Die Formel 1 ist zurück! Seit dem 21. Februar finden in Bahrain die Testfahrten vor dem Saisonauftakt (Samstag, 02. März) statt. Die Hoffnung vieler Fans: Eine spannendere Saison als 2023, in der Red Bull 21 von 22 Saisonrennen gewann. Doch am ersten Testtag gab es gleich den ersten Dämpfer: Max Verstappen führte die Zeitentabelle mit über einer Sekunde Vorsprung an. Zwar sind die Zeiten bei Testfahrten mit Vorsicht zu genießen, doch ein solcher Vorsprung war zumindest ein erstes Ausrufezeichen des amtierenden Weltmeisters.

Auch McLaren-Teamchef Andrea Stella glaubt nicht daran, dass es den restlichen Formel-1-Teams gelungen ist, die Lücke zu den großen Dominatoren des vergangenen Jahres zu schließen - im Gegenteil: "Was ich sehen kann, ist, dass viele Autos einen Schritt nach vorne gemacht haben, was normal ist, da du in jeder Woche der Entwicklung Performance findest. Leider gibt es ein Auto, das den größten Schritt gemacht zu haben scheint und es ist das Auto, was schon letztes Jahr am schnellsten war."

Glaubt, dass Red Bull der größte Schritt gelungen ist: McLaren-Teamchef Andrea Stella, Foto: LAT Images
Glaubt, dass Red Bull der größte Schritt gelungen ist: McLaren-Teamchef Andrea Stella, Foto: LAT Images

Stella war gleich beim ersten Anblick des neuen Red Bull RB20 beeindruckt: "Ich habe mir gedacht: 'Wow!' Sie waren sicherlich mutig, einige der Formen zu ändern, die das Auto letztes Jahr so erfolgreich gemacht haben." Red Bull hatte beim Launch und in Bahrain mit einem aggressiven neuen Design auf sich aufmerksam gemacht, bei dem besonders die Lufteinlässe am Seitenkasten im Fokus standen. Auch hinter dem Halo verbergen sich nun Lufteinlässe.

Andrea Stella: Red Bull hatte genug Zeit, um Risiken einzugehen

Eine Sorge, die schon im vergangenen Jahr, unter anderem von Stella, geäußert wurde, galt der Tatsache, dass Red Bull den RB19 im Angesicht der großen Dominanz im Saisonverlauf kaum weiterentwickelte. Dadurch konnte sich der österreichische Rennstall mit Sitz im britischen Milton Keynes frühzeitig auf die Entwicklung des neuen RB20 konzentrieren.

Max Verstappen bei den Formel-1-Testfahrten 2024 in Bahrain
Der RB20 macht mit aggressiven Lufteinlässen auf sich aufmerksam, Foto: Motorsport-Magazin.com

"Sie hatten zuvor so einen großen Vorsprung, der ihnen mit Blick auf den Entwicklungszeitplan das Selbstvertrauen gegeben hat, einige Risiken einzugehen. Denn dann kann ich die Risiken frühzeitig eingehen, um zu sehen, ob es wirklich funktioniert", erklärt Stella. Stand jetzt sehe es so aus, als ob sich dieses Risiko bezahlt gemacht habe, so der Italiener weiter: "Es sieht so aus, als ob sie wirklich stark sind. Auch das, was sie von einem Design-Gesichtspunkt her erreichen wollten, scheint die aerodynamische Performance zu generieren."

Charles Leclerc: Sieht so aus, als ob Red Bull weiter vorne ist

Auch Ferrari-Fahrer Charles Leclerc äußerte sich in Bahrain zu einem möglichen Kräfteverhältnis beim Saisonstart - und schlug in die selbe Kerbe wie Stella: "Eines ist sicher und das ist, dass Red Bull nach wie vor die Referenz ist. Wie weit vorne sie sind, bleibt abzuwarten, aber es sieht so aus, als ob sie vorne sind."

Bei all dem Trubel um die Form der Autos, gibt Stella jedoch wiederholt zu bedenken, dass sich ein Großteil der Performance in den Details und unter dem Auto verberge. Seit dem Beginn der Ground-Effect-Ära 2022 wird ein signifikanter Teil des Abtriebs durch den Unterboden erzeugt.

Der Unterboden des Red Bull RB19.
Ein großer Teil der Performance versteckt sich unter dem Auto, Foto: LAT Images

Im Hinblick auf die Performance zeigt sich der McLaren-Teamchef trotz des wohl nach wie vor deutlichen Red-Bull-Vorsprungs zufrieden - und kündigt bereits vielversprechende Ergebnisse bei der Weiterentwicklung an, die McLaren näher an die Spitze bringen sollen. Schon im vergangenen Jahr hatte das Team aus Woking nach einem katastrophalen Saisonstart mit signifikanten Upgrades in Österreich und Singapur während der laufenden Saison einiges an Boden gut gemacht.

Stella: Wenn Red Bull so weiterentwickelt, holen wir sie nie ein

"Wenn wir diese Entwicklungskurve beibehalten, bin ich optimistisch, dass wir in eine kompetitive Position kommen können", so Stella, der am 2. Testtag in Bahrain seinen 53. Geburtstag feierte. Zugleich merkte er an: "Wenn Red Bull weiter auf diesem Level entwickelt, werden wir sie nie einholen!"

In Bezug auf die eigene Entwicklung ist Stella zuversichtlich, dass schon bald die ersten signifikanten Upgrades möglich sind: "Hoffentlich können wir die ersten Entwicklungen in den frühen Rennen der Saison an den MCL38 bringen."

Vor nicht einmal einem Jahr verließ Technik-Chef James Key McLaren, Foto: LAT Images
Vor nicht einmal einem Jahr verließ Technik-Chef James Key McLaren, Foto: LAT Images

Zugleich warnt Stella vor zu hohen Erwartungen an das eigene Team und erinnert an die großen Umstrukturierungen bei der Traditionsmannschaft vor nicht einmal einem Jahr. Nach dem Abgang von Ex-Teamchef Seidl zu Sauber Ende 2022 und der Übernahme von Stella, verließ im März 2023 auch Technik-Chef James Key (mittlerweile auch bei Sauber) McLaren. In der Folge wurde seine Rolle neu strukturiert und auf drei verschiedene Schultern verteilt.

Stella äußerte sich in Bahrain auch zu den ersten Eindrücken vom neuen MCL38 - und zum ersten Technik-Defekt am Donnerstag. Was es damit auf sich hat, lest Ihr in diesem Artikel: