayao Komatsu machte bei der Präsentation des US-Teams Anfang Februar wenig Hoffnung, dass sich das zu Beginn des Jahres 2024 so schnell ändern wird.

Erst während der F1-Testfahrten in Bahrain wurde der Nachfolger von Günther Steiner optimistischer. Doch welche Veränderungen hat Haas auf technischer Seite überhaupt durchgeführt und wie begründet der Rennstall diese? Der designierte Technik-Chef Andrea de Zordo erklärte beim Test, was es technisch mit dem neuen Boliden auf sich hat.

Haas mit neuem Seitenkasten: Gegengift gegen instabile Aerodynamik?

Eine grundlegende Komponente in der technischen Entwicklung für diese Saison war der Seitenkasten des VF-24. Im Vorjahr erklärte das Team seine zahlreichen aerodynamischen Probleme damit, dass das Konzept des Seitenkastens und der seitlichen Crash-Struktur grundlegende Aero-Veränderungen während der Saison unmöglich machten. "Im letzten Jahr waren die Basis und die Aerodynamik nicht gut genug. Beim letztjährigen Auto, egal was wir taten, das Resultat war immer ungefähr dasselbe", erklärte Komatsu die Probleme.

In diesem Jahr wurde das Konzept überarbeitet. De Zordo erklärte den Nutzen der Entwicklung hin zu einem stärkeren Downwash-Konzept und folgte damit dem Trend in der Formel 1. "Einerseits ist es die Positionierung der Crash-Struktur selbst und andererseits das Layout der Kühlung", so de Zordo. Haas verpackte alles möglichst platzsparend unter der Karosserie. Dadurch verspricht man sich unter anderem noch ausreichend Entwicklungs-Raum.

Ein Render vom neuen Haas VF-24
Foto: Haas F1

"Als wir das Auto designten, hätten wir ursprünglich noch einen extremeren Weg wählen können. Wir werden im Laufe der Entwicklung wahrscheinlich in diese Richtung gehen. Aber in der Entwicklung des Autos waren wir noch nicht bereit, den gesamten Nutzen der Fahrzeug-Geometrie auszukosten", erklärte de Zordo weiter.

Pullrod: Neue Ferrari-Aufhängung platzsparender?

Die Hinterrad-Aufhängung blieb beim Haas jedoch unverändert bei Pullrod. Zwangsweise, denn die US-Amerikaner kaufen das gesamte Getriebe bei Ferrari an und entwickeln diese deshalb nicht selbstständig. Ob Haas bei freier Konzept-Wahl auch auf Pullrod gesetzt hätte? Darauf hatte de Zordo keine Antwort parat. Er erklärte aber, dass die neue Gestaltung wiederum mehr Spielraum erlaube.

"Es gibt uns mehr Freiheiten mit dem Design des Diffusors und es ist auch viel besser für die Winglets, die man an den Bremsbelägen hat. Es verändert zudem die Mechanik und sollte eine bessere Funktionsweise der Aufhängung selbst erlauben", führt de Zordo aus. Außerdem erhofft man sich es eine bessere mechanische Funktionsweise.

Austin-Upgrade 2.0: Was sich am Haas-Unterboden tut

Der Unterboden am Haas ist ein Thema, das bereits in der Vorsaison häufig diskutiert wurde. Beim letzten Heimrennen der vergangenen Formel-1-Saison in Austin brachte die Mannschaft aus North Carolina eine neue Version ans Auto. Der diesjährige Unterboden ist eine Weiterentwicklung dieses Upgrades. "Damit haben wir verändert, wie der Unterboden arbeitet. Einen Teil dieser Aufgabe haben wir damals erledigt und wir entwickeln uns weiter in diese Richtung", kündigte das neue Technik-Oberhaupt von Haas an.

Das neue Unterboden-Layout überzeugte im Endspurt der Formel-1-Saison 2023 nicht unbedingt. Denn die Leistungen des Boliden - vor allem im Renntrimm - steigerten sich dadurch nicht und die beiden Fahrer waren in der Folge mit zwei verschiedenen Spezifikationen unterwegs. Im Gesamtkonzept des VF-24 soll der Unterboden aber nun besser integriert sein.

Nicht mehr Schlusslicht im Entwicklungsrennen?

Das Stichwort - oder im Sinne von Haas vielmehr das Unwort - lautet Entwicklung während der Saison. In den vergangenen Jahren haderte man häufig damit. Entwicklungen kamen oft nur sehr langsam oder spät und zeigten dann nicht die erhoffte Wirkung. Eine Front, an der für 2024 Besserung gelobt wird.

Haas-Teamchef Ayao Komatsu beim Formel-1-Wintertest in Bahrain 2024.
Gegen Upgrade-Pleiten: Ayao Komatsu will bei Haas die Kommunikation verbessern, Foto: LAT Images

Komatsu macht vor allem die Kommunikation für die fehlgeschlagenen Upgrades verantwortlich: "Wir haben versucht als Team zu arbeiten. Aber es war nicht großartig. Warum würde man sonst ein Upgrade an die Strecke bringen, das nicht funktioniert? Da muss es gewisse Fehler in der Kommunikation gegeben haben."

Wann die ersten Upgrades an den Haas kommen können, ist noch nicht geklärt. De Zordo und Komatsu versprachen große Anpassungen früh im Jahr. Intern habe man schon ein Rennen ins Auge gefasst, aber eben nur intern, wie der Japaner betonte: "Ich will noch kein spezifisches Rennen nennen, denn wir haben uns noch nicht komplett geeinigt."