Lando Norris wurde in wenigen Jahren vom schüchternen Rookie zum Formel-1-Star. Zum Anlass seiner vorzeitigen Vertragsverlängerung bei McLaren wirft Motorsport-Magazin.com einen Blick auf die rasante Entwicklung des Piloten.
Norris startete im Alter von sieben Jahren das Kartfahren und bestritt erfolgreich einige Nachwuchsserien. 2017 wurde er auf Anhieb Formel-3-Meister und verdiente sich so die Aufmerksamkeit von McLaren und einen Platz in dessen Junior-Programm. Im Jahr 2018 war Norris bereits Reservefahrer für den britischen Rennstall und kämpfte in der Formel 2 um den Titel, den er schlussendlich knapp an George Russell verlor. Eine große Tragödie war das nicht, denn der Sitz in der Formel 1 war bereits gesichert. Norris gab 2019 sein Debüt in der Königsklasse. Der damals 19-Jährige fuhr bei McLaren an der Seite von Carlos Sainz.
Schon in seiner Debüt-Saison zeigte Norris Potential. Nicht umsonst zählt er zu den besten Rookies der letzten fünf Jahre. Bei seinem ersten Grand Prix schaffte es der Brite ins Q3. Schon beim nächsten Rennen folgten die ersten F1-Punkte. Das Qualifying-Duell gewann Neuling Norris gegen seinen deutlich erfahreneren Teamkollegen Sainz mit 11:10. In den Rennen reichte es maximal für P6, was damals für McLaren eine ansehnliche Leistung war.
Deprimierter Witzbold
Norris überzeugte als Rookie jedoch nicht nur mit seinem Können auf der Rennstrecke. Der Brite stieß mit seiner humorvollen Art schnell auf große Beliebtheit. Norris präsentierte sich als Gamer und Witzbold, der fleißig in den sozialen Medien postete. Zudem zeigte er sich häufig auf der Streaming-Plattform Twitch von einer persönlichen Seite und trat dort mit seinen Bewunderern in direkten Kontakt. Besonders bei jungen F1-Fans löste das große Begeisterung aus.
Obwohl Norris in seiner Debüt-Saison seinen Status als aufstrebendes F1-Talent bestätigen konnte und ein Publikumsliebling wurde, war der junge Pilot längst nicht ausgereift. Fehler auf der Rennstrecke waren nicht so sehr das Problem, vielmehr fehlte es dem Briten an Selbstvertrauen. Auf kleine Patzer reagierte Norris mit harscher Selbstkritik. 2021 gab der Brite zu, dass ihn in seiner Rookie-Saison starke Zweifel plagten. "Ich war oft deprimiert. Wenn ich ein schlechtes Wochenende hatte, habe ich mir gedacht, dass ich nicht gut genug bin", sagte er in der britischen Frühstücks-Show This Morning.
Ernste Veränderung
Norris entwickelte sich rasant weiter. Mit seinem ersten Podium beim Österreich Grand Prix 2020 feierte der Brite seinen ersten Meilenstein in der Formel 1. Wieder setzte er sich im Qualifying-Duell gegen Sainz durch und trieb die Entwicklung bei McLaren voran. Das Image des Witzbolds versuchte er 2020 abzuschütteln. Die Kritik, er würde seine Rolle als F1-Pilot nicht ernst genug nehmen, führten zu weniger Späßen und selteneren Auftritten auf Twitch & Co. "Ich habe mich etwas verändert, aber nur, um mehr aus mir herauszuholen", begründete Norris damals den Imagewechsel.
Norris drittes Formel-1-Jahr brachte große Veränderungen. Mit Daniel Ricciardo bekam der Brite einen neuen Teamkollegen, der mehrere Rennsiege vorweisen konnte. Zeitgleich war nun Norris derjenige, mit der meisten McLaren-Erfahrung. Den Spekulationen, dass er neben Ricciardo untergehen würde, nahm er schnell den Wind aus den Segeln.
2021 holte Norris vier Podien und seine erste Pole Position. Er distanzierte sich klar von Teamkollege Ricciardo, der im McLaren Probleme hatte. Zweimal schnupperte der Brite in dieser Saison Siegesluft. Beim Russland GP machte ihm jedoch ein Regenschauer kurz vor Schluss einen Strich durch die Rechnung. In Monza war es Ricciardo, der beim McLaren Doppelsieg auf den ersten Platz fuhr. Dennoch wuchs 2021 das Selbstvertrauen des jungen Piloten und Norris fuhr seine "bisher beste Saison".
Siegloser Superstar
Noch vor Saisonstart 2022 verlängerte Norris mit McLaren bis einschließlich 2025. Es folgte eine fast fehlerlose Saison, in der der Brite zum Mittelfeldkönig aufstieg. Im teaminternen Duell gegen Ricciardo dominerte Norris und deklassierte den Australier. Obwohl der McLaren nicht für Spitzenleistungen ausreichte, holte Norris als einziger Mittelfeldpilot ein Podium. Von mangelndem Selbstvertrauen war keine Rede mehr. Der Brite hatte längst in der Formel 1 Fuß gefasst und war zum Synonym für die Zukunft McLarens geworden.
Der Start in das Jahr 2023 verlief holprig, nicht aber wegen Norris. McLaren landete mit dem MCL60 einen Fehlgriff und der Rennstall musste sich im Vergleich zum Vorjahr weiter hinten einreihen. Norris hätte lieber keine Vertragsverlängerung unterzeichnen sollen, meinten viele Fans des Briten. Sogar Red Bull habe sich bei ihm gemeldet, hieß es.
Norris glaubte jedoch weiterhin an sein Team – zurecht. McLaren schaffte noch 2023 die große Kehrtwende. Plötzlich waren wieder Podien möglich. Nicht nur für Norris, sondern auch für dessen Rookie-Teamkollegen Oscar Piastri, der viel Potential verspricht. Der Brite übernahm in dieser Saison klarer denn je die Rolle des Teamleaders und konnte sich mit seiner Erfahrung gegen Piastri, den aufstrebenden Stern der Formel 1, behaupten. Nur der erste Sieg bleibt weiterhin ausständig. Ist dieser nur noch eine Frage der Zeit? Norris scheint davon überzeugt zu sein, dass er mit McLaren noch Großes vor sich hat. Eine vorzeitige Vertragsverlängerung ist dafür ein deutliches Zeichen.
diese Formel 1 Nachricht